Rheinische Post Erkelenz

Das passende Internat finden

- VON INA ARMBRUSTER

Mehr als 300 Internate gibt es Deutschlan­d. Wie finde ich da das richtige für mein Kind? Mehrere Internatsv­erbände beraten Eltern und Kinder kostenlos.

Warum sollte ein Kind auf ein Internat gehen? Die Gründe für einen Internatsb­esuch sind vielfältig. Manche Kinder haben an den Regelschul­en Schwierigk­eit mit dem Lernpensum und benötigen individuel­le Unterstütz­ung in kleinen Klassen mit intensiver Betreuung. Andere sind hochintell­igent oder haben spezielle Hobbys und Interessen, für die sie im Internat perfekte Bedingunge­n finden. Manch ein Einzelkind möchte auch mehr Zeit mit Gleichaltr­igen verbringen. Oft entspannt der Internatsb­e- such auch die familiäre Situation. „Wenn beide Eltern arbeiten, ist es im Alltag oft stressig. Geht das Kind auf ein Internat, verbringen die Eltern mit ihren Kindern am Wochenende eine wesentlich intensiver­e, schönere Zeit als zuvor“, ist die Erfahrung von Regina Wagner von der Beratung „Die Internate“. Ist ein Internat überhaupt das Richtige für mein Kind? „Die Auswahl ist entscheide­nd“, sagt Petra Stieb vom Verband Deutscher Privatschu­lverbände (VDP). „Das Kind und das Internat müssen zueinander­passen. Kein Internat würde über längere Zeit ein Kind behalten, das dort nicht sein möchte.“Selbst wenn der Internatsb­esuch ursprüngli­ch die Idee der Eltern war: „Spätestens bei einer Probewoche merken die Kinder meist, dass sie sich wohlfühlen.“ Wie finde ich das passende Internat? Bei mehr als 300 Internaten in Deutschlan­d ist es kaum möglich, selbst alle Angebote zu vergleiche­n. Deshalb gibt es Internatsb­eratungen. Vor einem Termin dort sollten die wichtigste­n Kriterien fest- gelegt werden: Welcher Schulabsch­luss soll erreicht werden? Welche Sprachreih­enfolge? G8- oder G9-Abitur? Welches Hobby muss angeboten werden? Wie weit darf das Internat vom Heimatort entfernt sein? „Die drei oder vier Internate, die dann in die engere Auswahl kommen, sollte man auf jeden Fall vorher ansehen und Probewoche­n nutzen“, sagt Petra Stieb. Auch Regina Wagner warnt vor Schnellsch­üssen: „Für die Auswahl sollte man sich etwa zwei bis drei Monate Zeit nehmen.“ Was bieten Internate? Die Klassen sind in der Regel kleiner als an staatliche­n Schulen (meist nur acht bis 15 Schüler), außerdem gibt es eine intensive Hausaufgab­enbetreuun­g. Daneben hat jedes Internat bestimmte Schwerpunk­te. So können die Schüler zum Beispiel ein internatio­nales Abitur machen oder parallel zum Abitur einen Gesellenbr­ief in einem handwerkli­chen Beruf erwerben. Andere Einrichtun­gen bieten Freizeitmö­glichkeite­n wie Golf, Segeln, Reiten, Theater oder Musikkurse. Im Mittelpunk­t steht immer die Charakterb­ildung des Schülers. Außerdem: „Für die Kinder ist das Internat eine zweite Heimat, mit der sie viele Erinnerung­en verbinden. Deswegen sind die Netzwerke unter den Schülern später besonders stark ausgebilde­t“, so Wagner. Was kostet ein Internat? Für einen Internatsb­esuch fallen monatlich etwa 1500 bis 2700 Euro an. Petra Stieb berät auch zu Finanzieru­ngsmöglich­keiten wie Teilstipen­dien oder Schüler-Bafög. „Außerdem muss man bedenken, dass ein Kind zu Hause auch Geld kostet.“ Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Wechsel? Einige wenige Internate nehmen bereits Grundschül­er auf, viele wechseln nach der vierten Klasse oder im Laufe der Mittelstuf­e. „Mit Beginn der Pubertät beginnen oft die schulische­n Schwierigk­eiten, deswegen gibt es besonders viele Anfragen für die 7. oder 8. Klasse“, erklärt Stieb. „Ein Wechsel ist auch im laufenden Schuljahr möglich.“In der Oberstufe könnte es schwierige­r werden, ein Internat zu finden. In den höheren Klassen sind die Einrichtun­gen oft voll belegt.

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FOTO: SCHLOSS VARENHOLZ Kleine Klassen, individuel­le Förderung und Betreuung sowie ein breites Freizeitan­gebot zeichnen Internate aus.

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