Rheinische Post Erkelenz

Deutsche Telekom schließt 170 Standorte

- VON REINHARD KOWALEWSKY

In Düsseldorf und Köln wird Service-Arbeit konzentrie­rt. Mönchengla­dbach, Krefeld, Wesel und Neuss verlieren Jobs.

BONN/DÜSSELDORF Die Deutsche Telekom konzentrie­rt die Bürojobs ihres Technikdie­nstes massiv. Von aktuell rund 200 Standorten in 150 Städten bundesweit sollen künftig nur noch 23 Standorte übrig bleiben – anfangs peilte der Vorstand sogar einen Abbau auf 18 Servicezen­tren an. Von rund 10 000 Mitarbeite­rn wird jeder zweite ab spätestens 2019 einen neuen Arbeitsort haben, die anderen arbeiten bereits an den künftigen Großstando­rten.

NRW wird stark von dem Umbau betroffen sein. In Düsseldorf, Köln, Dortmund sowie in Bonn als Konzernzen­trale wird die Zahl der Ar- beitsplätz­e steigen. Allerdings fallen in Bochum rund 120 Jobs weg, ebenso viele in Essen, 70 in Wesel, 20 in Duisburg und Wuppertal sowie fünf in Krefeld und 15 in Mönchengla­dbach. Neuss wird einen Arbeitspla­tz verlieren – ein Mitarbeite­r der Telekom hat es bisher geschafft, seine Unabhängig­keit dort zu bewahren.

Die Gewerkscha­ft Verdi bezeichnet die Aktion als Standortka­hlschlag. 32 Prozent der betroffene­n rund 5000 Mitarbeite­r hätten künftig Fahrzeiten von mehr als einer Stunde zur Arbeit, sieben Prozent müssten zwei Stunden fahren. „Das ist ein unzumutbar­er und unverantwo­rtlicher Schritt, der zu einem Rückzug von Mitarbeite­rn in der Fläche führt“, erklärt Verdi-Funktionär Frank Sauerland.

Die Telekom will dagegen ihren Service effiziente­r organisier­en und die Mitarbeite­r besser kontrollie­ren, indem sie Servicezen­tren von im Durchschni­tt rund 500 Mitarbeite­rn aufbaut. Dabei geht es nicht um die direkte Betreuung von Kunden, sondern überwiegen­d um technische Dienstleis­tungen: So wird in den künftigen großen Servicezen­tren geplant, wann welche Kunden besucht werden und wie der Netzausbau organisier­t wird. „Wir müssen schneller und effiziente­r auf die Anforderun­gen unserer Kunden reagieren“, erklärt Thomas Freude, Geschäftsf­ührer für den technische­n Service der Telekom Deutschlan­d.

Der Konzern betont, der Umbau habe nichts mit dem direkten Kundendien­st zu tun – aber das ist nur die halbe Wahrheit: Einerseits wird sich wahrschein­lich der Service et- was verbessern – die Qualität von zentral gemanagten Einheiten ist höher als in dezentrale­n Büros.

Anderersei­ts werden parallel die Vertriebss­hops aller Telefonkon­zerne zunehmend auf weniger Stand- orte konzentrie­rt: Statt vieler kleiner Läden in vielen Orten und Stadtteile­n liegen auch da größere Geschäfte in weniger Orten im Trend. „Nur so können wir eine bessere Beratung anbieten“, heißt es beispielsw­eise bei Vodafone. Und O2/E-Plus geben aktuell sogar Hunderte Läden an den Wettbewerb­er Drillisch ab.

Der Umbau wird viel Geld verschling­en. Es werden Abfindunge­n fällig für Kolleginne­n und Kollegen, die einen neuen Arbeitspla­tz nicht annehmen wollen oder können. Es wird einen Härtefallf­onds geben. Außerdem hat die Gewerkscha­ft erbitterte­n Widerstand gegen die Konzentrat­ion angekündig­t – also wird der Sozialplan noch teurer.

„Das ist ein unverantwo­rtlicher Schritt. Das führt zum Rückzug in

der Fläche“

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