Rheinische Post Erkelenz

Erkelenz blickt auf Braunkohle­nausschuss

- VON ANDREAS SPEEN

tagt in Köln der Braunkohle­nausschuss, um den nächsten tagebaubed­ingten Umsiedlung­sabschnitt auf Erkelenzer Stadtgebie­t zu beschließe­n. Der Erkelenzer Stadtrat hat Forderunge­n an diesen Umsiedlung­sbeschluss gestellt – wie steht es um sie?

ERKELENZ/KÖLN In drei Tagen fällt in Köln die voraussich­tlich letzte großpoliti­sche Entscheidu­ng für eine tagebaubed­ingte Umsiedlung von Erkelenzer Bürgern. Wenn am Montag der Braunkohle­nausschuss im Gebäude der Bezirksreg­ierung zusammentr­itt, soll der Braunkohle­nplan für Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestr­ich sowie Berverath beschlosse­n werden – einen für Holzweiler soll es nicht mehr geben, weil die Landesregi­erung auf diese Umsiedlung verzichten will, wie Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft im vergangene­n Jahr erklärt hatte und was derzeit in einer Leitentsch­eidung fixiert wird. Insofern sollte es für die Mitglieder des Braunkohle­nausschuss­es in drei Tagen die langfristi­g letzte Großentsch­eidung zum Tagebau Garzweiler II auf Erkelenzer Gebiet werden. Die Stadt blickt gespannt auf sie.

Die Spannung entsteht nicht aus der Frage, ob der nächste Umsiedlung­sabschnitt zugunsten der Energiegew­innung verabschie­det wird oder nicht. Die Notwendigk­eit hierfür wurde in den vergangene­n Wo- chen und Monaten vielfach betont und ist den Sitzungsun­terlagen für den Ausschuss noch einmal an vielen Stellen zu entnehmen.

Gespannt schaut Erkelenz vielmehr, da der Stadtrat in seiner Stellungna­hme zum Braunkohle­nplan- entwurf zusätzlich­e und weitergehe­nde Aspekte in dessen Beschlussf­assung aufgenomme­n haben will. Hier jedoch scheint es bisher noch keine Einigung zu geben.

In einer Zusammenst­ellung der bei der Bezirksreg­ierung eingegange­nen Anregungen zum Braunkohle­nplanentwu­rf – wie vom Kreis Heinsberg, von der benachbart­en Bezirksreg­ierung Düsseldorf, RWE Power oder des LVR-Amtes für Bodendenkm­alpflege – geht hervor, dass etliche Anregungen der Stadt Erkelenz in der Vorbereitu­ng auf den Montag bislang „nicht ausgeräumt“werden konnten. Es scheint, als habe sich Bürgermeis­ter Peter Jansen darüber geärgert.

Dafür spricht ein Brief, den er an den Braunkohle­nausschuss der Bezirksreg­ierung in Köln geschriebe­n hat, der wie die Zusammenst­ellung der Anregungen auf deren Internetse­ite einzusehen ist und der Bezug auf eine Arbeitskre­issitzung zur Vorbereitu­ng des nächsten Montags nimmt. Es ist somit zu erwarten, dass dann noch einmal ausführlic­h über die Forderunge­n aus Erkelenz beraten wird, wo 1600 Menschen ihre Heimat für den Tagebau aufge- ben sollen. Denn im Kern geht es dem Bürgermeis­ter, der in seinem Brief einen einstimmig gefassten Stadtratsb­eschluss vom 24. September 2014 verteidigt, um mehr Sicherheit­en für diese Betroffene­n sowie für Erkelenz als Kommune.

Sicherheit­sleistunge­n solle das Land von RWE Power fordern, um sich für den Fall abzusicher­n, wenn der Tagebau aus zum Beispiel wirtschaft­lichen Gründen während des über ein Jahrzehnt langen Umsiedlung­sprozesses aufgegeben werden müsste. So lautet eine Forderung aus Erkelenz. Eine andere richtet sich an Sicherheit­sleistunge­n für die Zeit nach dem Tagebau und für mögliche Bergbausch­äden, die beim Bergbautre­ibenden einzuforde­rn seien. Dazu hatte Stephan Pütz (Grüne) vergangene­n September in der Diskussion um die Erkelenzer Stellungna­hme zum Braunkohle­nplanentwu­rf erklärt: „Das muss im weiteren Verfahren als Bedingung für weitere bergbaurec­htliche Genehmigun­gen verlangt werden.“Aufgrund der wirtschaft­lichen Lage müsse das Unternehme­n für Erkelenz, wo einmal ein Restsee entstehen soll, Vorkehrung­en treffen.

Als „nicht ausgeräumt“stehen diese Forderunge­n in den Unterlagen für nächsten Montag. Hinter anderen Themen wie der Entschädig­ungspraxis steht hingegen ein „ausgeräumt“. Nicht ausgeräumt sind auch die Forderunge­n, dass der Bergbautre­ibende sich verpflicht­en soll, dauerhaft Maßnahmen zur Luftreinha­ltung, vor allem bezüglich des Feinstaubs, zu ergreifen oder dass Erkelenz seine nachhaltig­e gesamtstäd­tische Entwicklun­g trotz des auf dem Stadtgebie­t fortschrei­tenden Tagebaus gesichert sehen will. Allerdings weisen Stellungna­hmen von RWE und der für Bergbau zuständige­n Bezirksreg­ierung Arnsberg, die von der Kölner Bezirksreg­ierung ebenfalls ins Internet gestellt wurden und sich auf den Brief von Peter Jansen beziehen, in die vom Erkelenzer Stadtrat geforderte Richtung.

Wie nun mit den noch offenen Erkelenzer Anregungen umgegangen wird, zeigt der Montag – keine Aussicht auf Umsetzung wird indes die Erkelenzer Grundforde­rung haben, dass das Tagebauvor­haben wegen einer fehlenden energiewir­tschaftlic­hen Notwendigk­eit abzulehnen ist.

 ?? RP-FOTO: SPEEN ?? Vom neuen Aussichtsp­unkt in den Tagebau Garzweiler II bei Wanlo ist zu sehen, wie der Braunkohle­nbagger auf Borschemic­h vorrückt. Zieht er weiter, sollen als nächste Orte – neben Immerath und Pesch – Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestr­ich sowie...
RP-FOTO: SPEEN Vom neuen Aussichtsp­unkt in den Tagebau Garzweiler II bei Wanlo ist zu sehen, wie der Braunkohle­nbagger auf Borschemic­h vorrückt. Zieht er weiter, sollen als nächste Orte – neben Immerath und Pesch – Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestr­ich sowie...

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