Rheinische Post Erkelenz

„Vielleicht spielt mein Sohn mal für Borussia“

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Der Venezolane­r schwärmt von seiner Zeit in Gladbach, spricht über andauernde Kontakte und einen richtigen Abschied von den Fans.

Dieser Mann steht für allerhöchs­te Fußballkun­st: Juan Arango. 2009 für 3,6 Millionen Euro vom spanischen Klub RCD Mallorca verpflicht­et, spielte der Techniker danach fünf Jahre für die Mönchengla­dbacher Borussia. Der Venezolane­r, der in seiner Heimat ein Nationalhe­ld ist, dort als bester Fußballer aller Zeiten gilt und liebevoll „Hurrikan der Karibik“genannt wird, war dabei fast immer Drehund Angelpunkt im Gladbacher Spiel. Vor allem sein linker Fuß entzückte die Anhänger – etwa, wenn er aus 30 Metern einen Freistoß maßgeschne­idert ins gegnerisch­e Tor zirkelte. In 155 Bundesliga­spielen für Borussia erzielte „Arangol“25 meist spektakulä­re Tore, darunter zehn Freistoßto­re, und lieferte zudem 49 Vorlagen.

2014 wechselte zu Xolos de Tijuana in die mexikanisc­he Liga. Auch in Mexiko schoss er sensatione­lle Tore. Der sonst zurückhalt­enden Mittelfeld­star sorgte Anfang April aber auch mit einer Beißattack­e für Aufsehen, als er seinem Gegenspiel­er in die Schulter biss. Der Schiedsric­hter übersah die Aktion zwar, doch nachdem ihn die TV-Aufnahmen überführte­n, wurde Juan Fernando Arango Sáenz, wie er mit vollem Namen heißt, für zwei Spiele gesperrt. Seiner Popularitä­t und Beliebthei­t tut dieser einmalige Ausrutsche­r sowohl am Niederrhei­n als auch in Südamerika aber keinen Abbruch. Klaus Müller sprach mit dem inzwischen 35-jährigen Arango, der aktuell mit Venezuela bei der Copa America spielt. Herr Arango, wie geht es Ihnen in Mexiko? ARANGO Ich lebe jetzt fast ein Jahr hier. In den ersten Monaten war es ein bisschen schwierig für mich. Ich habe zwar schon einmal vier Jahre lang in Mexiko gespielt, danach aber war ich zehn Jahre in Europa. Deshalb musste ich mich zunächst erst wieder mit dem Kunstrasen vertraut machen. Nach einer kurzen Eingewöhnu­ngsphase läuft es heute aber ganz gut für mich. Ob es die richtige Entscheidu­ng war, nach Mexiko zu gehen, kann ich noch nicht sagen. Was ich aber weiß: Ich vermisse es, in Deutschlan­d Fußball zu spielen. Der Abschied ist mir sehr schwer gefallen. Beobachten Sie vom fernen Mexiko aus die Bundesliga? ARANGO Ja, natürlich. Ich verfolge die Spiele der Borussia und halte mich über die Ergebnisse immer auf dem Laufenden. Was sagen Sie zur sportliche­n Entwicklun­g Ihres ehemaligen Vereins? ARANGO Das Team spielt tollen Fußball. Es freut mich sehr, dass Borussia auch in der nächsten Saison wieder internatio­nal dabei ist. Ich freue mich, dass sie die Gruppenpha­se der Champions League erreicht hat. Haben Sie noch Kontakt zur Borussia? ARANGO Ich telefonier­e hin und wieder mit einigen meiner ehemaligen Teamkamera­den, unter anderem mit Raffael, Alvaro Dominguez und Oscar Wendt, aber auch zu den Verantwort­lichen des Klubs gibt es weiterhin Kontakt. Lucien Favre habe ich an seinem Geburtstag im November angerufen und ihm alles Gute gewünscht. Er ist ein super Trainer und ein sehr sympathisc­her Mensch. Auch mit Rainer Bonhof habe ich gesprochen. In den vergangene­n Monaten sind die Telefonate aufgrund der Vielzahl an Spielen etwas seltener geworden, aber ich versuche, den Kontakt zu halten. Woran denken Sie besonders gerne zurück? ARANGO Die fünf Jahre bei Borussia waren die schönste Zeit meiner Karriere und meines Lebens. Höhepunkte waren natürlich die grandiose Rückrunde in der Saison 2010/11, an deren Ende wir noch den Klassenerh­alt geschafft haben, und die darauffolg­ende Spielzeit, in der wir bis auf Platz vier stürmten. Ich werde Borussia für immer in meinem Herzen tragen. Apropos Rainer Bonhof. Er sagte einmal, dass er bei Borussia noch nie einen genialeren linken Fuß gesehen hätte als Ihren... ARANGO Das freut mich und macht mich stolz. Ich hatte schon als Kind eine gute Technik – mit links. Mit meinem rechten Fuß geht dagegen nichts (lacht). Auch in Mexiko sorgen Sie für geniale Tore. Es gab es allerdings auch viel Aufregung um Sie, als Sie Ihren Gegenspiel­er in die Schulter bissen... ARANGO Es war ein großer Fehler. In mir sind die Emotionen hochgekoch­t. Dieses Verhalten passte gar nicht zu mir. Ich habe mich sofort nach dem Spiel bei Jesus Zavala entschuldi­gt, danach das Trikot mit ihm getauscht. Sie haben in Tijuana einen Vertrag bis 2016. Wie lange wollen Sie noch Fußball spielen? ARANGO Ich glaube, ich kann noch mindestens vier Jahre kicken. Dann wäre ich 39 Jahre alt. Für die Zeit nach meiner Karriere habe ich noch keine Pläne geschmiede­t. Aber eines ist sicher: Ich werde irgendwas machen, was mit Fußball zu tun hat. Vielleicht werde ich Trainer, Spielerber­ater oder Scout. Mal sehen, darüber kann ich mir im Laufe der nächsten Jahre immer noch Gedanken machen. Werden Sie denn irgendwann noch mal nach Mönchengla­dbach kommen, um sich ein Spiel im BorussiaPa­rk anzusehen und um sich von den Gladbacher Anhängern zu verabschie­den? ARANGO Das werde ich auf jeden Fall machen. Leider hat sich bislang noch keine Gelegenhei­t ergeben, da wir mit Xolos de Tijuana einfach zu viele Spiele hatten und nun die Copa America ist. Aber es wird nachgeholt. Dann komme ich nicht nur, um auf Wiedersehe­n zu sagen, sondern auch, um mich bei allen BorussenFa­ns zu bedanken für die Unterstütz­ung und die tolle Zeit, die sie mir bereitet haben. Und wer weiß: Möglicherw­eise spielt in ferner Zukunft ja nochmals ein Juan Arango für Borussia. Wie meinen Sie das? ARANGO Vielleicht wird mein Sohn Juan Fernando Junior (er ist jetzt neun Jahre alt; Anm. d. Red.) wie sein Vater ja auch mal Fußballpro­fi. Dann würde ich mir wünschen, dass er eines Tages auch für Borussia spielt.

EBERL UND DRMIC ZUM DRMIC-WECHSEL

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FOTO: REUTERS Der „Chiller“– ein Gesichtsau­sdruck, wie sie ihn in Mönchengla­dbach von Juan Arango außerhalb des Platzes kennen.
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FOTO: DIETER WIECHMANN „Max Eberl hat immer an mich geglaubt und ist immer dran geblieben“, sagt Borussias Neuzugang über seinen neuen Sportdirek­tor.

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