Ärger um Gratis-Kino in Essen
Buchhändler und Kinobetreiber sauer auf Stadt und Veranstalter Amazon.
ESSEN Der Onlinehändler Amazon ist dem Buchhandel schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt bringt der Internetriese auch Kino-Betreiber gegen sich auf. Ab dem 1. Juli lädt Amazon für fünf Tage zum Open-Air-Kino auf den Kennedyplatz in Essen ein – kostenfrei. Das sorgt für Zündstoff. „Die Schriftsteller, Verlage und Buchhandlungen kämpfen gegen die Markt- und Manipulationsmacht von Amazon. Dass Amazon hier keine Steuern zahlt, ist bekannt; ebenso die katastrophalen Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter“, sagt Peter Kolling von der Essener Buchhandlung Proust.
Kolling versteht nicht, warum die Essener Marketinggesellschaft (EMG) Amazon eine Plattform bietet. „Wir kämpfen gegen den Leerstand in den Innenstädten, und die Stadt lässt das Unternehmen in einem guten Licht dastehen, obwohl es in vielerlei Hinsicht verbrannte Erde hinterlässt.“Dem stimmt Marianne Menze, Geschäftsführerin der Lichtburg, zu: „Das Gratis-Kino steht nicht in direkter Konkurrenz zu uns, da dort gestreamte AmazonFilme zu sehen sind. Doch ich wundere mich, dass man Amazon hier mit offenen Armen empfängt.“
Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, ist zwiegespalten. „Ich verstehe, dass einige nicht glücklich damit sind. Die Einzelhändler zahlen Steuern, beteiligen sich an Aktionen, und jetzt kommt der personifizierte Onlinehandel und bietet Gratis-Kino an.“Er glaubt aber, dass durch das Angebot einige Tausend Besucher in die Innenstadt gelockt werden. Ähnlich sieht das die Mayersche Buchhandlung: „Einen ge- wissen Beigeschmack kann man der Aktion nicht absprechen, auf der anderen Seite erhöhen die Veranstaltungen am Kennedyplatz aber die Frequenz in der Innenstadt“, sagt Sprecher Torsten Woywod.
Dieter Groppe, EMG-Prokurist, sagt, dass es bei der Genehmigung nie darum ging, wer der Veranstalter ist. „Der Platz wird das ganze Jahr über für öffentliche Promotion von verschiedenen Veranstaltern genutzt. Für uns gab es keinen Grund, Amazon diese Nutzung zu untersagen. Der Händler ist zwar ein Konkurrent, wir hätten das aber auch Sky oder Unitymedia genehmigt.“
Buchhändler Peter Kolling ist vor allem über die Art und Weise verärgert, wie die Stadt mit dem Thema umgegangen ist. „Die Programmkinos wurden gar nicht informiert.“Marianne Menze nennt diese Vorgehensweise „unsensibel“.