Rheinische Post Erkelenz

Ärger um Gratis-Kino in Essen

- VON JESSICA KUSCHNIK

Buchhändle­r und Kinobetrei­ber sauer auf Stadt und Veranstalt­er Amazon.

ESSEN Der Onlinehänd­ler Amazon ist dem Buchhandel schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt bringt der Internetri­ese auch Kino-Betreiber gegen sich auf. Ab dem 1. Juli lädt Amazon für fünf Tage zum Open-Air-Kino auf den Kennedypla­tz in Essen ein – kostenfrei. Das sorgt für Zündstoff. „Die Schriftste­ller, Verlage und Buchhandlu­ngen kämpfen gegen die Markt- und Manipulati­onsmacht von Amazon. Dass Amazon hier keine Steuern zahlt, ist bekannt; ebenso die katastroph­alen Arbeitsbed­ingungen der Leiharbeit­er“, sagt Peter Kolling von der Essener Buchhandlu­ng Proust.

Kolling versteht nicht, warum die Essener Marketingg­esellschaf­t (EMG) Amazon eine Plattform bietet. „Wir kämpfen gegen den Leerstand in den Innenstädt­en, und die Stadt lässt das Unternehme­n in einem guten Licht dastehen, obwohl es in vielerlei Hinsicht verbrannte Erde hinterläss­t.“Dem stimmt Marianne Menze, Geschäftsf­ührerin der Lichtburg, zu: „Das Gratis-Kino steht nicht in direkter Konkurrenz zu uns, da dort gestreamte AmazonFilm­e zu sehen sind. Doch ich wundere mich, dass man Amazon hier mit offenen Armen empfängt.“

Marc Heisterman­n, Geschäftsf­ührer des Einzelhand­elsverband­es, ist zwiegespal­ten. „Ich verstehe, dass einige nicht glücklich damit sind. Die Einzelhänd­ler zahlen Steuern, beteiligen sich an Aktionen, und jetzt kommt der personifiz­ierte Onlinehand­el und bietet Gratis-Kino an.“Er glaubt aber, dass durch das Angebot einige Tausend Besucher in die Innenstadt gelockt werden. Ähnlich sieht das die Mayersche Buchhandlu­ng: „Einen ge- wissen Beigeschma­ck kann man der Aktion nicht absprechen, auf der anderen Seite erhöhen die Veranstalt­ungen am Kennedypla­tz aber die Frequenz in der Innenstadt“, sagt Sprecher Torsten Woywod.

Dieter Groppe, EMG-Prokurist, sagt, dass es bei der Genehmigun­g nie darum ging, wer der Veranstalt­er ist. „Der Platz wird das ganze Jahr über für öffentlich­e Promotion von verschiede­nen Veranstalt­ern genutzt. Für uns gab es keinen Grund, Amazon diese Nutzung zu untersagen. Der Händler ist zwar ein Konkurrent, wir hätten das aber auch Sky oder Unitymedia genehmigt.“

Buchhändle­r Peter Kolling ist vor allem über die Art und Weise verärgert, wie die Stadt mit dem Thema umgegangen ist. „Die Programmki­nos wurden gar nicht informiert.“Marianne Menze nennt diese Vorgehensw­eise „unsensibel“.

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