Rheinische Post Erkelenz

Kirche am See Genezareth zerstört

- VON SUSANNE KNAUL

Israel ist empört über den Brandansch­lag mutmaßlich extremisti­scher Juden.

JERUSALEM Israelisch­e Politiker fast aller Parteien distanzier­en sich von dem Brandansch­lag auf die Brotvertei­lungskirch­e in Tabgha. In der Nacht zu Donnerstag hatten bislang unbekannte Täter mit mehreren Brandsätze­n das Atrium, einen Lagerraum und den Verbindung­sgang zwischen der Kirche und dem neuen Kloster nahezu vollkommen zerstört, wie Walid Hag, der Bauingenie­ur des neuen Klostergeb­äudes, unserer Zeitung bestätigte. Ein Mönch und ein freiwillig­er Helfer aus Deutschlan­d mussten mit Rauchvergi­ftungen ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden.

„So eine schrecklic­he Entweihung eines historisch­en und heiligen Gebetsorts ist ein Angriff auf jede Faser unseres Lebens in unserem Land“, kommentier­te Staatspräs­ident Reuven Rivlin. Israel sei verpflicht­et, die heiligen Stätten „aller Religionen zu schützen und zu bewahren“. Regierungs­chef Benjamin Netanjahu beauftragt­e den Geheimdien­st Schin Beth mit der Untersuchu­ng, und auch bei der zuständige­n Polizei des israelisch­en Nordsektor­s hat die Aufklärung höchste Priorität.

Ein Mosaik mit zwei Fischen erinnert an Speisung der Fünftausen­d, die sich laut neutestame­ntarischer Überliefer­ung nicht weit von Kapernaum am nördlichen Ufer des Sees Genezareth ereignete. Mit nur fünf Broten und zwei Fischen soll Jesus das Wunder vollbracht haben, 5000 Männer zu sättigen. In Anlehnung an ein jüdisches Gebet sprühten die Täter an eine Außenwand der Kirche mit roter Farbe und auf Hebräisch den Spruch: „Die falschen Götter werden zerschmett­ert werden.“Das verstärkt den Verdacht, dass die Angreifer unter extremisti­schen Ju- den zu suchen sind. Vermutlich handelt es sich um die radikale Gruppe einiger israelisch­er Siedler, die wiederholt Schaden an muslimisch­en und christlich­en Stätten anrichtete. Aus Solidaritä­t mit den Christen besuchte eine Delegation des Zionistisc­hen Lagers, Israels größter Opposition­spartei, gestern Tabgha. Die Brotvertei­lungskirch­e war Treffpunkt auch für Behinderte, die das Schwimmbad nutzten und den kleinen Zoo besuchten. Das ist jetzt nicht mehr möglich.

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FOTO: DPA Ein Mönch betrachtet die schweren Schäden, die der Brandansch­lag auf die Brotvermeh­rungskirch­e in Tabgha angerichte­t hat.

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