Kirche am See Genezareth zerstört
Israel ist empört über den Brandanschlag mutmaßlich extremistischer Juden.
JERUSALEM Israelische Politiker fast aller Parteien distanzieren sich von dem Brandanschlag auf die Brotverteilungskirche in Tabgha. In der Nacht zu Donnerstag hatten bislang unbekannte Täter mit mehreren Brandsätzen das Atrium, einen Lagerraum und den Verbindungsgang zwischen der Kirche und dem neuen Kloster nahezu vollkommen zerstört, wie Walid Hag, der Bauingenieur des neuen Klostergebäudes, unserer Zeitung bestätigte. Ein Mönch und ein freiwilliger Helfer aus Deutschland mussten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
„So eine schreckliche Entweihung eines historischen und heiligen Gebetsorts ist ein Angriff auf jede Faser unseres Lebens in unserem Land“, kommentierte Staatspräsident Reuven Rivlin. Israel sei verpflichtet, die heiligen Stätten „aller Religionen zu schützen und zu bewahren“. Regierungschef Benjamin Netanjahu beauftragte den Geheimdienst Schin Beth mit der Untersuchung, und auch bei der zuständigen Polizei des israelischen Nordsektors hat die Aufklärung höchste Priorität.
Ein Mosaik mit zwei Fischen erinnert an Speisung der Fünftausend, die sich laut neutestamentarischer Überlieferung nicht weit von Kapernaum am nördlichen Ufer des Sees Genezareth ereignete. Mit nur fünf Broten und zwei Fischen soll Jesus das Wunder vollbracht haben, 5000 Männer zu sättigen. In Anlehnung an ein jüdisches Gebet sprühten die Täter an eine Außenwand der Kirche mit roter Farbe und auf Hebräisch den Spruch: „Die falschen Götter werden zerschmettert werden.“Das verstärkt den Verdacht, dass die Angreifer unter extremistischen Ju- den zu suchen sind. Vermutlich handelt es sich um die radikale Gruppe einiger israelischer Siedler, die wiederholt Schaden an muslimischen und christlichen Stätten anrichtete. Aus Solidarität mit den Christen besuchte eine Delegation des Zionistischen Lagers, Israels größter Oppositionspartei, gestern Tabgha. Die Brotverteilungskirche war Treffpunkt auch für Behinderte, die das Schwimmbad nutzten und den kleinen Zoo besuchten. Das ist jetzt nicht mehr möglich.