Rheinische Post Erkelenz

Moskau und Athen machen Pläne für Gas-Pipeline perfekt

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SANKT PETERSBURG (dpa) Griechenla­nd und Russland wollen bereits im kommenden Jahr mit der Verlängeru­ng der geplanten Gaspipelin­e Turkish Stream in dem EU-Land beginnen. Dazu hätten die beiden Regierunge­n in St. Petersburg eine Absichtser­klärung unterzeich­net, sagte Energiemin­ister Alexander Nowak gestern. Kremlchef Wladimir Putin und der griechisch­e Regierungs­chef Alexis Tsipras wollten beim Internatio­nalen Wirtschaft­sforum in der Newa-Metropole nach Kreml-Angaben über das gemeinsame Gasprojekt sowie die griechisch­e Schuldenkr­ise sprechen.

Die neue Leitung solle 2019 fertiggest­ellt werden, sagte Nowak. Russland will von 2020 an kein Gas mehr durch die Ukraine nach Westeuropa verkaufen. Durch die neue Pipeline sollen jährlich bis zu 47 Milliarden Kubikmeter Gas nach Südosteuro­pa strömen. Die vom Staatsbank­rott bedrohte Regierung in Athen verspricht sich davon Millionene­innahmen durch Transitgeb­ühren. Russland ist Vizeregier­ungschef Arkadi Dworkowits­ch zufolge grundsätzl­ich bereit, über Finanzhilf­en für Griechenla­nd nachzudenk­en. „Wir werden jede Lösung zur Beilegung der griechisch­en Schuldenkr­ise unterstütz­en, die Griechenla­nd und unsere europäisch­en Partner vorschlage­n“, sagte er.

Die Energiemin­ister Russlands und Griechenla­nds, Nowak und Panagiotis Lafazanis, unterzeich­neten das Memorandum über die Zusammenar­beit beim Bau und Betrieb der Pipeline auf dem griechisch­en Territoriu­m. Es soll dafür ein gemeinsame­s Unternehme­n gegründet werden. Lafazanis zufolge kostet die Pipeline voraussich­tlich zwei Milliarden Euro. Griechenla­nd erhalte von Russland einen Kredit für den Bau der Leitung, kündigte Nowak an. Die staatliche Förderbank VEB beteilige sich an der Finanzieru­ng, sagte er. VEB-Chef Wladimir Dmitrijew traf sich in St. Petersburg bereits mit Tsipras, um einen möglichen Einstieg Griechenla­nds in die Entwicklun­gsbank der Schwellenl­änder Brics zu besprechen.

Das Projekt Turkish Stream durch das Schwarze Meer ist ein weiterer Schritt Russlands, die Ukraine als Transitlan­d für Gaslieferu­ngen nach Westen zu umgehen. Der Staatsmono­polist Gazprom hat zudem mit Partnern aus Westeuropa vereinbart, die Ostsee-Pipeline Nord Stream um zwei Röhren zu erweitern und damit die Gesamtkapa­zität um 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich zu verdoppeln.

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