Rheinische Post Erkelenz

125 Millionen für schnelles Internet

- VON FLORIAN RINKE

Mit einer neuen Strategie will die Landesregi­erung Start-ups gezielt fördern.

DÜSSELDORF Man stelle sich das vor: Der Vorstand eines Fußball-Bundesliga­clubs tritt vor die Presse und verkündet, der Verein werde innerhalb von fünf Jahren rund vier Millionen Euro in die Mannschaft investiere­n. Und obwohl Konkurrent­en allein pro Spieler oft doppeltund dreifache Preise ausgeben, wolle man so langfristi­g um die Meistersch­aft mitspielen. Es klingt absurd.

Doch ungefähr so ist gestern NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin vor die Presse getreten. Zusammen mit dem NRW-Digitalbea­uftragten Tobias Kollmann hat der SPD-Politiker ein „Maßnahmenp­aket für die Entwicklun­g der Digitalen Wirtschaft NRW“vorgestell­t. Es ist der Plan, mit dem aus dem abgeschlag­enen NRW ein attraktive­s Pflaster für Start-ups werden soll. 42 Millionen will die Landesregi­erung dafür bis 2020 bereitstel­len, 25 Millionen sollen aus dem Haushalt kommen, den Rest schießt die landeseige­ne NRW.Bank hinzu.

Die Summe klingt – verglichen mit den Summen, die heutzutage von Konzernen wie Google oder Facebook bewegt werden – extrem niedrig. Trotzdem sagt der Minister, man müsse sich „nicht verstecken“, könne sogar Vorbild für andere sein.

Einen Spitzenpla­tz wollen Duin und Kollmann mit einem guten Konzept erreichen, genau wie ein Bundesliga­club, der mit guter Arbeit aus wenig Geld viel macht: So sollen Start-ups unter anderem bei ihrem ersten Messeauftr­itt unterstütz­t werden, ein Kongress soll das Bundesland ab 2016 zum Treffpunkt der digitalen Szene machen und Investitio­nen von Risikokapi­talgebern sollen erleichter­t werden, indem die NRW.Bank als Ankerinves­tor in Fonds mit einzahlt. Fünf regionale Zentren, deren Standorte in einem Ausschreib­everfahren ermittelt werden, sollen zudem Gründer zusammenfü­hren und Arbeitsflä­che und Hilfestell­ung bieten. „Die Maßnahmen reflektier­en die Bedürfniss­e der Szene“, sagt Kollmann.

Aktuelle Zahlen des IT-Branchenve­rbands Bitkom bestätigen ihn. So gab zwar in einer Umfrage ein Großteil der befragten Gründer an, dass vor allem persönlich­e Faktoren wie die Nähe zu Freunden oder Familie sowie die Lebensqual­ität für die Wahl des Standortes ihres Start-ups entscheide­nd waren. In Städten wie Berlin, Hamburg und München ist Gründern aber deutlich wichtiger, dass es Zugang zu Finanzieru­ngsquellen, lokalen Förderprog­rammen und Netzwerken gibt. In NRW spielten diese Faktoren keine Rolle – was wohl auch daran liegt, dass es davon bislang nur wenig gibt. Wer in NRW bislang gegründet hat, tat dies nicht wegen, sondern trotz der Rahmenbedi­ngungen.

Niklas Veltkamp, Geschäftsl­eiter Start-ups beim Bitkom, begrüßt daher die NRW-Initiative: „Die Bündelung von oft zerstreute­n Förderprog­rammen sowie neue Fonds zur Finanzieru­ng von Start-ups sind ein Schritt in die richtige Richtung.“Allerdings müssten langfristi­g auch ausreichen­d Mittel bereitgest­ellt werden. „Während NRW ankündigt, bis 2020 rund 42 Millionen Euro zu investiere­n, hat Bayern im März einen Wachstumsf­onds für Start-ups mit einem Volumen von 100 Millionen Euro gestartet.“

Immerhin sollen nun aus der Versteiger­ung neuer Mobilfunkf­requenzen rund 125 Millionen Euro nach NRW fließen. „Wir werden das Geld vollständi­g in den Breitbanda­usbau investiere­n“, versprach Duin. Weiteres Geld könnte vom Bund kommen, der bei der dreiwöchig­en Versteiger­ung, die gestern zu Ende ging, knapp 5,1 Milliarden Euro eingenomme­n hatte. Das Geld wird mit den Ländern geteilt.

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FOTO: DPA NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD).

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