Rheinische Post Erkelenz

Tennisfest für Genießer

- VON GIANNI COSTA

Henri Leconte, Pat Cash und Michael Stich sind umschwärmt­e Stars beim Charity-Turnier in Düsseldorf.

DÜSSELDORF Die Vergangenh­eit hängt im Rochusclub an den Wänden. Im Vereinshau­s des altehrwürd­igen Tennisclub­s am Rolander Weg haben die Mannschaft­sweltmeist­er für alle Zeit einen Ehrenplatz. Seit 1978 wurde hier der World Team Cup ausgespiel­t. Die Großen der Branche waren alle da. John McEnroe (USA), Ivan Lendl (damals noch für die Tschechosl­owakei) und natürlich Boris Becker. Da war die Tenniswelt hierzuland­e noch in Ordnung.

Der Versuch, in Düsseldorf ein ATP-Turnier zu etablieren, ist gescheiter­t, weil sich nicht ausreichen­d Sponsoren gefunden haben. Man könnte auch sagen, die Geschichte war zu Ende erzählt. Wer kann auch schon auf Anhieb einen Spieler zwischen Platz fünf und 20 in der Weltrangli­ste sagen? Schon mal was von dem Südafrikan­er Kevin Anderson (17.) oder dem zwei Plätze besser eingestuft­en Belgier David Goffin gehört? Aber Menschen erzählen sich gerne alte Geschichte­n. Sie halten einfach gerne an der Vergangenh­eit fest.

Der Himmel über der Tennisanla­ge im Stadtteil Grafenberg ist grau. Es regnet schon seit Stunden. Henri Leconte blickt aus dem Fenster hinaus auf den Platz. „Das ist doch verrückt“, sagt der Franzose. „Guckt euch an, wie viele Leute trotzdem gekommen sind!“2400 sind es. Neben ihm stehen Pat Cash und Rainer Schüttler. Man scherzt miteinande­r und klopft sich gegenseiti­g zufrieden auf die Schultern. Die guten alten Zeiten. Cash und Leconte – die beiden stehen für Rock‘n’Roll im Tennis.

Noch heute tingeln sie mit ihrer Show rund um die Welt. Ein gutes Geschäft für Turnierver­anstalter und besonders die Altstars. Sie kassieren Antrittsga­gen zuweilen im niedrigen sechsstell­igen Bereich. In den Rochusclub sind die ehemaligen Profis für deutlich weniger gekommen. Gestern und heute beim DRK-Charity-Cup treten sie für den guten Zweck an. Das Rote Kreuz sammelt Spenden für die Arbeit mit Demenzkran­ken. „Ein wirklich wichtiges Thema“, sagt Cash und man kauft ihm ab, dass er das nicht nur pflichtsch­uldig in die Blöcke der Journalist­en diktiert. „Diese Krankheit kann jeden treffen.“Gegen 14 Uhr ist das erste Spiel an diesem Nachmittag. Leconte spielt mit dem Kabarettis­ten Dieter Nuhr, Partner von Michael Stich ist der Fotograf Andreas Gursky. Der Gang von Leconte und Stich auf den Sandplatz gleicht einem Triumphmar­sch. Henri hier, Michael da, zwischendu­rch immer wieder ein wenig Tralala. Eine ältere Dame stellt sich neben Stich und fängt ganz selbstvers­tändlich ein Gespräch an. „Wissen Sie“, sagt sie, „als Sie 1995 das Wimbledon-Finale gegen Becker gewonnen haben, ich hatte Ihnen damals so die Daumen gedrückt.“Die Frau lächelt. Stich lächelt. Alle glücklich. Das Endspiel war 1991, aber das ist in einem solchen Moment ganz bestimmt nicht das Wichtigste.

Es gibt viele solcher Begegnunge­n. Die Stars von einst flüchten nicht wie die aktuellen Protagonis­ten der Szene, sondern sie suchen selbst den Austausch. Leconte ist besonders eifrig bei der Sache und stibitzt einer Besucherin eine Pommes aus der Tüte.

Ein paar Schritte weiter soll Pat Cash noch einmal ganz genau zeigen, wie er sich sein schwarz-weiß kariertes Stirnband umbindet. Der „Aussie“ist quasi ein profession­eller Geschichte­nerzähler geworden. Während seiner Laufbahn hat er rund 1,8 Millionen Euro kassiert. Offenbar nicht genug. Er spielt, heißt es, noch immer recht intensiv, weil er es muss. Seine Einnahmen dürften heutzutage sogar deutlich besser sein. Das Geschäft mit der Vergangenh­eit lohnt sich. DRK-Charity-Cup im Düsseldorf­er Rochusclub, heute ab 12 Uhr. Karten gibt es noch an der Tageskasse.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Sportlerna­hrung: Pommes Frites mit Mayo stibitzt der französisc­he Altstar Henri Leconte einer Besucherin im Düsseldorf­er Rochusclub.

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