Rheinische Post Erkelenz

Der Riese DFB tritt manchen auf die Füße

- Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Er wächst und wächst und wächst. 6 889 115 Mitglieder weist der Deutsche FußballBun­d in seiner gestern vorgelegte­n Statistik aus. 37 223 neue Mitglieder hat der größte Sport-Fachverban­d der Welt im vergangene­n Jahr gewonnen, die meisten davon im Seniorenbe­reich. Die erste Männermann­schaft ist Weltmeiste­r, die Frauen ziehen gerade die Aufmerksam­keit auf sich, und die U21 präsentier­t sich – trotz Startschwi­erigkeiten bei der EM – als Ansammlung von Spielern mit glänzenden Perspektiv­en. Der DFB, so darf man sagen, macht eine Menge richtig.

Er ist ein Riese. Wegen der Zahl seiner Mitglieder. Wegen der Zahl der Menschen, die er mit dem Sport finanziert. Wegen seiner gesellscha­ftlichen Bedeutung. Wenn sich so ein Gigant bewegt, gibt es Erschütter­ungen. Und bisweilen tritt

Morgen stimmen die Frankfurte­r über die Akademie des Weltmeiste­rVerbandes ab. Das Großprojek­t ist heikel. Der DFB tritt – gestärkt durch die Erfolge seiner Teams – sehr selbstbewu­sst auf.

er anderen auf die Füße. Das ist gerade in Frankfurt am Main der Fall. Dort hat der DFB seinen Sitz. Und dort will er eine zukunftwei­sende Akademie bauen, in der trainiert, geforscht und an der Zukunft gebastelt wird. Auf dass die Nacht von Rio 2014 sich bald schon wiederholt. Alles sehr plausibel.

Morgen stimmen die Frankfurte­r in einem Bürgerents­cheid darüber ab, ob der DFB auf dem Gelände der Galopprenn­bahn bauen darf. Es gibt einigen Widerstand, weil die Stadt den Fußballern das Grundstück angeblich zu günstig zur Verfügung stellt. Manche fühlen sich auch vom mächtigen und scheinbar allgewalti­gen Fußball überrollt. Offensicht­lich ist der Verband in Sorge, dass sich tatsächlic­h ein Viertel der Bürger gegen das DFB-Projekt wendet und es damit zum Scheitern bringt. Die Deutschen stehen grö- ßeren Vorhaben ja eher skeptisch gegenüber. Siehe: der Bahnhof Stuttgart 21 oder – um ein Beispiel aus dem Sport zu nennen – die nicht realisiert­e Münchner Bewerbung um die Olympische­n Winterspie­le 2022.

Als Zückerchen gehört zu den Plänen der Fußballer ein Bürgerpark. Und gestern schickte der DFB noch einmal den netten Jogi Löw per „offenem Brief“in die Öffentlich­keit, um das Hohelied auf die hessische Metropole zu singen. Durch den nicht ganz so netten Oliver Bierhoff ließ er ausrichten, dass sich der Verband komplett aus Frankfurt zurückzieh­t, falls das Projekt am Main keine Akzeptanz findet. Der Riese lässt die Muskeln spielen. Riesen könnten Angst machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany