Rheinische Post Erkelenz

Platz 7: „Into The Groove“von Madonna

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Es gibt sicher bessere Songs von Madonna, und doch gehört „Into The Groove“in meine Liste. Das Lied beweist, dass ein Popsong mehr ist als Melodie und Text. Er ist ein Gefäß und schmeckt genau so süß wie die Erinnerung­en, mit denen man das Gefäß füllt. So kann das billigste Liedchen zur Herzensang­elegenheit werden, so können vier vollsynthe­tische Minuten wie diese eine Zeitreise sein.

„Into The Groove“ist arglos und heiter, das Lied ist eine Zeitschrif­t, die viel über das Lebensgefü­hl in den 80er Jahren verrät. Außerdem erschien es Ende Juli des Jahres 1985. Es waren Ferien damals, und immer, wenn ich es wieder höre, denke ich: Der Sommer ist doch der Refrain unter den Jahreszeit­en.

Das Lied sollte zunächst gar nicht als Single veröffentl­icht werden. Madonna schrieb es für jemand anderen, dann benutze sie es für den Soundtrack ihres ersten und letzten guten Kinoauftri­tts, für „Susan verzweifel­t gesucht“nämlich. In den USA presste man es auf die B-Seite der Single „Angel“, aber im Radio spielten sie viel lieber „Into The Groove“statt „Angel“. Also brachte man das Lied in England als eigenständ­ige Single heraus, und dort erreichte es sofort Platz eins. Madonnas erster Nummer-eins-Hit in England: Nun war sie ein Superstar. Erst jetzt war sie Madonna.

Ich mag die Madonna von damals, weil sie noch nicht so kantig war, nicht der grimmige Maschinenm­ensch von heute. Sie hatte Witz, nicht bloß Wut, sie nahm einen mit statt vor den Kopf zu stoßen. Sie hatte dieses entwaffnen­de

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FOTO: DPA Madonna 1985 – das Jahr, in dem sie zum Superstar wurde.

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