Zwetschgendatschikomplott
Du . . . du, äh, du kaufst eine Wohnung, die du gar nicht besichtigt hast? Die noch nicht mal existiert? Die . . . die ja noch nicht mal eine Adresse hat? Rudi, sag mal, spinnst du jetzt, oder was?“
Er nimmt seine Arme wieder runter und verschränkt sie stattdessen vor seiner Brust. „Ich kenne die Wohnung sehr wohl, mein lieber Franz. Schließlich und endlich gibt’s einen Plan. Erstklassiger Grundriss, sag ich dir, vierte Etage mit Aufzug, eine Loggia mit Blick in den Park und auf das Bächlein, und die Ausstattung kann ich mir selbst aussuchen. Im Übrigen, du Klugscheißer, gibt’s natürlich eine Adresse, und die solltest du dir sogar merken. Denn da bin ich in nächster Zukunft erreichbar. Rita-Falk-Straße dreißig, wer auch immer dieses Weib sein mag. Außerdem gibt’s einen Bäcker, einen Metzger, zwei Cafés, ein Pub und einen Bioladen di- rekt ums Eck. Alles erreichbar per pedes, verstehst. Also, besser geht’s echt nicht.“Per pedes, ja, alles klar. Glücklicherweise läutet aber jetzt mein Telefon. Das hindert mich daran, den nächstbesten Stein zu nehmen, um ihn dem Rudi an den Kopf zu knallen. Es ist die Steffi, die dran ist. Und sie möchte gern wissen, wann ich komm. Es gibt Neuigkeiten, sagt sie. Und so steig ich in meinen Wagen und starte den Motor. „Wo willst du jetzt hin?“, ruft der Birkenberger hinter mir her. „Verdammt, Franz, wo zum Teufel willst du jetzt hin?“„Es gibt Arbeit, Rudi“, sag ich so durch das Fenster. „Also, wenn du dich von deinem brandneuen Traumdomizil losreißen könntest, dann . . .“Und schon saust er um das Auto rum und hüpft hinein. Nachdem ich mir im Büro ein Haferl Kaffee geholt und an meinem Schreibtisch Platz genommen habe, sprudelt die Steffi auch schon los. „Also, passt mal schön auf, ihr zwei Hübschen“, sagt sie und blickt über ihren PC zu uns rüber. „Die Oldtimer scheiden aus, sorry. Doch dafür hab ich vier Mercedeshalter gefunden, die Gustav heißen und wo sowohl die Autos als auch ihre Halter älteren Semesters sind. Alle vier sind in München, zwei davon sind jedoch weiß.“„Weiß kannst du vergessen, Steffi“, muss ich hier unterbrechen. „Die Karre ist blau oder grau. Jedenfalls nicht weiß.“„Bleiben immerhin zwei“, sagt der Rudi und geht zur Steffi rüber. „Und die sollten wir uns vornehmen. Sind das hier die Unterlagen?“Die Steffi nickt. „Ja“, sagt sie und sortiert kurz die Akten. „Außerdem haben wir noch einen Gustafsson und einen August. Und die kommen wohl auch infrage.“Der Rudi schnappt sich den Papierkram und kommt zu mir rüber. „Gut“, sagt er schließlich. „Ungererstraße, das passt. Dafür brauch ich kein Auto, Franz. Den nehm ich mir zuerst vor. Schau mal, der da ist in Germering. Ist das nicht in der Nähe von Freiham?“„Stimmt“, antwortet die Steffi statt meiner. „Sind keine zehn Minuten mit dem Auto.“Somit ist die Sache erst mal geklärt und wir verabschieden uns. Dann mach ich mich auch schon auf den Weg nach Germering raus. Mal sehen, ob dort unser Wiesnmörder residiert. Wie ich die Einfahrt zu diesem Bauernhof reinfahre, bin ich gleich mal ziemlich siegessicher, hier auf der richtigen Fährte zu sein. Ein altes Anwesen mit Stallungen, Scheunen und unzähligen Gummistiefeln vor der Haustür . . . wenn das nicht passt zu Lodenanzug und Sepplhut, dann weiß ich auch nicht.
(Fortsetzung folgt)