Rheinische Post Erkelenz

Dunkle Räuber und edle Weine im Spessart

- VON VERENA WOLFF

Die Wälder sind dunkel, die Ausblicke auf Lichtungen und Höhen beeindruck­end. Der Spessart ist vor allem für Wanderfreu­nde und Radfahrer ein interessan­tes Ziel.

Es muss eine wilde Zeit gewesen sein, damals, als man auf dem Weg von Süd nach Nord durch den Spessart kam. Kaufleute aus Nürnberg schickten oft ein Stoßgebet gen Himmel: „Lieber Gott, du hast mir aus dem Mutterleib geholfen, so hilf mir auch durch den Spessart.“Das erzählt jedenfalls Franz Bilz. Er ist Rentner, Wanderführ­er und kennt, so scheint es, jeden Baum und jeden Strauch im Wald des Räuberland­es. So nennt sich das Gebiet zwischen Dammbach, Heimbuchen­thal, Leidersbac­h, Mespelbrun­n, Rothenbuch, Weibersbru­nn und dem Markt Eschau.

Um sein Leben fürchten muss sich heute niemand mehr, der in den Wald geht. Räuber hätten es nun auch viel zu schwer: Längst gehen die Straßen um den Wald herum. Auf ihnen kommen jede Menge Urlauber und am Wochenende die Städter aus der Umgebung in den Spessart. „Wir haben ausgezeich­nete Wanderwege, Strecken für Mountainbi­ker und Leute, die Nordic Walking machen“, sagt Bilz.

Die Region verfügt über zertifizie­rte Qualitätsw­ege, die sich in alle Himmelsric­htungen durch die dunklen Wälder winden. Das bedeutet nicht nur, dass die Wege gut ausge- schildert und gepflegt sind. Auch das Angebot rechts und links des Weges muss stimmen. Dazu gehören regionale Gastronomi­e und urige Unterkünft­e.

Von denen gibt es vor allem in der idyllische­n Landschaft rund um Bürgstadt viele. Während sich die Kinder beim Zapfenweit­wurf und auf dem Klettermik­ado ausprobier­en können, genießen Erwachsene auf dem 58 Hektar großen Weinanbaug­ebiet Centgrafen­berg herbstlich­e Sonnenstra­hlen. Mitten in den Weinbergen steht ein kleines Holzhaus. Hier lässt Winzer Max Helmstette­r nicht nur seine Weine verkosten. Er erklärt auch, was die Trauben in den Steilhänge­n besonders macht. „Die steinigen Böden bestehen aus Buntsandst­einverwitt­erungen, die mit Sand und Ton durchsetzt sind und einen unterschie­dlich hohen Lehmanteil aufweisen.“

Der Centgrafen­berg ist der Endpunkt des Fränkische­n Rotwein Wanderwegs, der auf sechs Etappen und rund 70 Kilometern von Großwallst­adt nach Churfranke­n führt. Markiert ist der Weg zwar stets mit einem typischen Rotweingla­s auf weiß-grünem Untergrund – doch man sieht mehr und mehr weiße Rebsorten. „Beides funktionie­rt“, sagt Helmstette­r, der mit seinen Weinen sogar vom renommiert­en „Gault Millau“empfohlen wird. „Wo der Boden steinig ist, ist er günstig für den Rotweinanb­au.“Weißweine werden hingegen da angebaut, wo sich der Sandstein stärker mit Lehm vermischt.

Dass die Region noch mehr zu bieten hat als Räubergesc­hichten und gute Weine, zeigt sich entlang der beiden Spessartwe­ge. Der erste, untertitel­t „Von Fürsten, Fuhrleuten und Pilgern“, ist 62,5 Kilometer lang und führt von Aschaffenb­urg nach Gemünden in WestOst-Richtung durch den Spessart. Sein Schwerpunk­t liegt auf historisch­en Sehenswürd­igkeiten, darunter Schlösser, Klöster und der Wallfahrts­ort Mariabuche­n.

Die Nummer zwei, „Über Berg und Tal zum Main“, führt auf 58 Kilometern von Nord nach Süd – aus Heigenbrüc­ken im Hochspessa­rt nach Stadtproze­lten. Entlang des Weges bieten sich imposante Ausblicke, etwa auf der Geißhöhe. Von hier kann man bei klarer Sicht sogar die Skyline von Frankfurt sehen. Der Weg führt durch Mespelbrun­n. Dort steht ein Gebäude, das vielen bekannt vorkommen könnte: Das malerisch gelegene Wasserschl­oss von Mespelbrun­n war einer der Orte, an dem Ende der 50er Jahre das „Das Wirtshaus im Spessart“gedreht wurde. Informatio­nen Mainland Miltenberg - Churfranke­n, Tel. 09371 6 60 69 76, www.churfranke­n.de; Tourist-Informatio­n SpessartMa­inland, Tel. 06021 39 42 71, www.spessart-mainland.de

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FOTO: VERENA WOLFF Ein mächtiger Kastanienb­aum wirft seinen Schatten auf die Feldkapell­e „Herrin der Berge“.
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FOTO: CHURFRANKE­N E.V./MAINBLENDE Der Fränkische Rotwein Wanderweg führt auf sechs Etappen und rund 70 Kilometern durch die Region.

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