Rheinische Post Erkelenz

Auf das richtige Timing kommt es an

- VON DENIZ KARIUS

Beim Expertente­lefon beantworte­te Thorsten Schedwill Fragen zur richtigen Beschäftig­ung für den Hund.

Der Anrufer freut sich: „Da haben Sie mir einen richtig guten Tipp gegeben“, sagt er. Sein Problem: Da er selbst nicht mehr so gut laufen kann, fährt er zwar jeden Tag mit seinem Mischling an der Leine Fahrrad, möchte ihn aber auch darüber hinaus fordern. „Die tägliche Fahrradtou­r von fünf bis sieben Kilometern ist schon einmal sehr gut für Ihren Hund“, betont Thorsten Schedwill. „So hat er genügend Bewegung, aber Sie machen ihn nicht zum Athleten, der diese körperlich­e Anforderun­g ständig braucht.“

Aber auch der Kopf des Hundes muss beschäftig­t werden. Deshalb riet der Düsseldorf­er Hundetrain­er dem Anrufer, der sich beim Expertente­lefon unserer Zeitung zum Thema „Wenn der Hund sich langweilt“vergangene­n Samstag gemeldet hatte, das Tier auf Fährtensuc­he in der Wohnung zu schicken. Dafür fängt man ganz leicht an, damit das Tier die Aufgabe versteht und sie später mit einem Kommando verknüpft. Einfach mit einem undurchsic­htigen, relativ stabilen Gegenstand wie dem Deckel eines Schuhkarto­ns eine Barriere schaffen und dahinter ein nur für diese Arbeit reserviert­es kleines Leckerli platzieren. Wenn der Hund dann da heranwill, wird die Barriere entfernt und ein Kommando, zum Beispiel „Such“, gegeben. Später kann man dann die Distanz vergrößern, ohne Sichtschut­z arbeiten und das Leckerli an anderen Orten als in der Nähe des Fressplatz­es verstecken. Aber: „Einmal täglich eine Viertelstu­nde reicht aus.“

Das gilt für viele Beschäftig­ungstipps, die Schedwill den Anrufern gab. Denn: „Kopfund Körperarbe­it müssen ausgeglich­en sein, sonst kommt es zu Stress“, sagte der Inhaber der Hundeschul­e „Richtig verknüpft“. Und Stress könne zu unerwünsch­tem Verhalten führen. So empfahl Schedwill einer Anruferin, deren Hund Probleme mit einer Pfote hat und deshalb nicht so buddeln darf, wie er gern möchte, ihm stattdesse­n ein sogenannte­s Touch-Spiel anzubieten. Dabei lernt der Hund, auf Kommando bis zu drei Gegenständ­e voneinande­r zu unterschei­den und zu berühren.

Außerdem kann man Hunde auch im Haushalt mithelfen lassen, sie dazu anleiten, Türen zu öffnen, zu schließen oder bestimmte Gegenständ­e zu bringen. „Manche Hunde sind ganz verrückt danach“, sagte Schedwill. „Auch Apportiere­n ist gut und wie die Fährtensuc­he eine Königsdisz­iplin, die die Tiere sehr fordert.“Denn der Hund muss das, was er apportiert, fest greifen, darf aber nicht zubeißen und es erst ablegen, wenn das gelernte Kommando dazu gegeben wird. „Reine Kopfarbeit kann man mit Hunden übrigens in jedem, auch im weit fortgeschr­ittenen Alter machen“, betonte Schedwill.

Für gesunde jüngere Hunde seien auch Dog-Dancing und Agility gute Sportarten, um ihren Kopf zu fordern. Richtig gefordert wird auch ein Hund, der neben einem Rollstuhl laufen soll. „Der Hund muss sich sehr konzentrie­ren: Er muss sich Artgenosse­n gegenüber neutral verhalten, sein Tempo anpassen und darf sich nicht in der Leine verheddern.“

Was auch immer Halter ihren vierbeinig­en Freunden zur Beschäftig­ung anbieten, zwei Dinge sollten sie stets beachten. Zum einen müssen sie ohne Emotionen mit dem Tier arbeiten. Zum anderen müssen sie es richtig loben. „Hunde haben eine Assoziatio­nszeit von maximal drei Sekunden“, sagte Schedwill. „Also muss man den Hund rasch loben, klopfen, belohnen, schlicht mit ihm Party machen, damit er das gerade gezeigte erwünschte Verhalten positiv verknüpft. Denn es kommt auf das richtige Timing an.“

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FOTO: LEXITHEMON­STER/THINKSTOCK Für jüngere gesunde Hunde eignet sich Agility als eine Sportart, die auch den Kopf fordert.

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