Auf das richtige Timing kommt es an
Beim Expertentelefon beantwortete Thorsten Schedwill Fragen zur richtigen Beschäftigung für den Hund.
Der Anrufer freut sich: „Da haben Sie mir einen richtig guten Tipp gegeben“, sagt er. Sein Problem: Da er selbst nicht mehr so gut laufen kann, fährt er zwar jeden Tag mit seinem Mischling an der Leine Fahrrad, möchte ihn aber auch darüber hinaus fordern. „Die tägliche Fahrradtour von fünf bis sieben Kilometern ist schon einmal sehr gut für Ihren Hund“, betont Thorsten Schedwill. „So hat er genügend Bewegung, aber Sie machen ihn nicht zum Athleten, der diese körperliche Anforderung ständig braucht.“
Aber auch der Kopf des Hundes muss beschäftigt werden. Deshalb riet der Düsseldorfer Hundetrainer dem Anrufer, der sich beim Expertentelefon unserer Zeitung zum Thema „Wenn der Hund sich langweilt“vergangenen Samstag gemeldet hatte, das Tier auf Fährtensuche in der Wohnung zu schicken. Dafür fängt man ganz leicht an, damit das Tier die Aufgabe versteht und sie später mit einem Kommando verknüpft. Einfach mit einem undurchsichtigen, relativ stabilen Gegenstand wie dem Deckel eines Schuhkartons eine Barriere schaffen und dahinter ein nur für diese Arbeit reserviertes kleines Leckerli platzieren. Wenn der Hund dann da heranwill, wird die Barriere entfernt und ein Kommando, zum Beispiel „Such“, gegeben. Später kann man dann die Distanz vergrößern, ohne Sichtschutz arbeiten und das Leckerli an anderen Orten als in der Nähe des Fressplatzes verstecken. Aber: „Einmal täglich eine Viertelstunde reicht aus.“
Das gilt für viele Beschäftigungstipps, die Schedwill den Anrufern gab. Denn: „Kopfund Körperarbeit müssen ausgeglichen sein, sonst kommt es zu Stress“, sagte der Inhaber der Hundeschule „Richtig verknüpft“. Und Stress könne zu unerwünschtem Verhalten führen. So empfahl Schedwill einer Anruferin, deren Hund Probleme mit einer Pfote hat und deshalb nicht so buddeln darf, wie er gern möchte, ihm stattdessen ein sogenanntes Touch-Spiel anzubieten. Dabei lernt der Hund, auf Kommando bis zu drei Gegenstände voneinander zu unterscheiden und zu berühren.
Außerdem kann man Hunde auch im Haushalt mithelfen lassen, sie dazu anleiten, Türen zu öffnen, zu schließen oder bestimmte Gegenstände zu bringen. „Manche Hunde sind ganz verrückt danach“, sagte Schedwill. „Auch Apportieren ist gut und wie die Fährtensuche eine Königsdisziplin, die die Tiere sehr fordert.“Denn der Hund muss das, was er apportiert, fest greifen, darf aber nicht zubeißen und es erst ablegen, wenn das gelernte Kommando dazu gegeben wird. „Reine Kopfarbeit kann man mit Hunden übrigens in jedem, auch im weit fortgeschrittenen Alter machen“, betonte Schedwill.
Für gesunde jüngere Hunde seien auch Dog-Dancing und Agility gute Sportarten, um ihren Kopf zu fordern. Richtig gefordert wird auch ein Hund, der neben einem Rollstuhl laufen soll. „Der Hund muss sich sehr konzentrieren: Er muss sich Artgenossen gegenüber neutral verhalten, sein Tempo anpassen und darf sich nicht in der Leine verheddern.“
Was auch immer Halter ihren vierbeinigen Freunden zur Beschäftigung anbieten, zwei Dinge sollten sie stets beachten. Zum einen müssen sie ohne Emotionen mit dem Tier arbeiten. Zum anderen müssen sie es richtig loben. „Hunde haben eine Assoziationszeit von maximal drei Sekunden“, sagte Schedwill. „Also muss man den Hund rasch loben, klopfen, belohnen, schlicht mit ihm Party machen, damit er das gerade gezeigte erwünschte Verhalten positiv verknüpft. Denn es kommt auf das richtige Timing an.“