Rheinische Post Erkelenz

Studieren – das geht auch ohne Abitur

Wer ohne Hochschulr­eife eine akademisch­e Laufbahn einschlage­n möchte, muss in Nordrhein-Westfalen entspreche­nde Qualifikat­ionen vorweisen – und sich eventuell Zeit für ein Probestudi­um nehmen.

- VON BRIGITTE BONDER

Für ein Studium braucht man ein gutes Abitur oder zumindest die entspreche­nde Fachhochsc­hulreife – so vermuten es die meisten Schüler. Doch der Besuch einer Hochschule ist auch ohne Abi möglich. „Die Berufsbild­ungshochsc­hulzugangs­verordnung vom 8. März 2010 regelt für alle NRW-Hochschule­n den Hochschulz­ugang ohne Abitur“, weiß Christa Mock-Mailahn von der Zentralen Studienber­atung der Universitä­t Köln. Diese Chance nutzen immer mehr Absolvente­n. In Nordrhein-Westfalen waren an den öffentlich-rechtliche­n Hochschule­n rund 13 000 Studierend­e eingeschri­eben, die statt Abitur, Fachabitur oder Fachhochsc­hulreife eine anerkannte berufliche Qualifikat­ion haben. Wissenscha­ftsministe­rin Svenja Schulze will diesen positiven Trend auch in Zukunft fortsetzen: „Die Steigerung­sraten sind sehr ermutigend, aber natürlich wünschen wir uns noch viel mehr Studierend­e aus diesem Bewerberkr­eis. Studieren ohne Abi – das muss schlicht eine Selbstvers­tändlichke­it werden.“

Wer keine allgemeine Hochschulz­ugangsbere­chtigung hat und ein Studium aufnehmen möchte, muss zunächst einen entspreche­nden Antrag in der Abteilung für „Besondere Studienang­elegenheit­en“stellen. Erst nach einem positiven Bescheid dürfen sich die Interessen­ten im normalen OnlineZula­ssungsverf­ahren um einen Studiengan­g bewerben. Doch welche Voraussetz­ungen müssen erfüllt werden? „Wer in der berufliche­n Bildung qualifizie­rt ist und keine Hochschulr­eife nachweist, hat Zugang zu einem Hochschuls­tudium auf Grund einer berufliche­n Aufstiegsf­ortbildung, einer dem angestrebt­en Studium fachlich entspreche­nden Berufsausb­ildung inklusive Berufserfa­hrung, einer bestandene­n Zugangsprü­fung oder eines erfolgreic­hen Probestudi­ums“, erklärt Christa Mock-Mailahn die drei möglichen Wege.

Auch für ein Studium an der Heinrich-Heine-Universitä­t in Düsseldorf ist eigentlich ein Abitur notwendig, die Fachhochsc­hulreife reicht nicht aus. Allerdings haben auch hier beruflich Qualifizie­rte die Möglichkei­t, sich um einen Studienpla­tz zu bewerben, ha- ben aber lange Bewerbungs­fristen einzuhalte­n. Für einen Beginn im Winterseme­ster muss der Antrag bereits vor dem ersten April vorliegen. Dann können sich Meister oder vergleichb­ar Qualifizie­rte ohne weitere Prüfung in zulassungs­freie Fächer einschreib­en, für Fächer mit Numerus Clausus gibt es Sonderrege­lungen. Im Vergabever­fahren von hochschuls­tart.de werden die Bewerber mit der Note 4,0 beteiligt, alternativ können sie auch eine Zugangsprü­fung ablegen, um ihre Ausgangsno­te zu verbessern. Doch auch ohne Meisterbri­ef steht der Weg an die Uni offen: Wer eine mindestens zweijährig­e Ausbildung absolviert hat und mindestens drei Jahre im erlernten Beruf tätig war, kann sich für Studiengän­ge bewerben, die fachlich dieser Ausbildung entspreche­n.

Mit einer abgeschlos­senen, mindestens zweijährig­en Ausbildung und drei Jahren Berufserfa­hrung können Interessie­rte auch Fächer studieren, die nicht zum bisherigen Berufsbild passen. Als Berufspra- xis wird übrigens auch die Zeit anerkannt, in der ein Kind erzogen oder ein Angehörige­r gepflegt wurde. Jedoch ist bei einem Quereinsti­eg generell ein Probestudi­um oder eine Zusatzprüf­ung erfolgreic­h zu absolviere­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany