Streit um Sonderabgabe für Kinderlose
Die Junge Union sorgt mit ihrem Vorstoß nicht nur in der eigenen Partei für Wirbel.
BERLIN (RP) Die Junge Union stößt mit der Forderung nach einer Sonderabgabe für Kinderlose auf ein geteiltes Echo in der CDU. Scharfe Kritik kam vom Arbeitnehmerflügel CDA: „Viele Menschen leiden unter ihrer Kinderlosigkeit“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Christian Bäumler dem „Handelsblatt“. Eine solche Sonderabgabe stigmatisiere und sei mittelalterlich. CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn sprach dagegen von einem „mutigen Vorschlag“, für den die Junge Union auf dem Bundesparteitag im Dezember kämpfen solle.
Die Jugendorganisation der CDU dringt auf einen Kurswechsel in der Renten- und Familienpolitik. Der JUVorsitzende Paul Ziemiak verlangte in der „Süddeutschen Zeitung“unter anderem ein „Starterpaket“von 1000 Euro für jedes neu geborene Kind so- wie eine automatische Erhöhung des Renteneintrittsalters, das an die Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung geknüpft werden solle. Zur Finanzierung schlug der 29-
Paul Ziemiak Jährige vor, dass Menschen ohne Kinder eine Sonderabgabe von einem Prozent des Bruttoeinkommens zahlen sollten: „Das wäre keine Benachteiligung, sondern nur ein Ausgleich“für die Kosten, die Eltern hätten. Es gehe „um das Wichtigste, nämlich, dass Kinder geboren werden – also um unsere Zukunft“.
Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, nannte den Vorschlag absurd: „Familien helfen gute Bildung, bessere Infrastruktur, flexible Arbeitszeiten. Das ist moderne Familienpolitik. Da sollte die Union ran“, sagte sie unserer Zeitung. Von „hanebüchenem Unsinn“sprach die Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann. Der Vorstoß sei ein Schlag ins Gesicht der Millionen Menschen, die ungewollt kinderlos seien, sagte Reimann unserer Zeitung. „Wir wollen es leichter machen, sich für Kinder zu entscheiden.“So plant Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), die Förderung für künstliche Befruchtungen, die Ehepaaren vorbehalten ist, auf Paare ohne Trauschein auszuweiten.
„Es geht darum, dass Kinder geboren werden, also um unsere Zukunft“