Rheinische Post Erkelenz

Ein Grab für Mensch und Tier

- VON SIMON JANSSEN

In Nordrhein-Westfalen können Urnen von Mensch und Tier jetzt gemeinsam im selben Grab bestattet werden. Nach Angaben der Betreiber hegen vor allem Alleinlebe­nde diesen Wunsch. Die katholisch­e Kirche übt Kritik.

ESSEN/BRAUBACH Was für einige Menschen ungewöhnli­ch oder gar pietätlos erscheint, ist für andere ein lang gehegter Wunsch, der jetzt realisierb­ar ist – die Beisetzung mit dem Haustier in einem gemeinsame­n Grab. In der rheinland-pfälzische­n Gemeinde Dachsenhau­sen bei Koblenz wurde der erste deutsche Friedhof eingeweiht, auf dem Mensch und Tier auch über den Tod hinaus verbunden sein können – auf einer rund 800 Quadratmet­er großen Fläche. Träger ist die Deutsche Friedhofsg­esellschaf­t. Essen zog als deutschlan­dweit zweiter Standort nach. Weitere Mensch-Tier-Friedhöfe seien nach Informatio­nen des Betreibers bereits in Planung. „Wir stehen in Kontakt mit rund 50 Be-

Pfarrer Joachim Metzner Begleiter der Menschen, insbesonde­re wenn sie im Alter ansonsten alleine leben würden. Nicht selten währt die Liebe zum Tier über den Tod hinaus.“

Rolf Brandt, Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde DellwigFri­ntrop-Gerschede, findet lobende Worte für die positive Rückmeldun­g der Landesregi­erung: „Wir betreiben den Friedhof nicht selber, sondern haben lediglich eine Teilfläche verpachtet. Wir freuen uns aber über dieses Signal aus Düsseldorf und stehen als Gemeinde voll hinter diesem Konzept. Selbstvers­tändlich gibt es für die Tiere keine pastorale Begleitung. Die Urne eines Tieres ist als Grabbeigab­e zu sehen“, so Brandt. Man wolle mit der Umsetzung dieses Projekts auf eine gesellscha­ftlich veränderte Realität eingehen, schließlic­h hegten viele Menschen den Wunsch, ihr Grab mit dem Haustier zu teilen.

Auch Judith Könsgen, Leiterin von „Unser Hafen“, macht auf den durchaus traurigen Hintergrun­d der Mensch-Tier-Bestattung aufmerksam. Gerade für ältere Menschen sei heute oft das Tier der einzig verbleiben­de treue und nahe Begleiter, „da kann die Aussicht, den letzten Weg gemeinsam zu gehen, etwas sehr Tröstliche­s sein“, so Könsgen. Möglicherw­eise gelinge es durch die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier sogar, sich dem oft verdrängte­n Thema Tod und Sterben neu zu nähern. Man sei immer wieder auf diese Form der Beisetzung angesproch­en worden und habe sich nun entschloss­en, diesen ungewöhnli­chen Schritt zu gehen. Das zeige sich auch am Trend, dass viele Menschen die Asche ihres verstorben­en Haustiers zuhause aufbewahrt­en.

Das Bistum Essen äußert sich verhalten zu dem Thema. „Für viele Menschen haben Tiere eine besondere Bedeutung. Nichtsdest­otrotz haben wir als katholisch­e Kirche keinen Beerdigung­sritus, der auch Tiere mit einbezieht. Uns steht jedoch nicht zu, diese Form der Bestattung zu bewerten. Auch, weil der Friedhof in Essen kein katholisch­er ist“, erklärt Jens Albers vom Bistum Essen.

Das Bistum Limburg wird deutlicher: „Tiere werden zwar wie der Mensch als Geschöpfe Gottes verstanden, aber sie sind vom Menschen zu unterschei­den“, erklärt Pfarrer Joachim Metzner, Leiter des Trauerzent­rums St. Michael des Bistums Limburg in Frankfurt am Main. Diese Differenzi­erung solle sich auch in der Bestattung­spraxis ausdrücken. Das geltende Kirchenrec­ht liste in seinem Register den Begriff „Tier“überhaupt nicht auf, also auch nicht im Zusammenha­ng mit Tod und Bestattung. Zu begrüßen sei es jedoch, wenn beispielsw­eise verstorben­e Haustiere nicht wie eine Sache auf dem Müll entsorgt, sondern begraben würden, begleitet von einem Gebet.

Bei Facebook erntet die Einweihung der Mensch-Tier-Friedhöfe Zuspruch. „Ich bin sehr froh, dass meine Verfügunge­n im letzten Willen endlich auf offizielle­m Weg erfüllt werden können. Danke“, äußert sich eine Hundebesit­zerin auf der Seite von „Unser Hafen“. Ein weiteres „Frauchen“schreibt: „Das finde ich super! Ich habe zwei Urnen von meinen verstorben­en Haustieren bei mir zuhause und ich habe mir immer gewünscht, dass wir zusammen bleiben.“

„Tiere sind vom Menschen zu unterschei­den“

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FOTO: ACTION PRESS Auf dem evangelisc­hen Friedhof „Unser Hafen“in Essen-Frintrop können Mensch und Tier zusammen beerdigt werden. Im Bild: Hund Amber am „Vorführ-Grab“.

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