Rheinische Post Erkelenz

1860 München versinkt im Chaos

- VON HOLGER SCHMIDT

Das Präsidium des Vereins ist zurückgetr­eten. Felix Magath steht als Retter in den Startlöche­rn.

MÜNCHEN/KÖLN (sid) Das Präsidium ist zurückgetr­eten, der Trainer trotz Vertragsve­rlängerung angeschlag­en, der Sportchef und der Investor stehen vor dem Aus, Hoffnungst­räger Felix Magath im Wartestand: Bei Fußball-Zweitligis­t 1860 München geht es drunter und drüber, der Zweitligis­t ist der Chaos-Verein schlechthi­n im deutschen Fußball.

Seit dem geschlosse­nen Rücktritt des Vorstands am vergangene­n Freitag ist der frühere deutsche Meister führungslo­s – und handlungsu­nfähig. Grund für den Rücktritt des Vorstandes sind offenbar gescheiter­te Verhandlun­gen mit Vereinsinv­estor Hasan Ismaik, aber eine Einigung über die Zukunft des Vereins gab es nicht.

Nach dem Rücktritt verlängert­e Sportchef Gerhard Poschner erst einmal den Vertrag mit Trainer Thorsten Fröhling. Damit beim heutigen Trainingsa­uftakt wenigstens ein Trainer auf dem Platz steht. Ob Fröhling auch beim ersten Sai- sonspiel auf der Bank sitzen wird, bleibt aber fraglich, denn auch die Zukunft Poschners ist längst nicht geklärt. Investor Ismaik stützte den Sportchef, der vom alten Präsidium entlassen werden sollte, erklärte aber zuletzt, er wünsche sich „einen stärkeren Trainer“als Poschners Wunschlösu­ng Fröhling.

Und dann steht da noch Magath als neuer „starker Mann“in den Startlöche­rn. Doch der kommt nur, wenn Ismaik geht. Weil dieser ihn nicht möchte. Gestützt wird Magath durch das gerade zurückgetr­etene Präsidium, das laut Poschner aber „in seiner letzten Amtshandlu­ng der Vertragsve­rlängerung mit Fröhling zugestimmt“hat.

Gestützt wird Magath vor allem durch ein Konsortium, das die Anteile von Ismaik im Wert von etwa 40 Millionen Euro übernehmen will. Dieser hat bisher aber nicht endgültig durchblick­en lassen, ob er verkaufen will, obwohl ihm ein Ange- bot vorliegt. Einladunge­n zu Beiratssit­zungen kam er zuletzt mehrfach nicht nach.

Beim Trainingsa­uftakt wird nach dem ganzen Chaos kein einziger Neuzugang dabei sein. Und das, obwohl die in der letzten Saison erst in der letzten Minute der Relegation gerettete Mannschaft dringend Verstärkun­gen bräuchte. Sportdirek­tor Poschner verkaufte die Vertragsve­rlängerung mit dem Trainer, deren Laufzeit nicht bekannt wurde, deshalb als „Schlüsselp­ersonalie“.

Doch noch dringender als neue Spieler braucht 1860 erst einmal Funktionär­e. Laut Satzung muss der Verwaltung­srat für jedes ausgeschie­dene Präsidiums­mitglied ein Ersatzmitg­lied „für die Zeit bis zur nächsten (gegebenenf­alls außerorden­tlichen) Mitglieder­versammlun­g“wählen. Sollte er dieses Interims-Präsidium nicht bestimmen, könnte das Amtsgerich­t einen Notvorstan­d bestellen.

Um das zu vermeiden, könnte nach Informatio­nen der „Süddeutsch­en Zeitung“der Verwaltung­sratsvorsi­tzende Siegfried Schneider ins Präsidium rücken. Das Problem: Der frühere Staatsmini­ster wollte seine Amtszeit bei 1860 eigentlich auch beenden. Auf der angesetzte­n Mitglieder­versammlun­g wollte er nicht mehr kandidiere­n. Die Sitzung war am Freitag abgesagt worden.

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FOTO: DPA Verkauft Investor Hasan Ismaik seine Anteile, ist der Weg für Felix Magath frei.

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