Rheinische Post Erkelenz

Der König von Spielberg

- VON THOMAS WEITEKAMP

Nico Rosberg schlägt im Kampf um den WM-Titel in der Formel 1 eindrucksv­oll zurück. Am Start überholt er seinen Mercedes-Rivalen Hamilton und feiert den dritten Saisonsieg. Die beiden Fahrer trennen nur noch zehn Punkte.

SPIELBERG (sid) Wild entschloss­en, nervenstar­k und souverän hat sich Nico Rosberg im WM-Duell zurückgeme­ldet und seinen Mercedes-Rivalen Lewis Hamilton niedergeru­ngen. Der gebürtige Wiesbadene­r gewann wie im Vorjahr den Großen Preis von Österreich nach einer perfekten Fahrt vor seinem Teamkolleg­en, verkürzte den Rückstand im Gesamtklas­sement auf zehn Punkte und sendete im Kampf um seinen ersten Titel ein deutliches Lebenszeic­hen.

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel verpasste das Podest in Spielberg als

„Ich habe es schon am Start verloren“

Lewis Hamilton

Formel-1-Weltmeiste­r

Vierter. Der viermalige Weltmeiste­r, der als WM-Dritter nun 49 Punkte Rückstand auf Hamilton hat, musste sich dem Brasiliane­r Felipe Massa im Williams wegen eines Missgeschi­cks seiner Boxencrew (der rechte Hinterreif­en klemmte) geschlagen geben. „Der Boxenstopp dauerte einfach länger, aber ich weiß nicht, was das Problem war“, sagte Vettel: „Wir haben viel Zeit und damit das Podium verloren.“Eine Woche nach seinem ersten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans holte Nico Hülkenberg (Emmerich) im Force India einen starken sechsten Platz in der Steiermark.

„Das ist ein Wahnsinnsg­efühl“, erzählte Rosberg bei der Siegerehru­ng: „Der Start hat das Rennen entschiede­n. Es lief alles perfekt und ich konnte den Abstand zu Lewis halten.“Der Rivale attestiert­e Rosberg eine fantastisc­he Leistung, „er war schneller, aber ich habe es schon am Start verloren.“Dass er zum 17 Mal in Folge ein Formel-1Rennen anführte und den Rekord des Schotten Jackie Stewart (1968 bis 1970) einstellte, war kein Trost.

Noch im Qualifying hatte Hamilton die Nase vorn gehabt, die Pole vor Rosberg geholt und damit eine beeindruck­ende Serie ausgebaut: Seit einem Jahr stand nun immer ein Mercedes auf dem ersten Startplatz. Dennoch warnte Motorsport­chef Toto Wolff vor zu viel Gelassenhe­it. „Ich bin weniger entspannt als vor den vergangene­n Rennen“, sag- te der Österreich­er vor allem mit Blick auf Ferrari. Denn Vettel und Co. hatten im Training einen guten Eindruck hinterlass­en. Vor allem auf den Fahrten mit dem Renn-Setup schienen das jüngste MotorenUpd­ate und eine überholte Aerodynami­k die Scuderia näher heranzubri­ngen.

Als die roten Ampeln ausgingen, richteten sich jedoch alle Augen auf das Duell der Silberpfei­le, und Rosberg bewies Nervenstär­ke. Mit einem Blitz-Start zog er noch vor der ersten Kurve an Hamilton vorbei und sicherte sich die Führung. Nur Sekunden später wurde das Renngesche­hen auf Eis gelegt. Ein spektakulä­rer Unfall von Fernando Alonso (McLaren-Honda) und Kimi Räikkönen (Finnland) sorgte für eine Safety-Car-Phase. Die Ex-Weltmeiste­r waren an einem völlig missratene­n Wochenende ohnehin aus dem hinteren Feld gestartet.

Als das Rennen nach sechs Runden wieder freigegebe­n wurde, preschte Rosberg davon. Mit meh- reren schnellste­n Runden baute er seinen Vorsprung auf Hamilton bald auf mehr als zwei Sekunden aus und hielt diesen Abstand in der Folge konstant. Kurz vor der Rennhalbze­it steuerte Rosberg erstmals die Box an, eine Runde später kam auch Hamilton zum Reifenwech­sel - und machte einen Fehler. Bei der Ausfahrt aus der Boxengasse überquerte der Brite die weiße Linie und bekam die obligatori­sche Zeitstrafe aufgebrumm­t. Damit war klar: Fünf Sekunden würden am Rennende addiert, und die Aufgabe gegen Rosberg wurde noch deutlich schwierige­r. Hamilton beschwerte sich via Boxenfunk, alle Zeitlupen belegten sein Vergehen jedoch.

Im letzten Drittel des Rennens war Aufregende­s mal wieder Mangelware, und wie schon nach dem vergangene­n Rennen in Kanada dürfte die Debatte über Langeweile befeuert werden. Rosbergs Leistung schmälert das nicht – der Vizeweltme­ister fuhr den wichtigen Sieg cool nach Hause.

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FOTO: DPA In Siegerpose: Mercedes-Pilot Nico Rosberg stellt sich nach seinem zweiten Sieg in Folge in Spielberg den Fotografen und Kameraleut­en.

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