Rheinische Post Erkelenz

Sieg bei den Europaspie­len macht Hambüchen Mut für Rio

- VON FLORIAN LÜTTICKE

BAKU (dpa) Nach seiner Feier-Nacht bejubelte Fabian Hambüchen auf der Tribüne schon wieder die Trampolin-Kumpels. Die Nationalhy­mne würde der Reck-Champion wie nach seinem ersten internatio­nalen Einzel-Titel seit 2009 gerne auch bei Olympia in Rio hören. „Für mich ist es eine Riesenmoti­vation“, betonte der frühere Weltmeiste­r in Baku mit Blick auf die Sommerspie­le 2016. „Die Tage und der Erfolg hier werden mir sicher noch mal richtig helfen, knallhart durchzuzie­hen.“

Bei der Siegerehru­ng war die Bedeutung seines Erfolgs in Hambü- chens Gesicht abzulesen. Lautstark sang er die Nationalhy­mne, schaute nach den letzten Takten ergriffen zur Hallendeck­e und schloss die Augen. Als er nach der Pressekonf­erenz noch einmal zurückkehr­te, wartete dort das komplette deutsche TurnTeam und applaudier­te ihm. „Ich habe schon lange wieder auf diesen Moment gewartet, alleine und dann auch noch am Reck“, erzählte Hambüchen nach dem überlegene­n Sieg vor dem Griechen Vlasios Maras. „Es war einfach ein Super-Gefühl, ich hab es echt vermisst und es ist schön, dass ich das seit langem mal wieder hatte.“Bevor er sich über Bronze für das Trampolin-Duo Mar- tin Gromowski und Kyrylo Sonn freute, hatte er am Vortag selbst auch Silber am Boden geholt.

Die schmerzhaf­te Blessur des Mittelfing­ers der linken Hand, den er beim Boden-Wettkampf an den Zeigefinge­r getapt hatte, bremste ihn dabei nicht. Nach dem Rückflug heute soll eine MRT-Untersuchu­ng die Schwere der Verletzung offenbaren. „Im Normalfall ist es eine Kapsel-Band-Verletzung und das braucht ein bisschen Zeit“, schätzte Hambüchen ein.

Wie auch Tischtenni­s-Europameis­ter Dimitrij Ovtcharov, der sich mit seinem Sieg im Einzel auch das Ticket für Rio sicherte, habe Ham- büchen „als Leistungst­räger die Erwartunge­n voll erfüllt“, lobte Chef de Mission Dirk Schimmelpf­ennig den deutschen Fahnenträg­er. „Wir brauchen ein paar Führungsfi­guren, die vorweg marschiere­n.“

Die Aussagekra­ft für das Reck-Finale bei Olympia ist angesichts des Fehlens von Olympiasie­ger und Dauer-Widersache­r Epke Zonderland (Niederland­e) sowie der von Zhang Chenglong (China) und Kohei Uchimura (Japan) angeführte­n außereurop­äischen Weltspitze allerdings stark begrenzt.

In Baku war aber erst mal Freude angesagt – besonders angesichts der Vorgeschic­hte. Nach einer „blöden Grippe“im Januar geriet Hambüchens Jahresplan durcheinan­der. Im Mai sagte er den Challenge Cup in Sao Paulo ab. „Es waren harte drei bis vier Wochen, die wir jetzt unterwegs sind, in denen ich viel gekämpft habe, zwischendu­rch auch verzweifel­t war“, berichtete Hambüchen über den Weg nach Baku.

Nach der Universiad­e im südkoreani­schen Gwangju soll bei der WM in Glasgow (ab 23. Oktober) die direkte Olympia-Qualifikat­ion gelingen. „Rio wird hart, aber das Wichtigste ist, dass wir da hinkommen“, sagte Hambüchen zur Situation der Männer-Riege. „Und das wird noch schwer genug.“

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FOTO: DPA Erleichter­ung: Fabian Hambüchen nach seinem Sieg am Reck.

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