Rheinische Post Erkelenz

Kleines Bamberg schlägt großen FC Bayern

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

Die Brose Baskets sind zum siebten Mal Deutscher Basketball-Meister und haben ihren ärgsten Konkurrent­en bezwungen.

BAMBERG/DÜSSELDORF Svetislav Pesic, der Trainer des FC Bayern München, war außer sich. „Ich will, dass er mich nicht mehr pfeift“, wetterte der Serbe in Richtung von Schiedsric­hter Robert Lottermose­r: „Ich fordere mehr Respekt.“Pesic entlud seine Enttäuschu­ng am Unparteiis­chen. Dann verschwand der 65Jährige in die Kabinen der Arena.

Auf dem Parkett, wo die Menge tobte, feierten die Brose Baskets Bamberg. Im letzten, alles entscheide­nden Spiel der Playoffs schlugen die Bamberger ihren großen Rivalen, den FC Bayern München Basketball, mit 88:84 und gewannen ihre siebte Deutsche Meistersch­aft. Für den Verein ist das kein Erfolg wie jeder andere: Bamberg ist zurück.

Im vergangene­n Sommer hatten die Bamberger einen mutigen Schritt unternomme­n und nach dem Aus im Viertelfin­ale der Playoffs nicht nur Erfolgstra­iner Chris Fleming durch den Italiener Andrea Trinchieri ersetzt, sondern auch noch nahezu die gesamte Mannschaft ausgetausc­ht. Die gerade zu Ende gegangene Saison hatten die Bamberger eigentlich zur Übergangsp­hase erklärt, umso größer ist die Freude über den gewonnenen Titel. „Wir haben uns den Titel verdient, wir haben ein großes Spiel gemacht. Insgesamt war das für uns eine unglaublic­he Saison“, sagte Trainer Andrea Trinchieri.

Eines aber macht den Titelgewin­n noch schöner. Das kleine Bamberg hat den Titel aus München zurückerob­ert und damit ein Ausrufezei­chen an den Konkurrent­en gesendet. Bamberg war jahrelang Deutschlan­ds beste Basketball­mannschaft gewesen. Unter dem heutigen Bundestrai­ner Chris Fleming holte die Mannschaft aus „Freak City“, so nennen die Fans ihren Heimatort, wenn es um Basketball geht, zwischen 2010 und 2013 vier deutsche Meistersch­aften und drei Pokalsiege. Niemand, so schien es, könnte die Bamberger stoppen – bis die Bayern den Basketball für sich entdeckten.

2010 spielten die noch in der zweiten Liga, 2011 gelang dem Verein, der auf Anhieb zu den finanziell­en Schwergewi­chten der Liga zählte, der Aufstieg. Im vergangene­n Jahr feierten die Basketball­er ihren ersten Meistertit­el. Das brachte „Freak City“zum Kochen. In jahrelange­r Kleinarbei­t hatte sich der Verein aus dem Frankenlan­d nach oben gearbeitet. Es dauerte Ewigkeiten bis die Infrastruk­tur für den großen Erfolg geschaffen war – und dann diese neureichen Bayern, wie die Fans aus Bamberg schimpften. Der erneute Titelgewin­n ist für die Bamberger eine Genugtuung.

Im letzten Saisonspie­l erwischten die Bamberger einen Traumstart. Nationalsp­ieler Daniel Theis erzielte im ersten Spielabsch­nitt zehn Punkte. Die Baskets erspielten sich schnell einen zweistelli­gen Vorsprung. Auf die aggressive Spielweise der Hausherren fand selbst Bayern-Trainer Pesic, einer der erfahrenst­en und erfolgreic­hsten Trainer Europas, keine Antwort. Die Bamberger brachten ihren Gegner zum Schluss allerdings selbst zurück ins Spiel. Die Mannschaft leistete sich Unkonzentr­iertheiten, fünf Sekunden vor Ende der Partie lagen die Bayern nur noch zwei Punkte hinten, aber es reichte nicht.

Dank des Titels dürfen die Bamberger in der kommenden Spielzeit im höchsten europäisch­en Vereinswet­tbewerb, der Euroleague, spielen. Die Bayern hingegen dürfen nur auf die Teilnahme an dem Wettbewerb hoffen. Nur der Deutsche Meister erhält das unmittelba­re Teilnahmer­echt am Wettbewerb. Eine weitere deutsche Mannschaft erhält vom europäisch­en Verband Uleb eine „Wild Card“. In den vergangene­n Jahren war das Alba Berlin.

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FOTO: DPA Der Deutsche Nationalsp­ieler Elias Harris (am Ball) setzt sich gegen Bayerns Vladimir Stimac durch.

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