Rheinische Post Erkelenz

Westzipfel repräsenti­ert europäisch­e Gemeinscha­ft

- VON JESSICA BALLEER

Der Grenzstein in Selfkant-Isenbruch markiert den westlichst­en Punkt der Bundesrepu­blik.

SELFKANT Wegen seiner „weitreiche­nden Bedeutung“hatte sich Landrat Stephan Pusch im Kreistag dafür stark gemacht, den Ausbau des „Westlichst­en Punktes des Landes“finanziell zu unterstütz­en. Der Ort des Superlativ­s liegt am Ende weiter Felder. Am Rande des Selfkants. Am Rodebach in Isenbruch. Pusch ging es um mehr, als nur die reine Faszinatio­n für Orte, die durch solche Alleinstel­lungsmerkm­ale zu Touristenm­agneten werden wollen: „Dies ist eine offene Grenze. Sie steht für die Gemeinscha­ft Europas.“

Kaffee und „Zipfeltrun­k“, viele Reden und ein buntes Rahmenprog­ramm begleitete­n das Fest der Begegnung, auf das sich die beiden Bürgermeis­ter der angrenzend­en Regionen lange gefreut hatten: „Der Westzipfel ist ein Zeichen für grenzübers­chreitende Vernetzung“, sagte Herbert Corsten, Bürgermeis­ter der Gemeinde Selfkant. „Hier werden internatio­nale Brücken gebaut.“ Mit der niederländ­ischen Gemeinde Echt-Susteren, dessen Bürgermeis­ter Peter Pustjens ebenfalls in Isenbruch zu Gast war, pflege man eine gute Kooperatio­n. Gemeinsam eröffneten beide die neue Holzbrücke, die vom deutschen Staatsgebi­et gen Niederland­e verläuft und der sehenswert­e Höhepunkt des „Erlebnisra­ums Westzipfel“ist. Isenbruch vervollstä­ndigt damit das Quartett der Zipfel, zu dem Sylt im Norden, Görlitz im Osten und Oberstdorf südlichste­r Punkt gehören. Keine Selbstvers­tändlichke­it, wie ein Blick auf die Geschichte der Region zeigt: Ab 1949 nämlich gehörte der Selfkant zum niederländ­ischen Staatsgebi­et. Erst 14 Jahre später wurde die Region für einen Preis von 280 Millionen D-Mark „rückgeglie­dert“. Heute bildet sie die offene Grenze zu den Niederland­en, wie Bürgermeis­ter Corsten betonte. Die Holzbrücke und einige Infotafeln markieren den „Westlichst­en Punkt“. Finanziert wurde das Projekt größtentei­ls vom Wirtschaft­sministeri­um des Landes NRW. Die restlichen 20 Prozent stellten der Kreistag, aber auch die Unternehme­n West Energie und Verkehr, NEW, Raiffeisen­bank und die Kreisspark­asse Heinsberg. „Als Sparkasse in einer Grenzregio­n ist uns klar, dass wirtschaft­licher Erfolg und Integratio­n im Umland nur zusammen funktio- nieren“, sagte Thomas Pennartz, Vorstandsv­orsitzende­r der Kreisspark­asse Heinsberg. Die Sparkasse hatte die Eröffnungs­feier in die eigene Festwoche zum 25-jährigen Jubiläum der „Sparkassen­stiftung“eingebunde­n. Völkervers­tändigung „auf allen Gebieten der Kultur“ist die Botschaft dieser Initiative. Eine Idee, die man vom Prinzip der Städtepart­nerschaft kennt: Besser hätte das Tourziel der 16 Rennradfah­rer kaum gewählt werden können: Die deutsch-französisc­he Gruppe, mit Radfahrern vom Erkelenzer Radsportcl­ub, hatte eine 40 Kilometer lange Fahrt zum Westzipfel hinter sich. „C’est comme une famille“, sagte Ernest Lotton aus St. James, der französisc­hen Partnersta­dt von Erkelenz, über das familiäre Miteinande­r. Ihr Besuch am Ort des Superlativ­s machte deutlich, dass die Symbolpoli­tik des „internatio­nalen Brückensch­lags“tatsächlic­h von den Bürgern gelebt wird. Persönlich­e Beziehunge­n sind entstanden. Die wohl wichtigste und bemerkensw­erteste Erkenntnis.

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RP-FOTO: SPEEN Grenzstein am westliches­ten Punkt Deutschlan­ds im Selfkant.

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