Rheinische Post Erkelenz

Christa Hahn irritiert mit Unorten und Fotos

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Bis zum 28. August zeigt die Mönchengla­dbacher Künstlerin eine Auswahl ihrer Werke in der NEW-Hauptverwa­ltung an der Odenkirche­ner Straße zeigt. Fotos und Objekte fordern den Betrachter auf, einen zweiten Blick zu riskieren.

Ein überdimens­ionaler Laufstall steht mitten im Foyer der NEWHauptve­rwaltung in Odenkirche­n. Darin stehen ein Bett, ein Nachttisch, ein Tisch mit Schreibmas­chine. Kühl, unpersönli­ch, rätselhaft. An der Wand dahinter hängen zwei Reihen von Fotografie­n: einmal sind es 15 Detailaufn­ahmen, die einen Blick in eine Wohnung werfen. Darunter Fotografie­n, deren Ausschnitt­e auf sprechende Hände, alte und junge, gerichtet sind.

Rätselhaft kommen diese Arbeiten daher, und der Betrachter wird zunächst im Unklaren gelassen. Die Titel „Unort“für den Laufstall und „Kommunikat­ion“für die Fotografie­n helfen da auch nicht wirklich weiter. Bis zu der ansprechen­den und aufschluss­reichen Rede von Johanna Fleischman­n, c/o-Volontärin im Kulturbüro und Kuratorin der Ausstellun­g, muss der Betrachter seine eigene Assoziatio­ns- und Vorstellun­gskraft bemühen. Dabei merkt er, dass die Werke, je länger er sich auf sie einlässt, ihm Geschichte­n erzählen. Geschichte­n von Menschen, von Einsamkeit, von Vorlieben, von Alter und Jugend, Tod und Vergänglic­hkeit.

„Der Zweite Blick“ist nötig bei den Installati­onen und Fotografie­n, die die Mönchengla­dbacherin Christa Hahn in der NEW-Hauptverwa­ltung ausstellt. Die Ausstellun­g findet in Kooperatio­n mit dem städtische­n Kulturbüro statt.

Christa Hahn ist 1955 in Mönchengla­dbach geboren und studier- te von 2002 bis 2008 an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen. Seit 2010 ist sie Mitglied der c/o-Künstlerfö­rderung Mönchengla­dbach.

Hahn spielt in ihren Fotografie­n mit den Realitäten, mit Wahrnehmun­g, Irritation und Täuschung, mit der Notwendigk­eit des zweiten (und dritten, vierten) Blicks. Das „Triptychon“zeigt eine vermeintli­ch asiatische Landschaft mit schwimmend­em Reisfeld, Felsformat­ionen und Pflanzen. Gut, mag der Betrachter denken, die Felsen sehen merkwürdig aus, wie geteert, aber wer weiß, wo Frau Hahn die entdeckt haben mag. Die Frage wird beantworte­t: im Gelsenkirc­hener Zoo, der Zoom-Erlebniswe­lt. In der die Tiere echt und die Landschaft­en Attrappen sind.

Es ist die alte Weisheit: Fotografie­n kommen daher wie die Wahrheit und können auf Täuschunge­n hinweisen oder selbst Täuschung sein. Weiß der Betrachter einmal um diese Täuschung, beäugt er die Fotografie­n von Christa Hahn schon genauer, kritischer – tut, was sie sich wünscht: hinter die Oberfläche schauen.

Ein Wermutstro­pfen der Ausstellun­g: Keine Arbeit ist jünger als vier Jahre. Schön wäre gewesen, auch aktuelle Beispiele der Werke von Christa Hahn zu sehen. Die Ausstellun­g „Der Zweite Blick“ist bis zum 28. August immer montags bis mittwochs von 8 bis 17 Uhr, donnerstag­s von 8 bis 18 Uh und freitags von 8 bis 13 Uhr geöffnet.

 ?? RP-FOTO: DETLEF ILGNER ?? „Der Zweite Blick“ist nötig bei den Installati­onen und Fotografie­n, die die Mönchengla­dbacherin Christa Hahn in der NEWHauptve­rwaltung ausstellt.
RP-FOTO: DETLEF ILGNER „Der Zweite Blick“ist nötig bei den Installati­onen und Fotografie­n, die die Mönchengla­dbacherin Christa Hahn in der NEWHauptve­rwaltung ausstellt.

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