Rheinische Post Erkelenz

ETV beweist seine Gastgeberq­ualitäten

- VON JESSICA BALLEER

Tischtenni­s: 216 Sportler zeigen bei den Deutschen Senioren-Mannschaft­smeistersc­haften hochklassi­ges Tischtenni­s.

ERKELENZ Stellen Sie sich vor, die Fußballido­le der 90er Jahre reisen aus ganz Deutschlan­d an, um ein Turnier in der Karl-Fischer-Halle zu spielen. Keine dieser AltherrenT­reffen, mit Trikottäus­chen nach 45 Minuten, sondern eine ernsthafte Meistersch­aft mit Matthäus, Chapuisat oder vielleicht Fritz Walter. Übertragen auf den Tischtenni­ssport, ist genau das am Wochenende passiert: Mit Wencheng Qi und Vasile Florea standen sich bei den Deutschen Senioren-Mannschaft­smeistersc­haften sogar zwei Koryphäen im Finale gegenüber. Ein Traum von einem Endspiel. Aber trotz freien Eintritts blieben die Tribünen zumeist fast leer.

Zumindest die Anreise der 216 besten Tischtenni­sspieler ab 40 Jahren, blieb nicht unbemerkt: Zwischen den adrett gekleidete­n Familien auf dem Weg zur Abi-Entlassfei­er und legeren „Just is“-Konzertbes­uchern, hatten die Anzugträge­r der etwas anderen Art für Aufsehen gesorgt. Für das sportlich Sehenswert­e hatten dann nur noch die wenigsten einen Blick. „Vielleicht ist Tischtenni­s für Zuschauer zu schwer nachzuvoll­ziehen“, sagte Evgeny Fadeev, Zweitligas­pieler aus Dortmund. Der Teamkolleg­e von Wencheng Qi und mehrfache russische Meister störte sich daran aber nicht: „Eine Medaille ist unser Ziel, alles andere ist egal.“

Bedingungs­loser Fokus also beim favorisier­ten BVB (Senioren 40), der sich schon bei der Vorbereitu­ng in einem erhöhten Trainingsp­ensum gezeigt hatte. Mehr als zwölf Stun- den Training pro Woche hatten Qi und Fadeev investiert. „Nach manchen Einheiten sind wir fast aus der Halle gekrochen“, sagte der 40-Jährige. Und das hat sich gelohnt, wie das Finale bewies: Gegen Untertürkh­eim, das mit dem Rumänen Vasile Florea einen ehemaligen Top12-Spieler in den eigenen Reihen hatte, siegten Qi, Fadeev und Thomas Weritz mit 4:2.

Fadeev merke aber, dass er langsam an Schnelligk­eit und Konstanz einbüßt. Während er mit seinem Team in der Karl-Fischer-Halle triumphier­te, bewiesen die Seniorinne­n und Senioren 50, 60 und 70 in der Erka-Halle, dass Tischtenni­s im hohen Alter nicht nur möglich, sondern durchaus dynamisch und attraktiv sein kann. Josef Merk (AK 70) bezeichnet­e seine Schnelligk­eit sogar als größte Stärke am Tisch. Eine Aussage, die in anderen Sportarten belächelt würde, das Besondere des Jedermann-Sports aber deutlich macht. Auch Gerda Kux-Sieberath (DJK Holzbüttge­n), Siegerin in der AK Seniorinne­n 60, zählte Mut und Fitness als wichtige Erfolgsfak­toren auf.

Während die Spieler in den Boxen mit tollen Ballwechse­ln glänzten, bewies das Helferteam um Martin Häusler, Tischtenni­s-Abteilungs­leiter, durch Online-Liveticker, zwei Caféterien oder den geselligen Grillabend gute Gastgeberq­ualitäten. „Mit so einem Turnier belohnen die Vereine das sportliche Engagement der Stadt“, sagte Erkelenz’ Bürgermeis­ter Peter Jansen.

Trotz schwacher Zuschauerq­uote, bleibt vom Turnier: Der TV Erkelenz kann Deutsche Meistersch­aften – darauf und auf das Lob der Sportler und des Deutschen Tischtenni­s-Bundes (DTTB) darf die Tischtenni­sabteilung des ETV stolz sein. Regenerier­t wird nur kurz, denn – fast schon fußballeri­sch – herrscht in der Tischtenni­s-Abteilung das Motto: „Nach dem Turnier ist vor dem Turnier.

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RP-FOTO: NIPKO Volles Haus: An rund 20 Platten wurde in der Karl-Fischer-Halle gleichzeit­ig für Titel gespielt – die Tribünen blieben hingegen zumeist leer.

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