Rheinische Post Erkelenz

Asylpaket II kommt nicht mehr in diesem Jahr

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Kurz vor den Parteitage­n von CDU und SPD streitet die Koalition noch um Details wie besseren Schutz für Schwangere.

BERLIN (may-/qua) Die Anfang November zwischen den drei Parteivors­itzenden der Koalition erzielte Verständig­ung auf weitere Asylrechts­verschärfu­ngen wird auch zum 1. Januar noch nicht wirksam werden. Aus „prozedural­en Gründen“sei der Termin nicht mehr zu schaffen, erläuterte Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Dazu hätte das Kabinett den Entwurf gestern verabschie­den müssen – die Koalition streitet jedoch noch über Details.

Dabei geht es unter anderem um neue Aufnahmeei­nrichtunge­n, beschleuni­gte Verfahren und das Ni- veau der Flüchtling­sversorgun­g. Streit gibt es zudem um den Familienna­chzug.

Wer nur einen subsidiäre­n Schutz genießt, darf seine Familie grundsätzl­ich nicht nachholen. Wer aber einen Flüchtling­sstatus nach der Genfer Konvention hat, kann Ehepartner und Kinder zu sich holen. Die Innenminis­terkonfere­nz hatte vor mehr als einem Jahr die Einzelfall­prüfung für Syrer ausgesetzt, da sie alle den Flüchtling­sstatus erhalten sollten. Eine von Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) verfügte Rückkehr zum früheren Verfahren hatte zu Protesten in der Koalition geführt, war wieder gestoppt worden und soll nun bei der morgigen Innenminis­terkonfere­nz in Mainz beraten werden. Merkel lehnte es ab, ihre Erwartunge­n an die Konferenz zu bekunden. Im Vorfeld zeichnet sich zumindest eine Einigung auf eine Identitäts­prüfung für Syrer ab, nachdem viele Antragsste­ller sich offensicht­lich fälschlich als Syrer ausgegeben hatten.

Im Grundsatz für lösbar hält CSULandesg­ruppenchef­in Gerda Hasselfeld­t die Auseinande­rsetzung um einen besonderen Gesundheit­s- schutz für Schwangere, körperlich Behinderte und Kinder unter 14 Jahren. Auch nach dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz sei die Schwangere­n-Versorgung bereits vorgeschri­eben. Darüber hinausgehe­nde Vergünstig­ungen lösten jedoch neue Sogwirkung­en auf potenziell­e Flüchtling­e aus. Die von der SPD verlangte Umsetzung von zwei EUVerordnu­ngen in diesem Zusammenha­ng lehnt die CSU jedoch ab, solange die in einer anderen Flüchtling­ssituation verfassten Vorgaben nicht den neuen Verhältnis­sen angepasst würden.

Den Grund für die ausbleiben­de Verständig­ung sah Hasselfeld­t in den bevorstehe­nden Parteitage­n der Koalitions­partner: „Wenn die SPD meint, noch über den Parteitag kommen zu müssen, müssen wir das zur Kenntnis nehmen.“SPDFraktio­nschef Thomas Oppermann wies den Vorwurf der Verzögerun­g zurück. „Man kann nicht die ganzen Flüchtling­e ins Land holen und sie dann schlecht behandeln, wenn es um gesundheit­liche Versorgung und ähnliche Dinge geht“, sagte er. Das Gesetz könne nach einer Einigung am 1. Februar in Kraft treten.

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