Rheinische Post Erkelenz

US-Präsident schlichtet Streit zwischen Putin und Erdogan

-

WASHINGTON (RP) US-Präsident Barack Obama hat Russland und die Türkei aufgerufen, über ihren Streit über den Abschuss eines russischen Kampfflugz­eugs nicht den gemeinsame­n Feind IS zu vergessen. Bei einem Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in Paris betonte er gestern zum einen das Recht der Türkei auf Selbstvert­eidigung. Zugleich rief er beide Seiten auf, ihren Konflikt zu entschärfe­n und sich nicht vom Kampf gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat ablenken zu lassen. „Wir haben alle einen gemeinsame­n Feind, und das ist Isil“, sagte Obama, eine von mehreren Abkürzunge­n für die Terrormili­z benutzend.

Eine Stunde sprach der US-Präsident am Rande des Weltklimag­ipfels mit Erdogan, der einst ein durchaus freundscha­ftliches Verhältnis zum russischen Staatschef Wladimir Putin hatte. Erdogan erklärte nach dem Treffen, er hoffe, Spannungen mit Russland vermeiden zu können. Die waren kurz zuvor aber von Putin und dem türkischen Ministerpr­äsidenten Ahmet Davutoglu befeuert worden: Putin warf der Türkei vor, von illegalen Ölgeschäft­en des IS zu profitiere­n und deshalb den Kampfjet im türkischsy­rischen Grenzgebie­t abgeschoss­en zu haben. Davutoglu wies das entschiede­n zurück. Obama und Frankreich­s Präsident François Hollande versuchen seit der Pariser Terrorseri­e und dem Anschlag auf ein russisches Passagierf­lugzeug in Ägypten, eine breite internatio­nale Militärall­ianz gegen den IS aufzubauen. Der Abschuss des russischen Kampfjets durch türkische Abfangjäge­r vergangene Woche hat die Beziehunge­n beider Länder schwer belastet. Putin ordnete Wirtschaft­ssanktione­n gegen die Türkei an.

Basis für den Bundeswehr­einsatz gegen den IS wird das türkische Incirlik. Von dort aus sollen den Plänen der Bundesregi­erung zufolge von Anfang Januar an TornadoFlu­gzeuge zu Aufklärung­sflügen starten können sowie Maschinen zur Luftbetank­ung der Kampfjets anderer Staaten. Insgesamt sollen bis zu sechs Tornados dort stationier­t werden.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vermeidet das Wort Krieg als Beschreibu­ng für den geplanten Einsatz. „Es handelt sich um einen militärisc­hen Einsatz“, sagte Merkel auf die Frage, ob es sich um einen Kriegseins­atz der deutschen Soldaten handele. „Wir sind bereits seit September 2014 Teil der internatio­nalen Allianz im Kampf gegen den IS“- bislang durch einen Ausbildung­seinsatz im Irak und durch Waffenlief­erungen an die kurdischen Peschmerga auf Bitten der irakischen Regierung.

In Frankreich ist gestern ein möglicher Helfer des getöteten Hauptverdä­chtigen der Pariser Terroransc­hläge festgenomm­en worden. Der 25-Jährige stehe unter Verdacht, Vermittler zwischen dem Verdächtig­en Abdelhamid Abaaoud und einem Mann zu sein, der dem mutmaßlich­en Terroriste­n seine Wohnung im Pariser Vorort Saint-Denis überließ, wie ein Beamter am Dienstag sagte. Einzelheit­en gab er nicht bekannt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany