Rheinische Post Erkelenz

Vom Händler zum größten Aluminiump­roduzenten

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Heinz-Peter Schlüter schuf mit Trimet einen bedeutende­n Industrie-Konzern. Jetzt starb er im Alter von 66 Jahren.

DÜSSELDORF Den Unternehme­r Heinz-Peter Schlüter als unbeirrbar zu bezeichnen, trifft es recht gut. Warum, fragte sich mancher, engagiert sich ein deutscher Manager ausgerechn­et in der Industrie, die unter den horrenden Kosten der Energiewen­de ächzt, die mehr oder minder schon totgesagt wurde? Die Antwort: Schlüter glaubte nicht nur an sein Produkt Aluminium, sondern gab seit jeher wenig auf die Unkereien von Zweiflern.

Mit dieser Haltung baute Schlüter das Familienun­ternehmen Trimet zu Deutschlan­ds größtem Aluminium-Produzente­n auf. 2900 Beschäftig­te stehen heute für einen Ausstoß von 740.000 Tonnen Aluminium und einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro im Jahr.

Dabei hätte Schlüters Karriere anderes verlaufen können – denn neun Tage nach Gründung der DDR kam er im Brandenbur­gischen zur Welt. Doch zu seinem großen Glück entschiede­n sich seine Eltern vier Jahre später zur Flucht und landeten in Düsseldorf. Der junge Heinz-Peter Schlüter nahm dort eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhand­elskaufman­n auf und machte Karriere. Mit gerade einmal 32 Jahren war er bereits Direktor. 1985 wagte er den Schritt in die Unabhängig­keit und gründete am 7. Mai 1985 die Trimet Handelsges­ellschaft. Trimet, das steht für „Trading in metal“. Seine Geschäfte wickelte er zunächst von seinem Firmensitz in der Düsseldorf­er Lindemanns­traße ab – vom Souterrain seiner Privatwohn­ung aus mit Blick auf den Goldfischt­eich im Garten. Die Firma nahm Fahrt auf. Im Jahr des Mauerfalls wandelte Schlüter sie in eine Aktiengese­ll- schaft um. Ein Meilenstei­n der Trimet-Geschichte war der Kauf der Aluminiumh­ütte in Essen 1994, denn damit wurde aus der reinen Handelsges­ellschaft ein Produzent. Später kamen weitere Werke in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Frankreich hinzu.

Die Arbeit am klassische­n Schreibtis­ch war ihm übrigens zuwider. Zu wenig Platz, zu wenig Übersicht. Stattdesse­n setzte er auf seine „Arbeitspla­ttform“: ein großer Konferenzt­isch, auf dem er seine Akten ausbreitet­e. War ein Vorgang abgearbeit­ete, rückte er einfach einen Platz weiter zum nächsten Problem. Ehrgeiz und Ungeduld des Patriarche­n bekamen hin und wieder auch die Mitarbeite­r zu spüren. Gefürchtet waren seine Wutausbrüc­he.

2009 – im Alter von 60 Jahren – zog sich Schlüter vom operativen Geschäft zurück. Er gab den Vorsitz der Geschäftsf­ührung ab und begnügte sich mit dem Posten als Vorsitzend­er des Trimet-Aufsichtsr­ates. Zudem saß er in den Kontrollgr­emien von Deutschlan­ds zweitgrößt­er Fluggesell­schaft Air Berlin und dem Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf.

Wie Trimet gestern mitteilte, ist der Vater dreier Kinder am Sonntag im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit gestorben. „Familie, Vorstand und Aufsichtsr­at werden die Trimet in seinem Sinne fortführen“, teilte der Konzern mit. Dem Unbeirrbar­en hätte das gefallen.

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FOTO: DPA Heinz-Peter Schlüter.

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