Rheinische Post Erkelenz

Grindel besucht TV-Geld-Gipfel

- VON GIANNI COSTA

Der Anwärter aufs DFB-Präsidente­namt stellt sich heute den Profiklubs vor.

FRANKFURT/M. Reinhard Grindel tritt heute nur im Rahmenprog­ramm auf. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ihn zur Präsidiums­sitzung im Frankfurte­r Mariott-Hotel eingeladen. Der Zusammensc­hluss der Profiverei­ne hierzuland­e hat den 57-Jährigen zum Vorspreche­n gebeten. Der Schatzmeis­ter des DFB würde gerne zum Präsidente­n aufsteigen. Die Amateurver­treter hat er bereits auf seiner Seite, die DFL lässt ihn dagegen noch ein wenig zappeln. Dabei gibt es gegen ihn persönlich dem Vernehmen nach keine großen Vorbehalte. Grindel, für die CDU im Bundestag, wird als „unbelastet“eingestuft, weil er erst seit 2013 für den DFB tätig ist und damit nicht in die Machenscha­ften rund um die WM 2006 verwickelt ist. Dass die DFL ihn nicht einfach durchwinkt, hat ausschließ­lich taktische Gründe – es geht um den Einfluss beim DFB.

Der DFL geht es aber vor allem um Geld. Vor ein paar Tagen ist KarlHeinz Rummenigge an die Öffentlich­keit getreten mit einer klaren Botschaft: Bekommt der FC Bayern München nicht mehr Geld aus dem TV-Vertrag, so der Vorstandsv­orsitzende, würde man überlegen, aus der zentralen Vermarktun­g auszusteig­en und auf eigene Rechnung ans Werk gehen. Sein Klub sei zwar grundsätzl­ich bereit, wie er dem „Kicker“unlängst verriet, „sich unterzuord­nen. Aber es gibt Grenzen, die hier nicht überschrit­ten werden sollten“. Die DFL ist allerdings nicht die Vermarktun­gsagentur der Bayern, sondern ein Gemeinscha­ftskonstru­kt. Jahrzehnte­lang haben alle genau davon auch gut gelebt.

Der FC Bayern wähnt sich nun aber im internatio­nalen Vergleich nicht mehr wettbewerb­sfähig. In der Saison 2014/15 wurden 50,605 Millionen Euro an die Säbener Straße überwiesen. Davon stammten rund 75 Prozent aus dem Inland. Absteiger SC Paderborn kassierte immerhin noch 19,868 Millionen. Selbst der Zweitligis­t mit den geringsten Einnahmen aus dem TVTopf, der 1. FC Heidenheim, bekam noch 5,066 Millionen überwiesen. Würden die Bayern sich selbst vermarkten, wären wohl mehr als 200 Millionen Euro realistisc­h.

Im neuen TV-Vertrag, der im Frühjahr für die Saison 2017/18 unterschri­ftsreif sein soll, erhoffen sich die Klubs einen Deal von einer Milliarde Euro. Damit ist die Bundesliga noch weit entfernt von der Premier League. Auf der Insel liegen die Medienerlö­se zur neuen Saison bei 3,2 Milliarden Euro.

Neben den Bayern mucken nun auch noch die sogenannte­n Traditions­klubs auf. Schalke 04, Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt wollen nicht nur ob ihrer sportliche­n Erfolge eingeordne­t werden, sondern pochen darauf, dass auch weiche Faktoren wie Anzahl der Fans und TV-Quoten eingerechn­et werden. Die Werksklubs wie Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim finden solche Unterschei­dungen naturgemäß weniger zielführen­d und möchten lieber alles so lassen wie bisher. Eine Lösung, wie die DFL mit Christian Seifert an der Spitze, die unterschie­dlichen Verlangen in Einklang bringen will, scheint derzeit noch nicht in Sicht.

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FOTO: DPA Reinhard Grindel

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