Rheinische Post Erkelenz

87.000 haben in NRW noch keinen Asylantrag gestellt

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Von den 230.000 Flüchtling­en, die im vergangene­n Jahr nach NRW gekommen sind, haben nach Auskunft des Düsseldorf­er Innenminis­teriums 87.000 Menschen bislang noch keinen Asylantrag stellen können. Der Grund seien mangelnde Kapazitäte­n beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) gewesen.

Abhilfe sollen die fünf neuen „Ankunftsze­ntren“in Mönchengla­dbach, Bonn, Dortmund, Bielefeld und Münster schaffen, in denen die Asylbewerb­er dem BAMF ihren Antrag vorlegen können. „Wir fahren jede Woche rund 3000 Flüchtling­e mit Bussen auf unsere Kosten dorthin, obwohl wir dafür gar nicht zuständig sind“, sagte ein Ministeriu­mssprecher. Bis September solle der Antragssta­u abgearbeit­et ein.

Unterdesse­n kritisiert die Union, dass die Verteilung der Landesmitt­el für Flüchtling­e an die Kommunen weiterhin ungerecht erfolge. Die Zahlungen schwankten zwi- schen jährlich 1789 Euro pro kommunalem Flüchtling (so in Salzkotten) und 1,1 Millionen Euro (Schöppinge­n). Weeze etwa erhalte 55.291 Euro. Der Grund für diese „Unwucht“sei, dass die Gelder nicht nach der tatsächlic­hen Anzahl der Flüchtling­e vergeben würden, sondern nach einem Schlüssel, der zu 90 Prozent die Einwohnerz­ahl der Kommune berücksich­tige, sagte der CDU-Kommunalex­perte André Kuper. Dies habe zur Folge, dass Kommunen Pauschalen für Flüchtling­e erhielten, die ihnen gar nicht zugewiesen worden seien, weil sich dort eine Landeseinr­ichtung befinde.

Während Kuper beklagte, dass NRW zu zögerlich abschiebe, teilte die Bundespoli­zei der Agentur dpa mit, dass sich die Zahl der freiwillig­en Ausreisen abgelehnte­r oder chancenlos­er Flüchtling­e in diesem Jahr in NRW voraussich­tlich verdoppeln werde. In den ersten sechs Monaten seien bereits rund 11.000 Flüchtling­e freiwillig zurückgefü­hrt worden. Das sind ebenso viele wie im gesamten Jahr 2015.

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