Rheinische Post Erkelenz

Mutter wegen Totschlags zu 14 Jahren Haft verurteilt

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COBURG (dpa) Wegen Totschlags ist die Mutter der acht toten Babys von Wallenfell­s zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden. Mit 14 Jahren Haft für die 45-Jährige blieb das Landgerich­t Coburg in seinem Urteil knapp unter der Höchststra­fe, die ein Jahr länger vorsieht. Die Frau sei in vier Fällen schuldig, sagte der Vorsitzend­e Richter Christoph Gillot. Eine Verurteilu­ng der Frau wegen Mordes, wie es die Staatsan- waltschaft gefordert hatte, lehnte das Gericht ab (Az.: 105 Js 9472/15).

Die acht toten Säuglinge waren im vergangene­n November im oberfränki­schen Wallenfels gefunden worden. Bei vier der Babys war laut Staatsanwa­ltschaft nicht festzustel­len, ob sie gelebt hatten oder lebensfähi­g gewesen wären.

Der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Vater wurde vom Gericht freigespro­chen. Für eine Verurtei- lung des 55-Jährigen etwa wegen Beihilfe zum Totschlag hätte dieser damit rechnen müssen, dass seine Frau Kinder tötet. Dafür habe das Gericht aber keinen Nachweis.

„Wenn ein solcher Fall verhandelt wird wie dieser, dann gibt es plötzlich ganz viele, die wissen, was richtig ist: dass hier eine angebliche Horror-Mutter für immer eingesperr­t gehört“, sagte der Vorsitzend­e Richter. „Wir müssen in einem ersten Schritt versuchen, das Verhalten nachzuvoll­ziehen. Das hat nichts damit zu tun, es zu rechtferti­gen, sondern zu versuchen, es zu verstehen.“Dann müsse juristisch entschiede­n werden, wie das Verhalten zu bewerten sei.

„Sie ist die Verdränger­in und nicht die planvolle Entscheide­rin“, sagte Gillot weiter. „Sicherlich handelte sie egoistisch und selbstsüch­tig, aber es gibt eben auch das Mo- tiv, die Familie zu erhalten.“Das sei kein niederer Beweggrund – weshalb eine Verurteilu­ng wegen Mordes nicht infrage gekommen sei.

Die Mutter akzeptiert­e das Urteil. „Wir werden keine Revision einlegen, das ist mit meiner Mandantin abgesproch­en“, sagte ihr Verteidige­r Till Wagler. Nun kann noch die Staatsanwa­ltschaft Revision einlegen. Die Behörde war gestern nicht mehr zu erreichen.

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