Rheinische Post Erkelenz

VW-Gewinn bricht wegen „Dieselgate“ein

-

Der Autobauer muss wegen des anhaltende­n Rechtsstre­its zur Beilegung des Abgasskand­als in den USA weitere 2,2 Milliarden Euro zur Seite legen. Das Ergebnis bis Juni fällt um 20 Prozent schlechter aus als vor Jahresfris­t.

WOLFSBURG (dpa) Die Dieselkris­e hinterläss­t weiter Spuren in der VWBilanz. Im ersten Halbjahr sank der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 22 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, wie aus einer Mitteilung über vorläufige Eckzahlen hervorgeht. Enthalten seien „negative Sondereinf­lüsse von 2,2 Milliarden Euro“aus Risiken, „die im Wesentlich­en auf Nordamerik­a entfallen“.

Ohne die zusätzlich­e Milliarden­belastung wäre der Halbjahres­gewinn aus dem laufenden Geschäft auf 7,5 Milliarden Euro geklettert – ein Plus von sieben Prozent, ließe man die Sondereinf­lüsse unberücksi­chtigt. Vor allem die VW-Kernmarke habe sich nach einem schwachen Startquart­al erholt, heißt es. Gründe für den Schub bei der Hausmarke um Golf und Passat seien unter anderem die saisonale Nachfrage, eine Erholung des Automarkte­s in Europa sowie die Wiederbele­bung des Großkunden­geschäfts, erklärt VW.

Die vorläufige­n Zahlen zum Halbjahres­ergebnis fielen besser aus als von Analysten erwartet und führten zu deutlichen Kursgewinn­en. Mit einem Plus von zeitweise gut sechs Prozent war die VW-Vorzugsakt­ie zwischenze­itlich Spitzenrei­ter im Dax. Zum Handelssch­luss betrug das Plus immer noch 5,9 Prozent.

Den Ausblick lässt Volkswagen unveränder­t. Demnach könnten die Umsätze des Konzerns gegenüber dem vergangene­n Jahr um fünf Prozent sinken. Vor Sondereinf­lüssen sollen vor Zinsen und Steuern (Ebit) fünf bis sechs Prozent vom Umsatz hängen bleiben. Am 28. Juli will der Konzern seine gesamte Halbjahres­bilanz vorlegen. Hier wird sich zeigen, wie viel Substanz im operativen Gewinn steckt. Bisher haben die Wolfsburge­r zum Beispiel noch keine Umsatzzahl­en genannt, und auch der Nachsteuer­gewinn ist unbekannt.

Auch Details zur Art der „negativen Sondereinf­lüsse“gab es gestern nicht. Es dürfte sich dabei zum Großteil um Folgen der Diesel-Krise handeln. Bisher hatte Volkswagen dafür einen Puffer von rund 16,2 Milliarden Euro gebildet.

Das scheint aber noch nicht das Ende aller Sorgen zu sein, nachdem der Generalsta­atsanwalt von New York, Eric Schneiderm­an, am Dienstag in Washington eine der Klagen von insgesamt drei Bundesstaa­ten vorgelegt hatte, in der „hunderte Millionen Dollar“an zusätzlich­en Strafen für die Wolfsburge­r gefordert werden. Der Klage zufolge sollen Dutzende VW-Mitarbeite­r und Manager an dem Abgasbetru­g beteiligt gewesen sein. Der frühere Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sei früh über die Abgasmanip­ulation infor- miert gewesen. Winterkorn und der damalige Vertriebsv­orstand Christian Klingler hätten bereits im Frühjahr 2014 von der Existenz einer illegalen Abschaltei­nrichtung gewusst.

Auch der amtierende VW-Chef Matthias Müller wird in einer Klage in New York namentlich genannt. Er habe wie Winterkorn bereits 2006 davon gewusst, dass zu kleine Harnstofft­anks Probleme beim Einhalten von Abgaswerte­n mit sich brächten. Um Geld zu sparen, installier­te VW die Betrugssof­tware anstelle größerer Tanks. In den Klagen steht allerdings nicht, dass Müller von dem Betrug gewusst haben soll. Ein VWSprecher bezeichnet­e die erhobenen Vorwürfe ohnehin als unbegründe­t.

Die Sondereinf­lüsse belasten auch die VW-Dachgesell­schaft Porsche SE (PSE), die die Mehrheit der VW-Stimmrecht­e und knapp ein Drittel des VW-Kapitals hält. Trotz der Einbußen von 2,2 Milliarden Euro bleibe die PSE aber bei ihrer Prognose, für 2016 ein Nachsteuer­ergebnis zwischen 1,4 Milliarden und 2,4 Milliarden Euro zu erzielen, teilte Porsche mit. Neben Volkswagen hat die PSE keine größeren Beteiligun­gen.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany