Lernen unter freiem Himmel
Intensiv erleben die Kleinen des Waldkindergartens die Jahreszeiten. Vorschulkinder tragen „Expertenthemen“vor, mit denen sie sich besonders beschäftigt haben. Zu Gast beim Waldkindergarten der Elterninitiative Waldgeister Rickelrath.
RICKELRATH Das Material zum Basteln, Bauen und Spielen ist im waldigen Gelände in Hülle und Fülle vorhanden. Zweige in jeder Größe und Form sowie Stöcke und Hölzer benutzen die Kinder des Waldkindergartens als Kochlöffel, Motorsense oder Fichtennadeln als Pinzette.
Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt und die Nutzung der Naturmaterialien regt die Fantasie an, wie Leiterin Doris Rosner es täglich
„Wir sehen den Wald als zusätzlichen Pädagogen an, der eine besondere
Vielfalt bietet“
Doris Rosner erfährt, die verschiedenen Bedeutungen müssen ja kommuniziert werden. Besondere Aufmerksamkeit kommt zurzeit den Expertenthemen der Vorschulkinder zu, die sie der Gruppe vorstellen.
An diesem Morgen sind die zweibis fünfjährigen Knirpse emsig mit Schubkarren und Schaufeln damit beschäftigt, eine Lieferung Rindenmulch vor allem auf dem Boden unter den selbst gebauten Klettergeräten zu verteilen. Hilfe erhalten sie von den Erziehern Doris Rosner, Uwe Bowens und Anna Klug. In regelmäßigen Abständen sorgen alle durch diese Maßnahme für mehr Sicherheit auf dem Freispielgelände. Ebenso wird der Sand des Sandkastens von Zeit zu Zeit erneuert. Auch am Bewegungsparcours von Vorschulkind Luca ist der Boden weich gepolstert. Der Junge hat mit Hilfe von Bowens auf Holzklötze Bretter zum Balancieren gelegt, die inklusive Wipp-Einlage, Rutsche und Wa- ckelbrett besondere Herausforderungen an das kindliche Balancegefühl und die Koordination der Bewegungen stellen. Alle Kleinen probieren nach seinem kurzen Vortrag die Anlage mit oder ohne Handunterstützung aus – zum Abschluss zollen sie Luca mit viel Applaus ihre Anerkennung.
Weitere vorherige Experten: Vorschulkind Tim stellte eine Sammlung Halbedelsteine vor – aus dem Eff-Eff erklärt er ein weiteres Mal deren Entstehung. Zudem hatte Maya an einem Tag ihr Fahrrad mitgebracht und Wissenswertes dazu gezeigt und erklärt, Felix hatte Übungen der Sportart Wushu demonstriert und Alma weitergegeben, wie man sicher auf einen Baum klettert.
„Wir sind ein ganz normaler Kindergarten nach KiBiz (Kinderbildungsgesetz)-Standard, nur dass wir uns ganzjährig unter freiem Himmel aufhalten“, erläutert Doris Rosner, lediglich bei Sturm dürfen sie nicht den Wald betreten. „Wir sehen den Wald als zusätzlichen Pädagogen an, der eine besondere Vielfalt bietet und somit die Sinneswahrnehmung schult und umfang- reiche Bewegungsmöglichkeiten eröffnet.“Dadurch, dass die Kinder so gut wie keine vorgefertigten Spielsachen besäßen, hätten sie einen ganz anderen Umgang miteinander, sie wären stärker aufeinander angewiesen, sagt die Leiterin.
Täglich halten sich alle rund vier Stunden am Vormittag im Wald auf, lernen Englisch und Entspannungsübungen oder die Vorschulkinder experimentieren. Ausflüge zu Bücherei, Bäckerei, Feuerwehr oder ins Maislabyrinth gehören dazu, ebenso wie Aktionen und Feste mit den Eltern.