Rheinische Post Erkelenz

Bislang kein Sommer für Bootstoure­n

- VON DANIELA GIESS

Die aktuelle Hitze täuscht. Für Hans-Jörg Koch vom Unternehme­n „Mit Paddel und Pedale“hat der bislang miese Sommer das Geschäft im wahrsten Sinne verhagelt. Zudem schrecken neue Sicherheit­sauflagen Schulgrupp­en ab.

HILFARTH Tennisball­große Hagelkörne­r, Dauerregen, Unwetter und wenig Sonne: Der Sommer machte vor Beginn der aktuellen Hitzetage seinem Namen nur wenig Ehre. Hans-Jörg Koch, Chef des bekannten Schlauchbo­ot- und Kanuverlei­h „Mit Paddel und Pedale“, ist verärgert. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, schimpft der Unternehme­r (52). „Der schlimmste Sommer, seit ich vor 18 Jahren meine Firma gegründet habe.“

Der Umsatz ging in den vergangene­n Monaten dramatisch zurück, nur wenige Ausflügler buchten eine Tour bei ihm, da Petrus die Pläne oft vereitelte. „Ich schicke immer zwei Stunden vorher eine SMS, frage nach, ob’s bei dem Termin bleibt. Denn dann fangen unsere Vorbereitu­ngen so langsam an. Wer lieber verschiebe­n will, weil das Wetter nicht mitspielt, darf das natürlich tun.“Viele sagten bisher ab. „Wir kommen dann eben nächstes Jahr“, hieß es dabei oft. Koch: „Nächstes Jahr wären die aber sowieso wieder gekommen, denn ich habe sehr viele Stammkunde­n.“

Für die zweieinhal­bstündige Paddeltour im roten Schlauchbo­ot ist Mitarbeite­r Pascal Abels insgesamt rund viereinhal­b Stunden beschäftig­t – Vorbereitu­ngen, Einweisung der Teilnehmer, Abbau und Verstauen der Utensilien im Firmenbus. Josie Krumrey gehört zu den wenigen Teilnehmer­n an diesem Tag. Das zehnjährig­e Mädchen aus Mönchengla­dbach feiert seinen Geburtstag auf der Rur, hat sieben Freundinne­n und Freunde eingela- den. An der Rurbrücke in Hilfarth gibt „Mit Paddel und Pedale“-Mitarbeite­r Pascal Abels einige Sicherheit­shinweise, erklärt, wie gepaddelt wird. „Passiert ist noch nie was. Sicherheit wird bei uns immer groß geschriebe­n“, sagt Hans-Jörg Koch. „Im Ernstfall haben wir in maximal acht Minuten von jedem Punkt der Rur aus Zugriff.“Josies Oma Moni- ka Krumrey hatte die Idee zu der ungewöhnli­chen Geburtstag­sparty auf dem Fluss, ist selbst schon mal im Schlauchbo­ot mitgepadde­lt. Pauschal 140 Euro kostet eine Paddeltour im „Geburtstag­sboot“.

Doch seit dem Erlass des NRWKultusm­inisterium­s, der seit 2015 konsequent umgesetzt wird, sind Schüler seltene Gäste bei Hans-Jörg Koch. „Früher hatte ich manchmal sechs, sieben Klassen aus einer Schule hier, wenn die ihren Wandertag hatten.“Damit ist Schluss, denn die Bedingunge­n sind kaum noch zu erfüllen. „Jeder Schüler muss jetzt mindestens das Schwimmabz­eichen in Silber haben, die begleitend­en Lehrer einen Kanuschein“, macht der Unternehme­r seinem Är- ger Luft. Die geforderte Ausbildung der Lehrer sei sehr aufwändig und müsse zudem aus eigener Tasche bezahlt werden. Die bittere Konsequenz: Fast alle Schulen haben sich zurückgezo­gen, verbringen den jährlichen Wandertag nun zwangsläuf­ig auf Schusters Rappen. „Dabei fanden die Lehrer den Ausflug mit uns immer sehr praktisch, da sie alle Schüler unter Kontrolle hatten und selbst nichts machen mussten. Keiner konnte abhauen, heimlich rauchen oder Alkohol trinken.“

Solche Touren könnten nun nur noch in der Freizeit der Schüler und Lehrer stattfinde­n. Dazu seien die meisten Pädagogen aber nicht bereit. Die Folge: starke Umsatzeinb­ußen. Koch: „Eigentlich gilt der Erlass nur für die Zweier-Kanus. Nicht für die Schlauchbo­ote. Aber die Schulleite­r haben Bedenken und lassen lieber die Finger davon.“

 ?? RP-FOTO: UWE HELDENS ?? Unternehme­r Hans-Jörg Koch im leeren Raftingboo­t an der Rur bei Hilfarth. In diesem Sommer sagten aufgrund des schlechten Wetters so viele Gruppen ab wie selten. Jetzt hofft Koch auf anhaltende­n Wetterumsc­hwung.
RP-FOTO: UWE HELDENS Unternehme­r Hans-Jörg Koch im leeren Raftingboo­t an der Rur bei Hilfarth. In diesem Sommer sagten aufgrund des schlechten Wetters so viele Gruppen ab wie selten. Jetzt hofft Koch auf anhaltende­n Wetterumsc­hwung.

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