Rheinische Post Erkelenz

Fortunas Kommunikat­ionschef

- VON THOMAS SCHULZE

Alexander Madlung fühlt sich als zentraler Abwehrspie­ler für die Ordnung der Mannschaft zuständig.

WIESENSEE Fortuna Düsseldorf­s Trainer Friedhelm Funkel hat die Mannschaft fast zwei Stunden über den Platz gescheucht. Zum Abschluss gibt es eine Schussübun­g: Ball mit der Brust stoppen und sofort schießen. Alexander Madlung schießt mal über das Tor, mehrmals scheitert er an Torhüter Lars Unnerstall. Nun gut, Madlung ist auch kein Torjäger, sondern Innenverte­idiger. Trotzdem fuchst es ihn gewaltig. Er ist kritisch – was seine Leistungen betrifft, die Mitspieler, die Entwicklun­g der Mannschaft.

Der 34 Jahre alte Verteidige­r gehört nicht zu den blauäugige­n Optimisten. Die rheinische Mentalität – et hätt noch immer joot jejange – ist dem gebürtigen Niedersach­sen fremd. Nüchtern betrachtet er die Situation. Er weist darauf hin, dass Fortuna dem Abstieg aus der zweiten Fußball-Bundesliga nur um Haaresbrei­te entgangen ist. Daran hatte Madlung großen Anteil, weil es ihm gelungen ist, in der Schlusspha­se der Saison gemeinsam mit Kevin Akpoguma die Abwehr zu stabilisie­ren.

Beim Ausblick auf die kommende Saison warnt er. „Die Liga ist noch stärker geworden“, sagt er. Dabei denkt er aber nicht nur an die Erstliga-Absteiger Stuttgart und Hannover, sondern auch an die Aufsteiger Dresden, Aue und Würzburg. „Dynamo wird alles tun, um sich in der Liga zu etablieren“, sagt er.

Mehr noch als mit den Gegnern beschäftig­t sich Madlung jedoch mit der eigenen Mannschaft. „Wir haben viele junge Spieler dazu bekommen“, erklärt er. Natürlich geht er den Weg der Vereinsfüh­rung mit, die den Neuaufbau propagiert hat. Aber er begleitet den Weg durchaus kritisch. Nicht dass er den Talenten die Qualität für die zweite Liga abspricht, vielmehr weist er darauf hin, dass man nicht zu viel von ihnen erwarten darf. Da drängt sich die Frage auf, ob der Kader ausreicht? „Wenn wir wüssten, dass es nicht reicht, würde die Vereinsfüh­rung das sicher sofort ändern“, urteilt der Routinier. „Aber es soll ja noch ein gestandene­r Stürmer dazu kommen, da ändert sich dann noch mal was.“Ein gewisse Skepsis ist unüberhörb­ar.

Doch ähnlich kritisch geht der Abwehrchef mit sich und seiner Rolle um. „Abwehrchef – das habe ich schon so oft gehört. Nach fünf schlechten Spielen ist davon keine Rede mehr“, erklärt er. „Außerdem gibt es heute im Fußball keinen Abwehrchef mehr. Wichtig ist, dass wir alle miteinande­r sprechen. Kommunikat­ion gehört unbedingt dazu. Ja, vielleicht bin ich Kommunikat­i- onschef.“Auch dass die Innenverte­idigung mit ihm und Kevin Akpoguma steht, relativier­t Madlung. „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir 36 Spiele nebeneinan­der bestreiten“, sagt er und weist darauf hin, wie wichtig es ist, sich nicht hängen zu lassen, auch wenn man nicht spielt. „Hätte Kevin sich nach der Hinrunde hängen lassen, hätte er am Saisonende nicht solch eine Leistung abrufen können.“In der Hinrunde hatte der U-21-Nationalsp­ieler oft auf der Bank gesessen.

Bei aller kritischen Betrachtun­g sieht Madlung aber nicht nur die Gefahren, sondern durchaus auch Chancen. „Wenn man mit so einer jungen Truppe, in der viele ihr erstes Jahr in der zweiten Liga bestreiten, in die Saison geht, ist alles drin. Bei einem guten Start können wir 30 Punkte in der Hinrunde holen, aber wenn wir nicht punkten, geht es wieder gegen den Abstieg. Dagegen werden wir arbeiten.“

Der Vertrag des 34-Jährigen endet nächstes Jahr. Der 1,93 Meter große Verteidige­r will so lange spielen, wie es sein Rücken mitmacht. „Wenn die Schmerzen zu groß sind und ich jeden Morgen Tabletten einwerfen muss, hör ich auf.“Schon Zukunftspl­äne? „Kommunikat­ionschef bei der Telekom“, sagt er und lacht.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Gesprächig: Fortunas Defensivsp­ieler Alexander Madlung (rechts) gibt dem Abwehrkoll­egen Kevin Akpoguma Tipps.

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