Rheinische Post Erkelenz

Greller Sommer will Bilanz verbessern

- VON KARSTEN KELLERMANN AUS ROTTACH-EGERN

Borussias Torhüter war in der vergangene­n Saison nicht so recht mit sich zufrieden – und er weiß um den Makel seiner Elfmeterst­atistik. Im neuen, knallorang­enen Outfit will der Schweizer jetzt daran arbeiten.

FUSSBALL Yann Sommer ist ehrlich. „Hätte mir der Trainer gesagt, ich dürfte vier Wochen Urlaub machen, dann hätte ich es gemacht“, gesteht Borussias Nummer 1. Drei Wochen waren es immerhin, die er nach der EM frei hatte. Seit Montagnach­mittag ist er im Trainingsl­ager in Rottach-Egern, und es ist, wie es ist: Der Sommer ist angekommen am Tegernsee. Gab es in den Tagen zuvor noch viele Wolken, scheint nun die Sonne heiß vom blauen Himmel. „Tja“, sagt Sommer grinsend. Indes: Er muss deswegen ganz schön schwitzen bei den Übungseinh­eiten mit Torwarttra­iner Uwe Kamps.

Sommer macht das nichts. Er hat das EM-Aus, das ihn etwas verfolgt hat, abgehakt und ist froh, wieder da zu sein; „Ich bin gern bei dieser Mannschaft.“Nicht alle hatten da-

„Ich mag Farben, die leuchten, und ich finde es gut, ein bisschen auf dem Platz zu leuchten.“

Yann Sommer mit gerechnet, dass es so kommen würde, schließlic­h gab es die Gerüchte, Pep Guardiola wolle ihn zu Manchester City holen. Sommer lächelt das Thema mit dem gewohnten Yann-Sommer-Lächeln weg. Damit habe er sich nicht beschäftig­t. Und fürwahr, er hatte Wichtigere­s zu tun: Die EM mit der Schweiz zum Beispiel, sein erstes großes Turnier als Nummer eins, war es, und es endete abrupt im Elfmetersc­hießen gegen Polen.

Die Elfmeter und Yann Sommer - das war im abgelaufen­en Spieljahr keine schöne Beziehung. Man ging regelrecht aneinander vorbei. Da passte es, dass die Elfmeter auch in Frankreich eine Rolle spielten: Weder den rumänische­n Strafstoß im Gruppenspi­el noch polnische im Elfmetersc­hießen des Achtelfina­ls konnte Sommer abwehren. Dem Mann, der früher in Basel als Elfmetertö­ter galt (neun von 32 gehalten) und dabei, wie auch bei der EM, einiges Brimborium auffuhr auf der Linie (u. a. Zunge rausstecke­n, Armrudern), dem liegt diese Disziplin nicht mehr, seit er in der Bundesliga respektive in Gladbach spielt: 13 Elfmeter gab es letzte Saison gegen Borussia, elf gingen rein, zwei landeten am Aluminium. Gehalten hat er keinen. Überhaupt konnte er nur einen der 31 Elfmeter abwehren, die auf ihn zuflogen in Gladbach.

Die Verwirrspi­ele, die in der Schweiz halfen, hält er in der Bundesliga nicht mehr für opportun. „Das war an der Grenze zur Veräppelun­g, das gebe ich zu. Als Schweizer Torhüter in der Bundesliga sollte man dieses Theater besser nicht machen”, sagte er. Er klang dabei ein bisschen wie ein Elder States- man, der über Verfehlung­en in der Jugend sinniert. Tatsächlic­h ist Sommer gereift in den beiden Bundesliga­jahren. Weswegen er viele Dinge einfach nicht mehr an sich ranlässt. Wie die Geschichte mit den Elfmetern. Er macht sich deswegen nicht verrückt. Gleichwohl hat er den Ehrgeiz, „meine Bilanz zu verbessern“.

Nun, er kann ganz sicher bei Uwe Kamps nachfragen, wie das gehen könnte. Der wurde berühmt, als er im Halbfinale des DFB-Pokals 1992 vier Leverkusen­er Elfmeter abwehrte. Natürlich kennt Yann Sommer die Geschichte, und er weiß auch, was Kamps bei der Gelegenhei­t trug: ein neonleucht­endes lila-gel- bes Outfit. Auch Yann Sommer mag es bunt: „Ich mag Farben, die leuchten, und ich finde es gut, ein bisschen auf dem Platz zu leuchten.“Er hat sich für die neue Saison ein knallorgan­genes Outfit ausgesucht. Da es unter Torhütern heißt, grelle Klamotten könnten unter günstigen Umständen Stürmer verwirren, könnte das neue Sommer-Outfit dem Träger vielleicht auch bei Elfmetern helfen. „Allerdings halte ich lieber ein paar Bälle im Spiel als einen Elfmeter“, sagt Sommer.

Was das Bälle halten angeht, war er mit der vergangene­n Saison nicht so recht zufrieden. Seine persönlich­e Saison war wie die aller Borussen: sehr wellig. „Es war nicht das Jahr, über das ich sage, es war das beste meine Karriere. Ich sage nicht, das ich schlechte Leistungen gezeigt habe. Es war kein einfaches Jahr, weil wir viele Tore bekommen haben, es waren viele Spiele dabei, in denen ich nichts zu halten hatte und trotzdem zwei Tore rein bekomme, undankbare Torwartspi­ele“, sagt Sommer. „Ich bin aber keiner, der nach so einem Jahr anfängt zu zweifeln“, versichert er. Bei der EM trug er im Schweizer Tor grelles Gelb. Bei den Elfmetern hat das nicht geholfen. Aber Sommer hielt ansonsten grandios. Borussia darf Sommers grelle-Trikotfarb­e-tolle-ParadenFor­mel als gutes Omen für die neue Spielzeit nehmen.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Sein neues, knalloaran­genes Trikot soll Bälle anziehen – hofft Yann Sommer.

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