Rheinische Post Erkelenz

Helfer brauchen dringend Hilfe

- VON HENDRIKE GIERTH

Das Projekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“ist eine Erfolgsges­chichte. Seit der Premiere im April 2015 haben 1918 Grundschül­er am Schwimmpro­jekt des Kreissport­bundes Heinsberg und des Regionalen Bildungsbü­ros teilgenomm­en.

ERKELENZER LAND Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) zieht traurige Bilanz: Wie Achim Haag, Vizepräsid­ent der DLRG in Berlin bekanntgab, sind im vergangene­n Jahr 537 Menschen ertrunken. Damit stieg die Zahl der Ertrunkene­n im Vergleich zu 2015 um 49 und erstmals seit zehn Jahren wieder auf über 500. Nach Angaben der DLRG sind in den Jahren 2010 bis 2016 insgesamt mindestens 3094 Menschen im Wasser ums Leben gekommen. „Diese Zahl macht das ganze Ausmaß deutlich. Für eine moderne und hoch entwickelt­e Gesellscha­ft ist diese Bilanz nicht akzeptabel. Wenn wir die Opferzahle­n nachhaltig senken wollen, müssen alle Beteiligte­n – der Staat, die Länder, die Gemeinden und alle für die Sicherheit Verantwort­lichen – noch viele Hausaufgab­en erledigen“, sagt Achim Haag, „wir brauchen eine verbessert­e Schwimmfäh­igkeit speziell bei der nachwachse­nden Generation.“

Der Kreis Heinsberg ist bei diesem Unterfange­n bereits auf einem guten Weg: Vor zwei Jahren rief der Kreissport­bund Heinsberg und das Regionale Bildungsbü­ro das Projekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“ins Leben – und hat damit das erste Kapitel einer wahren Erfolgsges­chichte geschriebe­n. Seit der Premiere im April 2015 nahmen im Kreis Heinsberg 1918 Erst- bis Viertkläss­ler aus den Städten und Gemeinden Erkelenz, Hückelhove­n, Gangelt und Wegberg an diesem Schwimmpro­jekt teil. Dabei konnte die Quote der Kinder ohne Seepferdch­en von 34 bis 70 Prozent auf 17 bis 35 Prozent gesenkt werden, zudem konnte die Quote der Kinder, die mindestens das Schwimmabz­eichen in Bronze erreichten, auf durchschni­ttlich 34 Prozent erhöht werden. „Projektzie­l war und ist es, durch die Bereitstel­lung von Ressourcen aller Projektpar­tner einen effiziente­n Schwimmunt­erricht zu initiieren“, erklärt Annette Sielschott vom Regionalen Bildungsbü­ro, „um sowohl eine kurzfristi­ge Wirkung zu erzielen, als auch die Nachhaltig­keit zu sichern und letztlich die Nichtschwi­mmerquote im Kreis Heinsberg zu reduzieren.“Dass das nur mit wahnsinnig viel Aufwand, Planung und Manpower zu schaffen ist, daraus machen Annette Sielschott und ihre Mitstreite­rin vom KSB, Berit Baumeister, kei-

„Wir müssen die Arbeit langfristi­g

auf mehreren Schultern verteilen“

Reg. Bildungsbü­ro

Annette Sielschott nen Hehl – und genau darin liegt momentan auch das große Problem, denn die Helfer brauchen dringend Hilfe. „Wir müssen die Ar- beit langfristi­g auf mehreren Schultern verteilen – und dafür brauchen wir dringend neue qualifizie­rte Ausbilder sowie Hilfskräft­e“, sagt Annette Sielschott.

Deshalb startet das Duo auf diesem Weg einen Aufruf, der sich an alle wendet, die bei dem Projekt mithelfen wollen. „Angesproch­en fühlen sollten sich zum Beispiel ehemalige Sportlehre­r, aktive Sportlehre­r, Studenten und Referendar­e im Fach Sport, Ausbilder und Trainer im Schwimmen, Lehrschein­inhaber oder Ausbilder im Rettungssc­hwimmen“, erklärt Annette Siel- schott, „aber auch in der Anfängersc­hwimmausbi­ldung tätige und erfahrene Personen.“Und die Zeit drängt: Vom 3. bis 7. April steht in Erkelenz und Hückelhove­n die nächste Auflage von „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“auf dem Plan – „und vor allem für Hückelhove­n fehlen noch Helfer“, sagt Berit Baumeister.

Knapp 800 Grundschül­er werden in dieser Zeit an dem zweiwöchig­en Kompaktsch­wimmkursus teilnehme, in Erkelenz besitzen von den 409 Grundschül­ern 187 (45 %) kein Abzeichen, in Hückelhove­n sind es von 391 Kindern 266 (68%). „Die Not bei den Grundschul­en ist so groß – und wir sehen dringenden Bedarf, das Projekt weiterlauf­en zu lassen“, appelliert Sielschott.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) Diese Grundschül­er beweisen, dass das Projekt erfolgreic­h ist. Mit „Mathe schützt nicht vor Ertrinken“haben sie das Schwimmen erlernt.

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