Rheinische Post Erkelenz

Verpuffung im Saarland

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Diese Stelle ist normalerwe­ise reserviert für leichte Unterhaltu­ng mit Pfiff. Und deshalb hatte ich für heute auch ein witziger Nachruf geplant auf zwei Fußballleg­enden, die das ernsthafte Spielen drangeben. Die Rede ist natürlich von Poldi und Schweini, dem dynamische­n Duo mit die lustigsten Spitznamen seit Dick & Doof (das ist nur ein Beispiel, weil ‚dick‘ ist ja keiner von die beiden). Ich fand das angemessen, weil die zwei Spaßvögel sich quasi zeitgleich in der Vorruhesta­nd verabschie­den – Poldi geht nach Japan und Schweini in die USA. Aber dann fand plötzlich am Sonntag die erste Landtagswa­hl in diesem Jahr statt und sorgte für eine faustdicke Überraschu­ng. Und dann auch noch in ein Bundesland, von dem die meisten oft vergessen, dass es das überhaupt gibt: das Saarland. Das gilt ja so ein bisschen als das San Marino von Deutschlan­d. Viele glauben sogar, das Saarland wär nur erfunden worden, damit man in Nachrichte­nsendungen Größenverg­leiche besser veranschau­lichen kann, wie zum Beispiel: „Das Ego von Donald Trump ist sechs Mal so groß wie das Saarland.“Deshalb war die Wahl am Sonntag auch nur aus ein einzigster Grund interessan­t. Alle warteten gespannt auf der berühmte Schulz-Effekt – das sagt man für so eine Art sozialdemo­kratischer Warp-Antrieb! Aber zur Überraschu­ng von alle verpuffte dieser ominöse Effekt schon beim ersten richtigen Stresstest. Ich find das gut, dass der Hype um Martin Schulz dadurch etwas nachlässt. Das freut mich vor allem für der Martin Luther. Dieses Jahr ist schließlic­h Lutherjahr und da musste der Mann 500 Jahre drauf warten. Jetzt ist endlich 2017 und keiner spricht von Martin Luther, sondern alle nur von Martin Schulz. Aber ich denke, Letzterer hat am Sonntag was gelernt: Für ein großer Reformator zu sein, reichen nicht ein paar Wochen und eine Handvoll Allerwelts­thesen.

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