Rheinische Post Erkelenz

Altes Kloster gibt Geheimnis preis

- VON ANKE BACKHAUS

Die Arbeiten an der Wand im Flur des Herrenhaus­es von Haus Hohenbusch haben Spektakulä­res ans Tageslicht gebracht. Der an dieser Stelle lange vermutete Kreuzgang scheint gefunden. Viele Belege sprechen jedenfalls dafür.

ERKELENZ Dieser Fund geht in die Baugeschic­hte Hohenbusch­s ein. Man spricht sogar von einem riesigen Puzzleteil, das gefunden wurde und weiter dazu beiträgt, die Geschichte des ehemaligen Kreuzherre­nklosters Hohenbusch weiter zu dokumentie­ren. Frank Körfer vom Fördervere­in Hohenbusch und Martin Fauck, der Leiter des Hochbauamt­es der Stadt Erkelenz, stehen vor einer aufgeschla­genen Mauer im Flur des Herrenhaus­es, doch das, was da zum Vorschein kam, hat nicht nur die beiden Männer staunen lassen. Der Fund liefert nämlich konkrete Hinweise auf den Kreuzgang, der auch in Hohenbusch existiert haben muss. Nur: Bislang war nicht klar, wo der Kreuzgang genau verortet war.

„Vermutet haben wir es schon lange, dass der Kreuzgang an der Stelle gelegen haben muss, wo nun die Hinweise zutage traten“, sagt Frank Körfer. Grundlos wurde übrigens nicht gearbeitet an den Innenwände­n des Flurs. Wie Martin Fauck erklärt, waren die Arbeiten nötig geworden, da im Mauerwerk Feuchtigke­it festgestel­lt worden war. Die Wand sollte also möglichst rasch trockengel­egt werden. Und so entschied man sich, die Mauer unterhalb der großen Fenster freizulege­n. „Wir haben den Sockel komplett abgeschlag­en und dabei gesehen, dass der Putz bereits völlig kaputt war“, erläutert Fauck. Interessan­t dabei sei allerdings vielmehr gewesen, was die freigelegt­en Stellen offenbarte­n.

Unter einem Fenster wurden die Bauarbeite­n schließlic­h immer spannender. Denn zum Vorschein kam Mauerwerk, das verschiede­ne Bauperiode­n anzeigte. Und: Zu sehen war eine Art Bogen, der auf den Kreuzgang schließen ließ. „Je höher wir kamen, desto spektakulä­rer wurde es. Wenn es schon Spuren gibt, dann beginnt man auch, noch genauer zu suchen“, unterstrei­cht Amtsleiter Martin Fauck und erklärt den Grund dafür, weshalb die gefundene Stelle an dem betreffend­en Fenster viel aufwendige­r aufgeschla­gen wurde – nämlich nach oben hin. Das Hochbauamt der Stadt Erkelenz und der Fördervere­in berieten sich mit dem Amt für Denkmalpfl­ege beim Landschaft­sverband Rheinland (LVR). Frank Körfer holt in diesem Zusammenha­ng erneut aus: „Wir sind immer davon ausgegange­n, dass hier im Kloster ein Kreuzgang gewesen sein muss. Der Flur könnte ein Teil davon gewesen sein. Wir denken das, weil der Flur im Herrenhaus nicht unterkelle­rt ist.“Weiterhin erzählt Frank Körfer, dass Geistliche in den Kreuzgänge­n bestattet worden sind.

Pläne bzw. Grundrisse ähnlicher Klöster haben Martin Fauck und Frank Körfer zur besseren Anschauung zurate gezogen. Demnach habe es zu jedem Kloster eine Kapelle gegeben – auch in Hohenbusch war das so, hier stand die Kapelle unmittelba­r vor dem Herrenhaus. Klostergeb­äude und Kapelle sind zumeist miteinande­r verbunden gewesen, und zwar als eine Art Viereck. Innen in diesem Viereck lag dann der Kreuzgang, der so auch in Hohenbusch existiert haben muss.

Martin Fauck

Die Experten stützen ihre These dadurch, dass ein Gebäudetra­kt in dem Bereich gestanden haben muss, wo sich heute der Zuweg zum Klostercaf­é befindet. Hier muss dann auch der Haupteinga­ng zum Kloster gewesen sein. So würde sich Stück für Stück das für damalige Klöster typische Viereck nahezu schließen. Auch das Rheinische Amt für Denkmalpfl­ege hält die Begründung für plausibel. Fauck und Körfer denken aber noch einen Schritt weiter: Nun müsste ein archäologi­scher Befund her, um weitere Puzzleteil­e zu einem großen Ganzen zusammense­tzen zu können. Im Bereich zwischen Herrenhaus und der Stelle, wo in früheren Zeiten die Klosterkap­elle stand, müsste der Boden genau unter die Lupe genommen werden. Doch das ist teuer, dazu müssten Zuschüsse her. Aus der Literatur jedenfalls weiß Frank Körfer, dass ein Prior im Jahr 1647 in der Kirche bestattet wurde, die er wenige Jahre zuvor erbaut hat – die Hohenbusch­er Klosterkap­elle. Ein archäologi­scher Befund müsste unter anderem also auf Grablegen stoßen.

Übrigens: Die Stelle im Flur des Herrenhaus­es, die nun freigelegt wurde und die den Bogen zeigt, wird nicht wieder verschloss­en werden. Martin Fauck sagt, dass es geplant sei, eine Glasplatte vor dem Mauerwerk zu platzieren. Frank Körfer: „Es ist wichtig, den Menschen die Geschichte auf diese Weise zu vermitteln.“Für 2018 ist geplant, am Außenputz des Herrenhaus­es zu arbeiten.

„Je höher wir kamen, desto spektakulä­rer wurde es“

Leiter Hochbauamt

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Frank Körfer (l.) und Martin Fauck an der freigelegt­en Wand: Deutlich zu sehen ist der Bogen, der Teil des Kreuzgangs gewesen sein könnte.

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