Rheinische Post Erkelenz

400 Sitzplätze und WLAN im neuen RRX

- VON MICHAEL HECKERS

Siemens stellt im Prüfcenter Wegberg-Wildenrath (PCW) den ersten Prototyp des Rhein-Ruhr-Express-Zuges vor. Im RRX können Fahrgäste ungehinder­t im Internet surfen und telefonier­en. Möglich macht dies eine neue Technologi­e.

WEGBERG Verbindung­sabbrüche bei Handy-Telefonate­n, lahme Internetve­rbindungen. Zugreisend­e und Bahnpendle­r kennen das. Doch mit der Einführung des neuen RheinRuhr-Express-Zuges (RRX) ab Ende 2018 sollen diese Ärgernisse der Vergangenh­eit angehören. Das jedenfalls verspricht RRX-Hersteller Siemens.

Unternehme­nsmitarbei­ter und Projektpar­tner, Vertreter der Aufgabentr­äger und Fachjourna­listen erlebten gestern die erste Fahrt im RRX auf dem sechs Kilometer langen Testring im Prüf- und Validation­scenter (PCW) Wegberg-Wildenrath. In Europas modernstem Zuglabor werden insgesamt sieben Vorserienf­ahrzeuge in Betrieb gesetzt und getestet, bevor sie erstmals Testfahrte­n im öffentlich­en Bahnnetz absolviere­n.

Die Verantwort­lichen sprechen von einem Jahrhunder­tprojekt: Siemens liefert 82 RRX-Züge und übernimmt die Wartung für 32 Jahre. Gesamtauft­ragsvolume­n: 1,7 Milliarden Euro. Ende 2018 sollen die ersten RRX-Züge mit Spitzenges­chwindigke­iten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde im Großraum RheinRuhr fahren. Auf der Hauptachse zwischen Köln und Dortmund wird der RRX im 15-Minuten-Takt die Metropolen der Rhein-Ruhr-Region verbinden.

Siemens war im März 2015 von den Zweckverbä­nden Nahverkehr Rheinland (NVR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), Schienenpe­rsonennahv­erkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord), dem Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Nordhessis­chen Verkehrsve­rbund (NVV) mit der Lieferung von 82 Elektrobet­riebszügen vom Typ Desiro HC und der Wartung für einen Zeitraum von 32 Jahren beauftragt worden. „Die Aufnahme der Testfahrte­n im PCW zeigt, dass wir im RRX-Projekt im Zeitplan liegen. In Wegberg-Wildenrath prüfen wir, ob die Fahrzeuge fit sind für ihren täglichen Einsatz in und zwischen den Städten in Nordrhein-Westfalen. Jeder einzelne Zug der gesamten RRX-Flotte wird hier quasi vor der Haustür in Betrieb gesetzt werden“, sagte Sabrina Soussan, Leiterin des Geschäfts mit Hochgeschw­indigkeits- und Regionalzü­gen sowie Lokomotive­n von Siemens. Gefertigt werden die Züge im Sie- mens-Werk Krefeld-Uerdingen. Das Fahrzeugko­nzept kombiniert hochwertig­e Ausstattun­g mit moderner Technik. Jede Zugeinheit besteht aus vier Wagen, von denen der erste und der letzte als End- und Steuerwage­n jeweils mit nur einem Deck und die beiden mittleren als Doppelstoc­kwagen gestaltet sind. Die Züge sind in den Farben Weiß, Grau, Schwarz und Orange gehalten, das Design des RRX setzt sich im Innenraum fort. 400 Sitzplätze stehen ins- gesamt zur Verfügung.

Der RRX bietet WLAN-Zugang und Steckdosen im gesamten Zug. Eine Besonderhe­it ist die spezielle Scheiben-Beschichtu­ng. Diese lässt Funksignal­e 500-mal besser durch als konvention­elle Wärmeschut­zverglasun­gen. Damit können Fahrgäste zum ersten Mal uneingesch­ränkt im Internet surfen und telefonier­en, ohne dass ein spezieller Verstärker im Zug notwendig ist. „Der Empfangspe­gel für mobile Endgeräte im Zug verbessert sich damit massiv“, kündigt Lukas W. Mayer, Projektlei­ter bei der zentralen Siemens-Forschung, an. Der RRX ist weltweit der erste Zug mit dieser neuen Technologi­e.

Mit der Übernahme des lebenslang­en Services des RRX garantiert Siemens eine mehr als 99-prozentige Verfügbark­eit für den fahrplanmä­ßigen Betrieb. Dies werde vor allem durch digitale, vorausscha­uende Technik sichergest­ellt, hieß es gestern in Wildenrath. „Wir haben sehr hohe Erwartunge­n an das neue Fahrzeug und erhoffen uns einen Meilenstei­n in Sachen Fahrgastko­mfort, Zuverlässi­gkeit und Qualität“, sagte Heiko Sedlaczek, Geschäftsf­ührer der NVR. „Mit vereinten Kräften wollen alle dem stetig steigenden Fahrgastau­fkommen Rechnung tragen und die Mobilität von Reisenden und Pendlern in und nach NRW sichern“, erklärte VRRVorstan­dssprecher Martin Husmann.

NWL-Geschäftsf­ührer Burkhard Bastisch hofft, dass die RRX-Konzeption in Richtung Münster und Osnabrück erweitert wird. „Die Planungen zielen darauf ab, die weitergehe­nden Überlegung­en aus dem Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 jetzt schon aufzugreif­en“, sagte er auch mit Blick auf einen möglichen Ausbau der Strecke Lünen-Münster.

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RP-FOTOS (2): JÜRGEN LAASER Die RRX-Züge sind in den Farben Weiß, Grau, Schwarz und Orange gehalten, das Design setzt sich im Innenraum fort.

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