Rheinische Post Erkelenz

Prozess nach Streit unter Asylbewerb­ern am Bahnhof

- VON INGRID KRÜGER

WEGBERG/MÖNCHENGLA­DBACH Vor dem Jugendschö­ffengerich­t saß jetzt ein Vater mit seinen zwei Söhnen auf der Anklageban­k. Die Staatsanwä­ltin warf dem aus Serbien stammenden Trio Körperverl­etzung vor. Die Söhne verfolgten den Prozess schweigend. Ohne Anwalt wollten sie kein Wort sagen. Eine Dolmetsche­rin musste dem Vater helfen, der seit 2008 in der Bundesrepu­blik lebt. Die Tat wird von der Staatsanwä­ltin auf den 21. September 2015 vor dem Wegberger Bahnhof datiert. Dort sollen sich damals die serbische Familie und zwei befreundet­e Asylbewerb­er gegenüberg­estanden haben. Einer der beiden, ein Asylbewerb­er, der gestern aus der Haft in den Gerichtssa­al geführt wurde und der kurz vor der Abschiebun­g aus Deutschlan­d stehen soll, soll damals mit dem Vater der Serben in einen heftigen Streit geraten sein. Dabei wurde über einen Mann gesprochen, der ein allen bekanntes achtjährig­es Mädchen sexuell missbrauch­t haben soll. Offenbar geriet der Asylbewerb­er in Verdacht. Dabei soll der Vater der schweigend­en Söhne sich einen Ast von einem Baum gegriffen und auf den Asylbewerb­er eingeschla­gen haben. Dessen Begleiter versuchte, die Männer auseinande­rzuhalten. Der Schlichter beteuerte: „Ich wollte den Streit verhindern. Aber die wollten nicht aufhören.“Später landeten die Männer bei der Polizei und bei einer Sozialpäda­gogin, die ehrenamtli­ch für Flüchtling­e arbeitet.

Ein Kriminalbe­amter schilderte, dass damals bei der Polizei der Asylbewerb­er, der jetzt aus der Haft in den Saal gebracht wurde, nicht nur den Vater, sondern auch dessen Söhne beschuldig­t habe: „Die haben mich zusammenge­schlagen.“Aber sie hätten ihn nicht immer getroffen. Deshalb habe er nur Schmerzen und kaum Verletzung­en davon getragen. Der Prozess wird am 25. Juli mit Zeugen fortgesetz­t.

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