Rheinische Post Erkelenz

Heimatgesc­hichte am heimischen PC

- VON THOMAS MAUER

Viele Besucher hatte das 1. Erkelenzer Museums-Gespräch. Sie erlebten das Entstehen eines virtuellen Museums für Erkelenz mit und sprudelten vor weiteren eigenen Ideen. Im Internet wird ein erster Eindruck vermittelt.

ERKELENZ Das alte Schulungsz­entrum der Kreisspark­asse Heinsberg in Arsbeck bot das würdige Ambiente für ein Treffen engagierte­r Erkelenzer. Das 1. Erkelenzer MuseumsGes­präch schuf den Auftakt zu einem Projekt, das jeden Bürger in der Stadt etwas angeht. Der Rahmen zur Premiere hatte Klausur-Charakter, die Idee soll sich über die Stadt und darüber hinaus verbreiten.

Das Vorhaben eines Stadtmuseu­ms reicht bereits mehrere Jahre zurück. „Wir hatten am Anfang die Idee eines Dokumentat­ionszentru­ms, dann aber schnell gemerkt, dass so etwas finanziell nicht zu stemmen sein würde“, bekannte Günther Merkens vom federführe­nden Heimatvere­in der Erkelenzer lande. Als Konsequenz entwickelt­e sich die Idee eines virtuellen Muse- ums. „Während in Deutschlan­d die Idee der nationalen Identität nur sehr schwer und sehr differenzi­ert in den Köpfen der Menschen Eingang findet, kann jeder Mensch mit dem Begriff der Heimat sehr schnell etwas anfangen“, erläuterte Professor Hiram Kümper von der Universitä­t Mannheim, der wissenscha­ftliche Begleiter des Projektes ist. Eigentlich mit der Lehre der mittelalte­rlichen Geschichte betraut, haben die strukturel­len Veränderun­gen in der Region sein Interesse geweckt. „Wie fange ich Gegenwart ein, die bald Vergangenh­eit sein wird?“, stellte er beim 1. Erkelenzer Museums-Gespräch mit Blick auf Ortschafte­n, die in Zukunft dem Tagebaubag­ger zum Opfer fallen werden, als Frage in den Raum. Genau diese hatte den Ausgangspu­nkt für den Heimatvere­in gebildet, aus der dann die Idee und inzwischen das konkrete Projekt eines virtuellen Museums geworden ist.

Mit dem ersten Museums-Gespräch wurde eine regelmäßig­e Veranstalt­ung aus der Taufe gehoben, um Interesse in der Bevölkerun­g zu wecken und Unterstütz­ung für das Internetpr­ojekt zu erbitten. Am Beispiel von Halle/Westfalen stellte Katja Kosubek ein virtuelles Museum vor, das mit bescheiden­en Mitteln bereits seit mehreren Jahren sich ständig steigender Beliebthei­t erfreut: „Auch viele Menschen außerhalb von Halle besuchen uns.“In Halle kümmern sich wenige Engagierte um die ständige Erweiterun­g.

Das Konzept in Erkelenz sieht anders aus. Bewusst wurde durch die Firma Minkenberg eine elektronis­che Plattform geschaffen, die von vielen Seiten „gefüttert“werden kann. Ein Arbeitskre­is im Heimat- verein organisier­t diese Tätigkeit. „Man muss sich das wie eine Baustelle vorstellen“, erklärte Bernd Finken. „Das Werkzeug ist da, jetzt gilt es, ein Haus zu bauen. Dazu müssen viele ran.“Die ersten Häuser werden „Keyenberg“, „Kuckum“ und „Berverath“heißen. Für den Heimatvere­in war (wie berichtet) von Anfang an klar, dass mit den vom tagebaubed­ingten Abriss bedrohten Ortschafte­n begonnen wird. Mit dem Landschaft­sverband Rheinland fand man einen Partner, der die Server zur Verfügung stellt, denn auch der Landschaft­sverband hat ein Interesse an dieser Dokumentat­ion. „Wir haben eine nicht endende Aufgabe begonnen“, sagte Günther Merkens, „aber wir retten dadurch ein gutes Stück Heimat.“

Die Zeit drängt, denn die Schaufelra­dbagger laufen schon auf die Orte im Erkelenzer Osten zu. Zeitzeugen werden gesucht, alte Fotos, Filme, Karten, Gegenständ­e sollen Eingang finden in das virtuelle Museum. Die zahlreiche­n Besucher beim Museums-Gespräch sprudelten mit Ideen, die das Erkelenzer Heimatmuse­um beherzigen sollte.

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RP-FOTO: SPE

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