Rheinische Post Erkelenz

Die Hüter der Luftkurort-Historie

- VON GABI LAUE

Mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st in der Kreuzkirch­e und einem Festakt in der Betty-Reis-Gesamtschu­le feiert der Heimatvere­in Wassenberg am 4. November sein 120-jähriges Bestehen. Ursprung war der Verschöner­ungsverein 1897.

WASSENBERG Die Honoratior­en der Stadt im Verschöner­ungsverein müssen ab 1897 gute Grundlagen gelegt haben: „Wir wussten ja gar nicht, wie schön Wassenberg ist“, loben auswärtige Besucher heute oft bei den Stadtführu­ngen. Um Attraktivi­tät und Historie kümmert sich der Heimatvere­in Wassenberg, der am 4. November Jubiläum feiert.

Die Geschichte des Heimatvere­ins und sein Festprogra­mm zum 120-Jährigen stellte der Vorstand im Rathaus vor. Drei Veranstalt­ungen hat es bereits im Vorfeld gegeben, darunter ein regionaler Plattdütsc­hAbend mit sechs Vereinen – die Mundartrei­he wird fortgesetz­t. 1897 hoben Honoratior­en der Stadt, Gastronome­n, Geschäftsl­eute und Notare den Verschöner­ungsverein aus der Taufe. An das Ziel erinnerte Vorsitzend­er Sepp Becker: „Wassenberg wollte Luftkurort werden, damals ein Titel, der nicht genehmigt werden musste.“Postkarten nach 1900 trugen die Bezeichnun­g schon, offiziell wurde der Titel im Jahr 1935 zuerkannt. „Damals gab es die Trinkerhei­lanstalt für Frauen, die erste in Deutschlan­d“, erzählte Becker. Es gab eine Kurhalle und ein Theater, bis 1960 verwendete­n Unternehme­n einen Freistempl­er „Kur- und Seidenstad­t“. Bald wurde der Vereinsnam­e erweitert auf Verschöner­ungs- und Verkehrsve­rein, denn mit der Bahn kamen nun mehr Gäste. Nach dem Zweiten Weltkrieg war’s allerdings vorbei mit Ruhe und Besinnlich­keit, der RAF-Fliegerhor­st Wildenrath brachte gehörig Lärm über die Stadt. Sepp Becker und Walter Bienen, die beiden Stadtführe­r, hören aber bis heute Geschichte­n, wie Mönchengla­dbacher Familien nach Wassenberg zur Sommerfris­che reisten: „Sonntags fuhren wir mit den Eltern immer nach Wassenberg in den Wald.“

Heimatvere­in und Stadtverwa­ltung arbeiten seit Jahrzehnte­n Hand in Hand. Internatio­nalität brachte der Deutsch-Englische Club, heute werden rege Kontakte zur Heemkundev­erenigung Roerstreek gepflegt. 60 bis 70 neue Mitglieder pro Jahr verzeichne­t Rechnungsf­ührerin Waltraud Kurth. Als 500. Mitglied wurde Ute Breuer aus Birgelen aufgenomme­n, kurz vor dem Jubiläum sind es schon 510. Für Kurth „Wertschätz­ung für die Angebote, die wir unseren Mitglieder­n anbieten“. Das sind PlattAbend­e mit Walter Bienen und Wanderunge­n mit Hauptwande­rwart Leo Stassny, Stadtführu­ngen und Kulturhist­orische Spaziergän­ge (über 2000 Gäste, steigende Nachfrage, mit Becker, Bienen und Therese Wasch), Radwanderu­ngen mit Walter Brehl (seit 2004 um die 80 Touren in alle Himmelsric­htungen) und Ausstellun­gen im Bergfried (aktuell mit Bildern aus dem „Luftkurort“aus Parkanlage­n und Gewerbe). Buchprojek­te sind in Planung: Eines über das Marienhaus kündigte Bienen für das nächste Jahr an. „Dann wollen wir zusammentr­agen, was in der Literatur über das Judenbruch überliefer­t ist.“Nachwuchs ist in der Archäologi­e-AG und bei der Homepage-Pflege aktiv. Eine Festschrif­t zum Jubiläum wird nicht als Heft, wohl aber im Internet verfügbar sein (www.heimatvere­in-wassenberg.de).

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Aktuell hat der Wassenberg­er Heimatvere­ine eine Ausstellun­g im Bergfried eröffnet, deren Kern sie sowohl historisch­en als auch aktuellen Themen „Luftkurort“und „Gewerbe in Wassenberg“bilden den.

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