Rollbrett Union wächst über sich hinaus
Noch kein Jahr gibt es den Verein, der die ersten Stadtmeisterschaften ausgerichtet hat und über 160 Mitglieder zählt.
SKATEBOARDING Es ist schon ein bisschen eng im Rheydter Rollmarkt an diesem Wochenende. Wer nicht achtsam ist, läuft Gefahr, Anlauf oder Sprung eines Skaters zu kreuzen und so einen Sturz oder Zusammenprall auszulösen. Auch am Rande der ersten Skateboard-Stadtmeisterschaft ist Konzentration erforderlich, will man nicht auf ein Board treten, das einem entgegenrollt, oder versehentlich eines der vielen Kinder anrempeln, die alle eines gemeinsam haben: die Faszination für Bretter mit Rollen drunter.
Diese Faszination verbindet. „Unser jüngstes Mitglied ist fünf Jahre alt, das älteste Mitte 50. Wir haben hier auch viele über 60-Jährige, die mit ihren Enkeln hierhinkommen – und plötzlich selber auf einem Board stehen“, sagt Lisa Symes lächelnd. Die 27-Jährige steht beispielhaft für Viele, die in der Rollbrett Union aktiv sind: Sie hat kein festes Amt, ist eher „Mädchen für alles“, aber ist mit vollem Engagement dabei. „Wir haben hier echt viel Manpower und Viele, die das Projekt unterstützen“, sagt Symes.
Dieser Zusammenhalt ist nach der Faszination für das Skateboarden die zweite Säule des Erfolgs des Klubs, den es noch nicht einmal ein Jahr gibt. Ursprünglich mit rund 20 Mitgliedern gestartet und am 2. Dezember 2016 als „gemeinnütziger Verein zur Förderung des Skate-Sports“in das Register der Stadt eingetragen, hat die Rollbrett Union inzwischen mehr als 160 Mitglieder – der Verein wächst quasi über sich hinaus.
Bis zu 100 Kinder und Jugendliche kommen bei freiem Eintritt täglich in den Rollmarkt. „Viele Eltern fragen, ab wann ein Kind denn skaten darf. Wir sagen immer: Wenn es laufen und sich bewegen kann, kann es auch fahren“, sagt Symes. Unter 18Jährige brauchen allerdings das Einverständnis der Eltern. Der Boom der Sportart erklärt sich auch daraus, dass sie 2020 in Tokio zu den Olympischen Spielen zählen wird. Wer da dabei sein will, muss Mit- glied in einem Verein sein. Zudem ist die Skater-Vergangenheit in Gladbach eine große: Im damaligen Dome war die deutsche Elite seinerzeit zu Gast, auch David Suhari und Christian Brass, heute Doppelspitze der Rollbrett Union, standen dort als Jugendliche auf dem Board.
Beide trafen sich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Soziale Stadt Rheydt“wieder, wo es einen offenen Austausch mit Skatern im Quartiersbüro gab. Hier wurde die Idee der Rollbrett Union geboren, die sich – wie auch bei der nächsten Auflage im kommenden Dezember – auf dem „Big Air“2016 erstmals mit einer eigenen „Area“einer größeren Öffentlichkeit präsentierte. Etliche Skater beteiligten sich damals schon ehrenamtlich, der Zulauf war enorm. Brass hatte eine selbstgebaute Mini-Ramp aufgestellt, ebenso hat er die Rampen hergestellt, die nun im Rollmarkt in Rheydt befahren werden.
Aus dem ist der Verein allerdings fast schon herausgewachsen: Der Mietvertrag endet bald. Gespräche mit der Stadt laufen. „Perspektivisch sind kreative Lösungen gefragt“, sagt Sozialpädagogin Tanja Kulig, die den Verein im Projektmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Sie benennt das Credo des Klubs: „Dem Verein ist wichtig, weiterhin dazu beizutragen, dass alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen den Skate-Sport erleben und ausüben können – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Überzeugung oder materiellen Möglichkeiten.“Letzteres wird etwa dadurch untermauert, dass Interessierte sich die Ausrüstung inklusive Board im Rollmarkt ausleihen können. So hat die Rollbrett Union den Skate-Sport in der Stadt wiederbelebt. Die erste Stadtmeisterschaft war der Indikator dafür. Ab jetzt geht es um die Zukunft. Die Stadtmeister, Männer, A-Division: Christoph Radtke (Rollbrett Union), Score 94,33; B-Division: 1. Lars Billekens (Geldern), 78,67 – Stadtmeister: 5. Andrei Petrache (Mönchengladbach), 59,00; C-Division: Janis Malchin (MG), 75,33; S-Division: 1. Maurice Bröxkes (Waldniel), 69,33 – Stadtmeister: 2. Patrik Ahlfeldt (MG), 69,33; Frauen: 1. Jennifer Schneeweiß (Göttingen), 71,00 – Stadtmeisterin: 3. Sharleen Suhari (MG), 50,33; Mixed: 1. Reece Knobloch (Karlsruhe), 89,67 – Stadtmeister: 3. Marcel Wirkus (MG) 77,00. Best Trick: Christoph Radtke (RBU) 360 Flip Noseslide BigSpin off; Highest Ollie (Hochsprung): 1. Jost Arens (RBU) 7 Skateboards hoch; Barrel Jump: 1. Tabo Löchelt (Münster) 9 Fässer weit