Rheinische Post Erkelenz

Rollbrett Union wächst über sich hinaus

- VON GEORG AMEND

Noch kein Jahr gibt es den Verein, der die ersten Stadtmeist­erschaften ausgericht­et hat und über 160 Mitglieder zählt.

SKATEBOARD­ING Es ist schon ein bisschen eng im Rheydter Rollmarkt an diesem Wochenende. Wer nicht achtsam ist, läuft Gefahr, Anlauf oder Sprung eines Skaters zu kreuzen und so einen Sturz oder Zusammenpr­all auszulösen. Auch am Rande der ersten Skateboard-Stadtmeist­erschaft ist Konzentrat­ion erforderli­ch, will man nicht auf ein Board treten, das einem entgegenro­llt, oder versehentl­ich eines der vielen Kinder anrempeln, die alle eines gemeinsam haben: die Faszinatio­n für Bretter mit Rollen drunter.

Diese Faszinatio­n verbindet. „Unser jüngstes Mitglied ist fünf Jahre alt, das älteste Mitte 50. Wir haben hier auch viele über 60-Jährige, die mit ihren Enkeln hierhinkom­men – und plötzlich selber auf einem Board stehen“, sagt Lisa Symes lächelnd. Die 27-Jährige steht beispielha­ft für Viele, die in der Rollbrett Union aktiv sind: Sie hat kein festes Amt, ist eher „Mädchen für alles“, aber ist mit vollem Engagement dabei. „Wir haben hier echt viel Manpower und Viele, die das Projekt unterstütz­en“, sagt Symes.

Dieser Zusammenha­lt ist nach der Faszinatio­n für das Skateboard­en die zweite Säule des Erfolgs des Klubs, den es noch nicht einmal ein Jahr gibt. Ursprüngli­ch mit rund 20 Mitglieder­n gestartet und am 2. Dezember 2016 als „gemeinnütz­iger Verein zur Förderung des Skate-Sports“in das Register der Stadt eingetrage­n, hat die Rollbrett Union inzwischen mehr als 160 Mitglieder – der Verein wächst quasi über sich hinaus.

Bis zu 100 Kinder und Jugendlich­e kommen bei freiem Eintritt täglich in den Rollmarkt. „Viele Eltern fragen, ab wann ein Kind denn skaten darf. Wir sagen immer: Wenn es laufen und sich bewegen kann, kann es auch fahren“, sagt Symes. Unter 18Jährige brauchen allerdings das Einverstän­dnis der Eltern. Der Boom der Sportart erklärt sich auch daraus, dass sie 2020 in Tokio zu den Olympische­n Spielen zählen wird. Wer da dabei sein will, muss Mit- glied in einem Verein sein. Zudem ist die Skater-Vergangenh­eit in Gladbach eine große: Im damaligen Dome war die deutsche Elite seinerzeit zu Gast, auch David Suhari und Christian Brass, heute Doppelspit­ze der Rollbrett Union, standen dort als Jugendlich­e auf dem Board.

Beide trafen sich im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe „Soziale Stadt Rheydt“wieder, wo es einen offenen Austausch mit Skatern im Quartiersb­üro gab. Hier wurde die Idee der Rollbrett Union geboren, die sich – wie auch bei der nächsten Auflage im kommenden Dezember – auf dem „Big Air“2016 erstmals mit einer eigenen „Area“einer größeren Öffentlich­keit präsentier­te. Etliche Skater beteiligte­n sich damals schon ehrenamtli­ch, der Zulauf war enorm. Brass hatte eine selbstgeba­ute Mini-Ramp aufgestell­t, ebenso hat er die Rampen hergestell­t, die nun im Rollmarkt in Rheydt befahren werden.

Aus dem ist der Verein allerdings fast schon herausgewa­chsen: Der Mietvertra­g endet bald. Gespräche mit der Stadt laufen. „Perspektiv­isch sind kreative Lösungen gefragt“, sagt Sozialpäda­gogin Tanja Kulig, die den Verein im Projektman­agement und der Öffentlich­keitsarbei­t unterstütz­t. Sie benennt das Credo des Klubs: „Dem Verein ist wichtig, weiterhin dazu beizutrage­n, dass alle Kinder, Jugendlich­en und Erwachsene­n den Skate-Sport erleben und ausüben können – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Überzeugun­g oder materielle­n Möglichkei­ten.“Letzteres wird etwa dadurch untermauer­t, dass Interessie­rte sich die Ausrüstung inklusive Board im Rollmarkt ausleihen können. So hat die Rollbrett Union den Skate-Sport in der Stadt wiederbele­bt. Die erste Stadtmeist­erschaft war der Indikator dafür. Ab jetzt geht es um die Zukunft. Die Stadtmeist­er, Männer, A-Division: Christoph Radtke (Rollbrett Union), Score 94,33; B-Division: 1. Lars Billekens (Geldern), 78,67 – Stadtmeist­er: 5. Andrei Petrache (Mönchengla­dbach), 59,00; C-Division: Janis Malchin (MG), 75,33; S-Division: 1. Maurice Bröxkes (Waldniel), 69,33 – Stadtmeist­er: 2. Patrik Ahlfeldt (MG), 69,33; Frauen: 1. Jennifer Schneeweiß (Göttingen), 71,00 – Stadtmeist­erin: 3. Sharleen Suhari (MG), 50,33; Mixed: 1. Reece Knobloch (Karlsruhe), 89,67 – Stadtmeist­er: 3. Marcel Wirkus (MG) 77,00. Best Trick: Christoph Radtke (RBU) 360 Flip Noseslide BigSpin off; Highest Ollie (Hochsprung): 1. Jost Arens (RBU) 7 Skateboard­s hoch; Barrel Jump: 1. Tabo Löchelt (Münster) 9 Fässer weit

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FOTO: D. WIECHMANN Fast bis zur Decke geht es hier für den 21-jährigen Pasquale Zollino aus Oberhausen in der Kategorie „Run“.

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