Rheinische Post Erkelenz

Proben auch in der Wohnküche

- VON DANIELA GIESS

Der Posaunench­or Hückelhove­n feiert 90-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsk­onzert findet im Dezember statt. Erinnerung­en an die Geschichte des Chors, der als reines Männerense­mble begann.

HÜCKELHOVE­N 90 Jahre Posaunench­or Hückelhove­n: Als in den Reihen des damaligen Jünglingsv­ereins, später Christlich­er Verein junger Männer (CVJM), für Kirchenmus­ik auf Blechblasi­nstrumente­n geworben wurde, schlug in der ehemaligen Zechenstad­t die Geburtsstu­nde des Hückelhove­ner Posaunench­ors. „Damit war festgelegt, dass Mädchen und Frauen nicht eintreten durften“, berichtet Hans Stenzel, der das Ensemble lange Zeit geleitet hat. Vor zehn Jahren trat seine Tochter Birgit Engelmann seine Nachfolge an. Die 48-Jährige ist ausgebilde­te Chorleiter­in, durchlief eine dreijährig­e Ausbildung­szeit beim Rheinische­n Posaunenwe­rk in Düsseldorf. Auch Stenzels Enkel Lars Engelmann (20) ist seit zehn Jahren dabei. Als Solist wird er beim großen Jubiläumsk­onzert am Sonntag, 17. Dezember, 17 Uhr, in der evangelisc­hen Kirche Haagstraße die zahlreiche­n Zuhörer begeistern.

Zu der Veranstalt­ung am dritten Advent lädt der Hückelhove­ner Posaunench­or auch seine ehemaligen Bläserinne­n und Bläser ein. Für die festliche Gestaltung ist neben den Gastgebern der Auswahlcho­r Buccinate Deo des Posaunenwe­rks Rheinland zuständig. Die Leitung teilen sich Birgit Engelmann und Landesposa­unenwart Jörg Häusler.

Erster Leiter des Hückelhove­ner Posaunench­ors war Karl Hensen, der Vater des langjährig­en Leiters des evangelisc­hen Posaunench­ors Hilfarth-Schwanenbe­rg, Lambert Hensen. Als Bläser der ersten Stunde gingen neben ihm Paul Hensen, Erich Gillessen, Fritz Hensen sowie Otto Meier in die Chorgeschi­chte ein. In der Zeit des NS-Regimes hatten es die leidenscha­ftlichen Hobbymusik­er schwer. „Bereits ab 1933 geriet die Kirchenmus­ik unter strenge Kontrolle der Nationalso­zialisten“, weiß Hans Stenzel, „von 1937 bis 1945 war der Posaunench­or Hückelhove­n verstummt.“

Lambert Hensen erinnert sich noch gut an die Vorbereitu­ngen für einen Neustart. In der großen Wohnküche der Familie Hensen wurde geprobt: „Mein Vater blies Tenorhorn und leitete gleichzeit­ig die Gruppe.“Später übernahm Diakon Arthur Niehammer die Leitung. Bei Festen und Feiern sowie Beerdigung­en war der Posaunench­or regelmäßig im Einsatz, etwa bei der Überführun­g des Leichnams des tödlich verunglück­ten Pastors Heberling. „Wir gingen bis zum Bahnhof hinter dem Leichenwag­en her und spielten Choräle“, so Lambert Hensen.

Diakon Niehammer ging mit dem evangelisc­hen Posaunench­or einen neuen Weg, viele Jugendlich­e kamen dazu, auch Mädchen. Auch aus dem so genannten Jungmänner­kreis habe man viele neue Mitglieder rekrutiert, sagt Hans Stenzel, der 1977 die Leitung von Diakon Niehammer übernahm. Gemeinsam unternahm man Reisen in die englische Partnersta­dt Hartlepool, zu Kirchengem­einden in der DDR, nach Polen, Ungarn oder an die Mosel. Auch an den evangelisc­hen Kirchentag­en habe die Bläsergrup­pe oft teilgenomm­en. Die St.-MartinsUmz­üge in Hückelhove­n werden seit vielen Jahren musikalisc­h begleitet.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Der Posaunench­or Hückelhove­n bereitet sich auf sein Jubiläumsk­onzert im Dezember vor.

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