Rheinische Post Erkelenz

Glanzstoff­werk leistete Pionierarb­eit

- VON WILLI SPICHARTZ

Zweiter Teil der Ausstellun­gsreihe über das Oberbruche­r Traditions­unternehme­n im Museum Begas Haus.

HEINSBERG „Fleiß! Treue! Können!“Auch die zweite Ausstellun­g zum Thema „Menschen bei Glanzstoff“im Begas Haus Heinsberg stellt in Bildern, Dokumenten, Arbeitsmat­erial und Produkten heraus, was Erfinderge­ist gepaart mit den zitierten Tugenden für fast 100 Jahre Faser- und Kunstfaser­produktion im Oberbruche­r Werk der früheren Enka-Glanzstoff-AG möglich machte.

Bis vor gut 20 Jahren der Wert der Tugenden und der Arbeit keiner mehr war, die schlechter bezahlten Tugenden und die Arbeit in Asien mehr wert waren, „Jlansstoff“Vergangenh­eit wurde. Einzig eine Kohlenstof­ffaserprod­uktion des japanische­n Unternehme­ns Toho Tenax mit 330 Mitarbeite­rn erinnert an glänzende Glanzstoff­zeiten 7000 Beschäftig­ten.

Seit 2013 arbeiten ehemalige Mitarbeite­r im „Fördervere­in IPO“(Industriep­ark Oberbruch) die Geschichte von Glanzstoff mit starkem Focus auf die Mitarbeite­r von 1891 an auf, wie bei der Ausstellun­gseröffnun­g jetzt Museumslei­terin Rita Müllejans-Dickmann wie auch Fördervere­insvorsitz­ender Jakob Wüllenwebe­r in Erinnerung riefen.

Und sie kündigten an, dass Ausstellun­gen zum Thema in „Serie gehen“werden nach dem Start im Frühjahr 2016. An Material wird es nicht fehlen, wie die zahlreiche­n Leihgeber von Exponaten aus dem Industriep­ark und privaten Ressourcen belegen.

Zur Eröffnung hatten sich mehr als 100 Interessen­ten eingefunde­n, denen auch diesmal wieder gut be-

mit legte Einblicke in die Unternehme­nsgeschich­te ermöglicht wurden, nachdem die erste Ausstellun­g 2016 allein 52 teils großformat­ige Fotos beinhaltet hatte. Einen gewissen kleinen Schwerpunk­t bilden nun im Raum für Wechselaus­stellungen im Obergescho­ss des Begas Hauses die Spulen oder Spinnwalze­n als einem früheren Begriff für die großformat­igen, zunächst aus Glas, später aus Metall geformten Zylinder, auf die die Fäden vor der Einführung des Viscosever­fahrens mit ihren Endlosfäde­n gewickelt wurden.

Eine etwa 70 Zentimeter hohe Metall-Skulptur macht die Arbeit des „Walzenträg­ers“plastisch, der die durchaus schweren Glasspulen zu transporti­eren hatte, gegen Verletzung­en Holzschuhe (Klompe) und darüber Stoffgamas­chen trug. Die Skulptur war ein Entwurf für eine überlebens­große Statue, die später an der Perlon-Produktion­shalle, danach an der Kantine aufgestell­t wurde, derzeit zur Restaurati­on in einer Werkstatt steht. Gefertigt wurde sie vom Bildhauer Arno Bre- ker, geboren 1900 in Wuppertal, auch ein Glanzstoff­standort, einem der bekanntest­en deutschen Künstler dieses Genres, der allerdings durch seine Auftragsar­beiten für die nationalso­zialistisc­he Spitze umstritten war. 1949 erhielt er den Auftrag zur Ausführung der Plastik, aus den Werksmitar­beitern wählte er als Modell den Birgelener Gottfried Schuhwirt aus. Und der stand dem Künstler sechs Wochen lang Modell.

„Vom Glühfaden zur Kohlefaser“ist ein Untertitel der Ausstellun­g. Das Oberbruche­r Werk wurde 1891 zur Herstellun­g von Glühfaden für Lampen gegründet. Geschäftsf­ührer Eckhard Scholten stellte zur Eröffnung der Schau die heutige Produktion und weltweite Vermarktun­g der Karbonfase­rn bei Toho Tenax vor, Exponate dazu finden sich in der Ausstellun­g.

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