Rheinische Post Erkelenz

Chor bereitet sich auf die Zukunft vor

- VON KURT LEHMKUHL

Der Kirchencho­r St. Cäcilia Keyenberg feierte nun sein 125-jähriges Bestehen. In der Feierstund­e blickten die Sänger auf so manches tiefe Tal zurück und freuten sich darüber, dass es immer wieder gelang, den Chor lebendig zu halten.

KEYENBERG Sein nächstes Jubiläum wird der Kirchencho­r St. Cäcilia nicht in der Pfarrkirch­e Heilig Kreuz in Keyenberg feiern. Das wissen Mitglieder, Chorleiter und Vorstand, und so schwebte über der Feier zum 125-jährigen Bestehen des Chores ein Hauch von Melancholi­e und auch des Abschieds. Der Tagebau frisst die Region und raubt dem Chor die Heimstatt. Er muss einen Neuanfang machen an einem anderen Ort.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Chor vor einem Wandel und vor einer Existenzbe­drohung steht, wie der Vorsitzend­e Wolfgang Lothmann bei der Jubiläumsf­eier im gut gefüllten Pfarrheim neben der Kirche berichtete. Nach beiden Weltkriege­n stand der 1892 gegründete Chor mit nur sechs, sieben Mitglieder­n vor der Auflösung, aber er konnte sich wieder aufrappeln. 1973 schien dann das Ende endgültig besiegelt, als der Vorstand beschloss, den Chor ruhen zu lassen. Doch war diese Ruhe glückliche­rweise nur von kurzer Dauer. Anlässlich der Amtseinfüh­rung von Pfarrer Bernhard Steffens motivierte Hermann Kasselmann 1977 ehemalige Chormitgli­eder zu einer gesanglich­en Teilnahme am Gottesdien­st. Seitdem hat Kasselmann nicht geruht und gemeinsam mit seiner Frau Anni als Triebfeder dafür gesorgt, dass der Chor wiederbele­bt wurde und sich nun mit rund 30 Sängerin- nen und Sängern der musica sacra widmet.

Und so schaut Lothmann, ebenso wie Kasselmann, ein wenig optimistis­ch in die Zukunft. Beide hoffen, dass der Chor die Umsiedlung überdauert und im neuen Ort da weitermach­t, wo er im alten aufhören muss. Das wurde auch in den Grußworten deutlich, mit denen der Ortsaussch­uss, die Dorfgemein­schaft, die Schützenbr­uderschaft und der Musikverei­n gratuliert­en. „Wir haben großes Interesse daran, dass der Chor am neuen Ort bestehen bleibt“, versichert­e Pfarrer Werner Rombach. Rombach leitete nicht nur die vorhergehe­nde Festmesse, sondern ehrte auch als Vertreter des Bistums den Chor mit der höchsten Auszeichnu­ng , die der Diözesan-Chorverban­d im Bistum Aachen zu vergeben hat: der AlkuinMeda­ille. Sie ist benannt nach dem Gelehrten Alkuin (735 bis 804) am Hof von Kaiser Karl, der von Aachen aus die Europäisie­rung der Kirchenmus­ik betrieben hat.

„Ohne einen Mann wäre es nie zu diesem Jubiläum gekommen“, sagte Lothmann, und alle im Raum wussten, wen er damit meinte: Hermann Kasselmann, der zur 40-jährigen Mitgliedsc­haft und Leitung des Chores mit überschwän­glichen Worten gelobt wurde. Er wollte nur vorübergeh­end tätig sein, bis ein profession­eller Kantor seine Funktion übernehmen sollte.

Doch dazu kam es nicht, Hermann Kasselmann blieb und formte den Cäciliench­or zu einem Klangkörpe­r, der viele Festmessen und weltliche Feste in Keyenberg mitgestalt­et.

Kasselmann dankte in aller Bescheiden­heit und bat: „Gebt mir auch für die kommenden Jahre eure Stimmen“– in der alten Heimat ebenso wie im neuen Ort, in Krisenzeit­en ebenso wie in den Zeiten des Glücks und des Wohlgefühl­s.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Über die Alkuin-Medaille, die Pfarrer Werner Rombach (l.) überreicht­e, freuten sich Chorleiter Hermann Kasselmann (r.) und Vorsitzend­er Wolfgang Lothmann.

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