„Stunde der Solidarität“
Zugunsten der zu 90 Prozent zerstörten Kirchenorgel in der Erkelenzer Partnerstadt St. James fand nun in Lövenich ein Benefizkonzert statt. Kantor Stefan Emanuel Knauer und Bassbariton Manfred Bühl waren die Ausführenden.
LÖVENICH Bassbariton Manfred Bühl gelang es eindrucksvoll, die Kirche St. Pauli Bekehrung in Lövenich mit seiner Stimme zu füllen. Kantor Stefan Emanuel Knauer demonstrierte die volle Bandbreite der Orgel, die zum ersten Mal nach ihrer Restaurierung erklang. Die beiden Musiker bestritten in der Kirche das kurzfristig angesetzte Benefizkonzert für die zerstörte Orgel in der Partnerstadt Saint James in Frankreich. Spontan hatte sich Knauer zu diesem Konzert entschlossen, nachdem er von der Zerstörung des prächtigen Musikinstruments erfahren hatte. Bei Pfarrer Werner Rombach und Bürgermeister Peter Jansen fand er schnell Unterstützung, für Bühl war es eine Selbstverständlichkeit, an der Seite von Knauer mitzuwirken.
Fast alle Reihen waren besetzt im großen Kirchenschiff, als Pfarrer Rombach die Besucher begrüßte. Das Konzert stelle „eine Stunde der Solidarität“dar. Es sei ein großes Anliegen, den Freunden in der französischen Partnerstadt zu zeigen, dass die Solidarität nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten funktioniere. Ob es gelingen werde, die zu 90 Prozent zerstörte Orgel zu restaurieren oder ob eine neue angeschafft werden müsse, könne er nicht abschätzen. Als ehemaliger Kirchenmusiker wisse er, wie wichtig eine gute Orgel für eine Kirche sei. Darauf wolle man mit diesem Benefizkonzert, bei dem um Spenden statt eines Eintritts gebeten wurde, hinarbeiten.
In Grußworten dankten Pfarrer Pestour und Anne Delfraissy, die Vorsitzende des Orgelbauvereins in Saint James, für das Engagement in Erkelenz. „Es ist tröstlich, sich von unseren Erkelenzer Freunden unterstützt zu wissen“, schrieb der Pfarrer. Das Konzert sei eine „großzügige und freundliche Initiative“, teilte Delfraissy mit.
Von „großen Emotionen in Saint James“, berichtete Bürgermeister Peter Jansen. Die Menschen seien überwältigt und ergriffen von der Anteilnahme in Erkelenz, hatte er sich von Yannick Duval, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsaus- schusses in Saint James sagen lassen.
Die beiden Kirchenmusiker aus Erkelenz hatten ein Programm ausgewählt, bei dem sowohl die Orgel als auch der Gesang zu seinem Recht kamen, beginnend mit einem fulminanten, tosenden „Passacaglia c-Moll“von Johann Sebastian Bach. Auch bei Bachs Choralbearbeitung „Erbarm dich mein, o Herre Gott“und der Sonate II c-Moll von FelixMendelssohn-Bartholdy stand die Orgel als das Instrument für Kirchenmusik schlechthin im Zentrum. Bühl überzeugte mit Liedern aus „Vater unser“von Peter Cornelius ebenso wie bei der Arie „Gott sei mir gnädig“, aus dem Oratorium „Paulus“von Mendelssohn-Bartholdy, dem Gebet „Herr, den ich tief im Herzen trage“von Ferdinand Hiller und „Abendfriede“und „Nachtgebet“von Josef Rheinberger. Beeindruckt verließen die Besucher das Konzert, nicht nur durch die Musik mitgenommen, sondern auch durch die Fotos auf Stellwänden, die das ganze Ausmaß der Zerstörung der Orgel in Saint James dokumentierten.
Dieses Benefizkonzert könnte nicht das einzige in Erkelenz bleiben. Bei einem Gespräch hatte Ulrich Wendt, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, anklingen lassen, dass Professor Norbert Brendt, der Ehrenbürger von Saint James ist, vielleicht ebenfalls konzertieren werde.