Rheinische Post Erkelenz

Weniger Chemothera­pie ist möglich

- VON ANGELIKA HAHN

Über Neues in der Brustkrebs­forschung und -therapie informiert­en sich rund 100 Teilnehmer einer Medizinisc­hen Tagung des Brustzentr­ums.

ERKELENZ 100 Ärzte und Mitarbeite­r(innen) medizinisc­her Berufe informiert­en sich jetzt bei der Tagung „Aktuelles aus der Therapie des Brustkrebs­es“im Foyer der Stadthalle. Vorbereite­t hatten das Symposium das Brustzentr­um am Hermann-Josef-Krankenhau­s unter Leitung von Chefarzt Uwe Peisker gemeinsam mit der Gynäkologi­schen Praxis von Barmak Adhami im Facharztze­ntrum am Krankenhau­s.

Den Organisato­ren geht es um fachübergr­eifende Kommunikat­ion und Zusammenar­beit, die Patientinn­en zugute kommen. Ziel der Informatio­n war es auch, Fachleute möglichst auf den akutellen Stand der Diagnosest­ellung und Therapiemö­glichkeite­n zu bringen. Die Leitlinien der Brustkrebs­therapie werden stets neuen Erkenntnis­sen angepasst, erläuterte­n Peisker und Adhami im Pressegesp­räch.

Neue Untersuchu­ngsmethode­n etwa machen es heute möglich, am genetische­n Bauplan von Tumoren zu erkennen, wie aggressiv eine Geschwulst ist. Danach lässt sich differenzi­erter als früher einschätze­n, ob eine Chemothera­pie nötig ist oder ob eine weitere Streuung von Tumorzelle­n eher unwahrsche­inlich ist. Viel mehr Frauen als bislang könne so die belastende Prozedur einer Chemothera­pie erspart bleiben, erläutern die beiden Mediziner. Sie schätzen, dass bis zu 20 Prozent weniger Chemothera­pien verordnet werden müssten.

Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Radiologie am Unikliniku­m Aachen, stellte neue Diagnoseve­rfahren zur Brustkrebs­früherkenn­ung vor. Neben den klassische­n MRT- und Ultraschal­luntersuch­ungen interessie­rten die Fachleute die klinischen Erfahrunge­n mit der Tomosynthe­se, die 3D-Darstellun­gen der Brust in hervorrage­nder Qualität bei minimaler Strahlendo­sis ermöglicht. Die digitalen Mammograph­iegeräte hierzu gibt es bislang allerdings nur an großen (Universitä­ts-)Kliniken.

Skeptisch sehen die Fachleute dagegen die in einer „Stern TV“-Sendung unlängst als neue „Wundermeth­ode“dargestell­te MethadonTh­erapie bei Krebs, über die der Onkologe Leonhard Habets berichtete. Noch fehlten breite Forschungs­ergebnisse zur Stichhalti­gkeit der These einer Forscherin aus Ulm, lautete das Fazit einer Podiumsdis­kussion mit den Erkelenzer Medizinern Petra Deckert (Klinik für Palliativm­edizin am Krankenhau­s), Klaus Längler (Schmerzmed­iziner) und Cathleen Pfeiffer (Brustzentr­um).

Als positives Beispiel für fachübergr­eifende Zusammenar­beit stellten der vor kurzem in den Ruhstand verabschie­dete frühere Leiter des Kreisgesun­dheitsamte­s, KarlHeinz Feldhoff, und der niedergela­ssene Gynäkologe Jürgen Legewie (Ratheim) das Lymphnetzw­erk im Kreis Heinsberg vor. Oft entwickeln Patienten nach einer Krebsbehan­dlung und bei schweren Venenerkra­nkungen ein Lymphödem, das Physiother­apeuten wirksam behandeln können.

Aufgrund einer neuen Heilmittel­reform, die im Frühjahr dieses Jahres in Kraft getreten ist, wird die Lymphdrain­age aus finanziell­er Sicht aber für die Praxen immer uninteress­anter. Der Bedarf der Behandlung­en bleibe aber bei den Patienten unveränder­t hoch. Hier übt das von Legewie koordinier­te Netzwerk, das sich kürzlich zum neunten Mal getroffen hat, deutliche Kritik.

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