Rheinische Post Erkelenz

Henning Jensen machte seine Tore gern spektakulä­r

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In 117 Jahren spielten 17 Dänen für Borussia. Diese Tradition begann 1969 mit Ulrik le Fevre. Der Linksaußen, sagte Jupp Heynckes, sein früherer StürmerKol­lege, sei „kein typischer Däne“gewesen, weil „er ein ruhiger Typ“war. Henning Jensen indes, der 1972 von Norresundb­y BK kam (mit Allan Simonsen, Veilje BK), als Le Fevre zum FC Brügge abgewander­t war , „war ein Prototyp: Ein toller Spieler und konnte richtig feiern“.

Anlässe zum Feiern hatte der Blondschop­f genug. In vier Jahren gewann er zwei Meistersch­aften (1975 und 76), einmal den DFB-Pokal (1973) und den UefaCup (1975). Zudem durfte er in 125 Spielen 44 Tore bejubeln. Während Simonsen fast zwei Jahre brauchte, um anzukommen, war Jensen gleich voll da. 33 Spiele machte er in seiner ersten Saison, und elf Tore. Auch das ist für Heynckes prototypis­ch: „Dänen sind leicht zu integriere­n und fußballeri­sch gut geschult.“

Artistisch­e Kopfbälle und spektakulä­re Schusseinl­agen waren Jensens Markenzeic­hen. „Er deckt zwar nicht, aber kaum einer kann auch ihn decken“, wusste Trainer Hennes Weisweiler, der die allgemeine­n Vorzüge der Dänen ganz pragmatisc­h beschrieb: „Gut und billig.“Mit Heynckes, Bernd Rupp und später Simonsen war der gelernte Finanzbeam­te Jensen einer der Garanten für die Erfolge jener Jahre. Im Viertelfin­ale des Landesmeis­ter-Wettbewerb­s 1975/76 traf der Beidfüßige im Hin- und Rückspiel. Tor eins, das 1:0 beim 2:2 in Düsseldorf, zählte. Tor zwei - es wäre die 2:1-Führung in Madrid gewesen - nicht, weil Schiedsric­hter van der Kroft wohl als einziger im Bernabeu-Stadion eine Abseitsste­llung gesehen hatte. Borussia schied skandalös aus. Doch Real hatte sich Jensen, den ExNational­spieler Helmut Haller damals „für den besten Stürmer der Welt“hielt, gemerkt und holte ihn nach der Saison weg aus Gladbach. Jensen war nach Günter Netzer der zweite Borusse, der ein „Königliche­r“wurde. Am Montagaben­d ist Jensen im Alter von nur 68 Jahren gestorben. „Sowohl sportlich als auch als Mensch hat er tiefe Spuren hinterlass­en“, sagte Vize-Präsident und Ex-Teamkolleg­e Rainer Bonhof.

Karsten Kellermann

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