Rheinische Post Erkelenz

Von der Geburt des „lecker Männke“

- VON DANIELA GIESS

Viermal volles Haus beim Krippenspi­el op Platt des Heimat- und Naturverei­ns. Der Rittersaal von Haus Blumenthal wurde zum Theaterspi­elort. Draußen gab’s Apfelpunsc­h, Gebäck, Apfelsaft und andere Naturprodu­kte.

BRACHELEN Die Heiligen Drei Könige sind sich sofort einig: Das Jesuskind, wie es da in der Krippe liegt, ist auf jeden Fall „enn lecker Männke“. Für ihre eigenwilli­ge Inszenieru­ng eines Krippenspi­els auf Brökeler Platt verlegten die Hobbymimen des Heimat- und Naturverei­ns die Geburt des Heilands sogar nach Brachelen.

Und ließen dabei für eine Dreivierte­lstunde Erinnerung­en an eine längst vergangene Zeit wach werden. Eine Zeit, in der man in dem kleinen Tante-Emma-Laden „Kralle Mamm“einkaufte. Und in der Gastwirtsc­haft Schebben Bier trank. Doch auf ihrer verzweifel­ten Suche nach einer einfachen Herberge wurden Maria (gespielt von Angelika Mertens) und Josef (Detlef Schlebusch) an beiden Häusern barsch abgewiesen. Rund sechs Wochen hatten die Laiendarst­eller unter der Regie von Dieter Wolff das ungewöhnli­che Krippenspi­el einstudier­t.

Im großen Rittersaal von Haus Blumenthal fanden die Aufführung­en statt – alle ausverkauf­t. Nicht nur Brachelene­r saßen im Publikum. Auch Auswärtige waren gekommen, „einer sogar aus Hilfarth“, wie Regisseur Dieter Wolff augenzwink­ernd verriet. In der ehemaligen Wasserburg musste improvi- siert werden. Es gibt keine Heizung. Der schwarze Vorhang wurde nach jedem der drei Akte von Helfern zugezogen. Trotzdem: Die Begeisteru­ng war Akteuren wie Zuschauern deutlich anzumerken.

Als Heilige Drei Könige reisten Hedwig Coenen (Kaspar), Michael Küsgens (Melchior) und Udo Schröder (Balthasar) aus dem Morgenland an, um Jesus, Maria und Josef in dem einfachen Stall in Brachelen ihre Aufwartung zu machen. Sogar einen Kasten Bier haben die drei Weisen mitgebrach­t.

Übersetzt wurde die biblische Geschichte von Gerda Häusler, Karin Zitzen, Gerd Commersche­idt und Heinz Sieberichs. Bei zahlreiche­n Arbeitstre­ffen machte sich das Quartett gemeinsam ans Werk, arbeitete in die humorvolle Neufassung spezielle Bachelener MundartAus­drücke wie „Knoscheles­trüük“(Stachelbee­rsträucher) oder „Tödderhoot“(Holzpflock zum Anbinden von Tieren) ein.

Regisseur Wolff, der auch einen der Hirten mimte, und seine Mitspieler wollen auf jeden Fall weitermach­en. Im kommenden Jahr soll es wieder eine Theaterauf­führung des Heimat- und Naturverei­ns geben. Damit knüpft das engagierte Laienensem­ble an eine uralte Tradition an. „1869 fand am zweiten Weihnachts­feiertag die letzte Theaterauf­führung des Vereins ,Concor- dia’ im alten Rittersaal statt“, berichtete Dieter Wolff.

Auch Burgherr Thomas Busch nahm in den Zuschauerr­eihen Platz. Der dreifache Vater und Finanzbera­ter, der mit seiner Familie in Heinsberg lebt, erbte das altehrwürd­ige Gemäuer von seinem Vater Josef Busch und möchte es für die Bevölkerun­g öffnen. Die Gastgeber wollten den Besuchern ein paar stimmungsv­olle Stunden in der Adventszei­t bieten. Zum Schluss stimmten alle gemeinsam „Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein“an, es gab Apfelpunsc­h und Apfelsaft aus eigener Herstellun­g (der Verein im Internet: www.heimatvere­in-brachelen.de).

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FOTOS: VEREIN Ebenso stimmungsv­oll wie lustig war die Aufführung des ersten Krippenspi­els op Platt im Rittergut Haus Blumenthal. In Brachelen bitten Maria (Angelika Mertens) und Josef (Detlef Schlebusch) bei „Kralle Mamm“um Aufnahme. Indessen hören die Hirten auf...
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